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0129 - Nur über meine Leiche

0129 - Nur über meine Leiche

Titel: 0129 - Nur über meine Leiche
Autoren: Nur über meine Leiche
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Bradley stand brüsk auf.
    »Verlassen Sie jetzt bitte das Grundstück. Ich habe einfach keine Lust, mich noch länger mit Ihnen zu langweilen.«
    Ich verständigte mich mit Phil durch ein Augenzwinkern.
    »Entschuldigen Sie bitte nochmals meine ungehörigen Bemerkungen, Miss Bradley«, sagte ich und erhob mich.
    Phil stand ebenfalls auf.
    »Nehmen Sie’s nicht zu tragisch«, meinte er. »Mein Freund macht manchmal dumme Scherze.«
    Er lächelte.
    »Gestatten Sie«, sagt er und nahm ein Haar von ihrer Schulter.
    »Danke schön«, erwiderte sie und streckte Phil die Hand hin.
    Mich übersah sie geflissentlich.
    Als wir wieder in meinem Jaguar saßen betrachtete Phil träumerisch das kastanienbraune Frauenhaar und sagte:
    »Damit unser Labor ein bisschen Arbeit kriegt.«
    ***
    Als wir den Untersuchungsbefund in der Hand hatten, wussten wir, dass wir auf einer heißen Fährte waren. Unsere Chemiker hatten ganz einwandfrei festgestellt, dass Patricias Haar gefärbt war. Die ursprüngliche Farbe war mittelblond gewesen. Wir hatten noch einmal mit dem Buchhalter Charlie Murphy gesprochen. Daraufhin gab es keinen Zweifel mehr. Patricia Bradley hatte noch nie mittelblondes Haar besessen, also konnte die junge Dame, mit der wir auf der Terrasse gesessen hatten, niemals die Tochter des Großindustriellen Thomas Bradley sein. Die Vermutung des Buchhalters hatte sich als richtig erwiesen.
    Wo aber war Patricia Bradley? Das war die wichtigste Frage. Wir konnten uns zunächst nur an das falsche Millionärstöchterlein halten. Das war jedoch leichter gesagt, als getan.
    Denn Pseudo-Patricia war verschwunden.
    Wir verfolgten eine ganze Menge Spuren. Aber jede einzelne verlief im Sand. Nach drei Tagen waren wir nicht einen einzigen Schritt weitergekommen. Die falsche Patricia war wie vom Erdboden verschluckt. Am gleichen Tag, an dem wir mit den Ermittlungen begonnen hatten, war auch der Abteilungsleiter Pal Stafford unter Beobachtung gestellt worden. Denn nur er konnte uns auf die Spur der Bande bringen. Wir hatten ihn absichtlich noch nicht verhört, um ihn nicht kopfscheu zu machen. Er musste eine wichtige Figur in dem teuflischen Spiel sein. Wir warteten darauf, dass er einen Fehler machte. Vorläufig tat er uns jedoch nicht den Gefallen. Die G-men, die ihn ständig verfolgten, wussten nichts Außergewöhnliches zu berichten.
    Ebenfalls seit drei Tagen war eine Sonderkommission der Verkehrspolizei bei der Arbeit, die noch einmal peinlich genau den Autounfall prüfte, dessen Opfer Thomas Bradley gewesen war. Die besten Experten des Straßenverkehrs und die fähigsten technischen Sachverständigen waren herbeigeholt worden, um den mysteriösen Autounfall restlos aufzuklären.
    Dann bekamen wir das Protokoll der Verkehrspolizei überreicht. Es waren etwa 120 Seiten, die wir zu lesen hatten. Außerdem konnten wir einen ganzen Stapel Fotos betrachten. Man hatte das Autowrack, in dem Thomas Bradley den Tod gefunden hatte, in seine Bestandteile zerlegt. Man hatte versucht, den Verlauf des Unfalls in jeder Phase zu rekonstruieren, und ich glaube, dass es ganz gut gelungen war.
    Der letzte Satz des umfangreichen Gutachtens war maßgebend.
    »Daher kann festgestellt werden, dass Thomas Bradley einem als Autounfall kaschierten Mord zum Opfer gefallen ist.«
    Es war 18 Uhr 30. Wir saßen in unserem Büro.
    Phil meinte gerade:
    »Machen wir Schluss für heute, Jerry. Wir können…«
    Da kam ein Anruf vom 28. Polizeirevier.
    »Auf der Metro-Station, die in unserem Revierbereich liegt, ist eben Mister Charlie Murphy verunglückt. Er sagte, wir sollten Sie davon unterrichten, Cotton.«
    »Danke, wir kommen sofort. Äh, sagen Sie, lebt Murphy noch?«
    »Er ist schwer verletzt, aber er lebt noch.«
    »Gut, wir kommen sofort.«
    Zwanzig Minuten später hasteten Phil und ich die Stufen der Untergrundbahnstation hinunter.
    ***
    Es wimmelte von Cops die alle Hände voll zu tun hatten, die Unfallstelle von neugierigen Fahrgästen freizuhalten. Kurz vor der Sperre trat uns ein schwarz uniformierter Beamter in den Weg.
    »Der Zugverkehr in Richtung Süden ist vorläufig eingestellt, Gentlemen. Gehen Sie doch bitte zu einem anderen…«
    Wir zeigten stumm unsere Ausweise.
    Er salutierte und wies einen seiner Kollegen an, uns eine Gasse durch die Menschenmauer zu bahnen.
    Etwa in der Mitte des breiten Bahnsteiges war der Unfall geschehen. Neben dem Office des Zugabfertigers erblickten wir eine Bahre, über die gerade eine Decke gebreitet
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