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0130 - Er zahlte mit seinem Blut

0130 - Er zahlte mit seinem Blut

Titel: 0130 - Er zahlte mit seinem Blut
Autoren: Er zahlte mit seinem Blut
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immer bei Kindesentführung müssen eine Menge Leute eingesetzt werden, um einer noch größeren Menge von Spuren nachzugehen. Und wie immer, wenn man sich an die Öffentlichkeit - wendet, gehen eine wahre Unzahl falscher Meldungen ein, daß man die Kidnapper hier und da gesehen haben will. Manchmal fragt man sich, wo die Leute ihre Augen haben.
    Im Flur traten wir in eine Nische zwischen zwei Lastaufzüeen. Ich sah Rock fragend an. Im Grunde tat er mir leid. Er hatte sich bisher als guter Kamerad erwiesen, und ich konnte mir wohl denken, daß es für einen Mann allerhand bedeutet, an einem Tage urplötzlich zu erfahren, daß er seit Jahren ein Kind hat und daß dieses Kind vor ein paar Stunden von Verbrechern entführt worden ist.
    »Die Sache ist die, Jerry«, begann Rock leise und mit gesenktem Kopfe, »ich habe in Korea eine Verwundung mitgekriegt. Hier oben!«
    Er tippte sich an den Kopf.
    »Seit dieser Zeit«, fuhr er fort, »habe ich Gedächtnisschwund. Nicht völlig, ich weiß nicht, wie die Mediziner das genau nennen.«
    »Partieller Gedächtnisschwund«, sagte ich.
    »Ja, ich glaube, so heißt es. Ich kann mich an nichts erinnern, was vor Korea war, verstehst du?«
    Mein Mitgefühl wurde stärker.' Jetzt verstand ich auf einmal sein manchmal so verschlossenes Wesen. Ein Mann will doch wissen, wo er herkommt, was er für eine Jugend hatte und so weiter. Partieller Gedächtnisschwund infolge einer Kriegsverletzung. Das erklärte natürlich alles.
    »Ich kann jetzt nicht zu dem Mädchen gehen«, fuhr Rock fort. »Ich habe ja keine Ahnung mehr, was zwischen uns überhaupt war, verstehst du? Mir ist das alles fürchterlich peinlich…«
    Ich klopfte ihm auf die Schulter. »Nimm's nicht so schwer, Rock! Das ist alles ein bißchen viel für dich, was da so in ein paar Stunden auf dich einstürmte. Setz dich in die Kantine und trink eine anständige Tasse Kaffee, die wird dich wieder ein bißchen aufpulvern. Und Miß Hollins kannst du immer noch sprechen, wenn wir das Kind erst einmal gefunden haben.«
    Rock hob den Kopf. In seinen Augen schimmerte es.
    »Verdammt!« knurrte er. »Was seid ihr nur prächtige Halunken!«
    Damit drehte er sich um und marschierte zu dem Fahrstuhl, der hinauf zur Kantine fuhr.
    Ich ging zurück in mein Office und stürzte mich wieder in die Arbeit. Nach ein paar Minuten erschienen vier Cops und brachten zwei junge Burschen herein.
    Ich winkte den vier Vernehmungsbeamten, die dafür schon bestimmt waren. Schweigend zogen sie mit den Burschen ab.
    Jetzt hatte ich einige Hoffnung. Wenn die beiden jungen Kerle wirklich zu der Chrysler-Bande gehörten, dann würden sie früher oder später schon auspacken. Unsere Vernehmungsbeamten sind Psychologen, wie sie im Buche stehen. Die ziehen jedem die Würmer aus der Nase.
    Es mochte vielleicht eine halbe Stunde vergangen sein, als ein Neger in unserem Office erschien.
    »Entschuldigen Sie die Störung, Sir«, sagte er, »ich möchte gern mit Mister Jeffers sprechen.«
    »Das wird sich im Augenblick schlecht machen lassen«, sagte ich und fuhr fort, nur um irgendeine Begründung zu liefern: »Mister Jeffers'hat heute Schwierigkeiten. Es geht ihm nicht gut. Es hängt mit seiner Kriegsverletzung zusammen. Vielleicht können Sie ein andermal wiederkommen?«
    Der Neger sah mich groß an. »Kriegsverletzung?« wiederholte er. »Das muß ein anderer Mister Jeffers sein. Der, den ich meine, der ist nie verwundet worden.«
    »Und der, den ich meine«, sagte ich ungnädig, »der ist im Koreakrieg verwundet worden. Offensichtlich meinen wir also zwei verschiedene Personen. Einen anderen Mister Jeffers haben wir aber nicht im Haus. Und außerdem bin ich sehr beschäftigt.«
    »Entschuldigen Sie, Sir«, sagte der Neger. »Ich meine den G-man Rock Jeffers. Er hat mir selbst erzählt, daß er nach New York versetzt worden ist.«
    Ich stutzte.
    »Wann hat er Ihnen denn das erzählt?«
    »Im Zuge von Frisco nach hier. Kurz bevor diese komische Sache passierte.« Jetzt fing die Sache an, mich zu interessieren. Irgend etwas stimmte hiei doch nicht.
    »Was für eine komische Sache?«
    »Sehen Sie, Sir, Mister Jeffers und ich waren in Korea Freunde. Und wir trafen uns im Schlafwagen zufällig wieder, als Mister Jeffers nach New York fuhr. Da sagte er mir übrigens auch, daß er nicht verwundet worden ist.«
    »Das sagte er Ihnen selber?«
    »Ja, Sir. Und dann verabredeten wir uns für den nächsten Tag im Speisewagen. Wir wollten zusammen einen trinken, wie das so
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