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0127 - Der grüne Spuk

0127 - Der grüne Spuk

Titel: 0127 - Der grüne Spuk
Autoren: A.F. Morland
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bin schon neugierig auf ihn.«
    Bill ließ den Wagen durch die Tiefgarage rollen. »Ray Tashlin kennt die ganze Welt. Er hat fast alle Länder bereist, die es gibt. Finanziell steht er auf gesunden Beinen. Er hat mit zwanzig Jahren eine Kammgarnfabrik geerbt, die sein Schwager für ihn leitet. Die Archäologie ist seine ganz große Leidenschaft. Für sie würde er sein Leben hingeben. Kürzlich war er auf Madeira. Ich bin sicher, daß er uns heute zeigen wird, was er da gefunden hat.«
    »Schreibt er nicht auch Bücher?«
    Bill nickte. »Zehn sind bisher erschienen. Sie verkaufen sich so gut, daß er nicht nur davon leben, sondern sich sogar mit seinen fünfundvierzig Jahren zur Ruhe setzen könnte. Aber daran denkt Ray Tashlin selbstverständlich noch lange nicht.«
    »Mit einem Wort - wir sind auf dem Weg zu einem in jeder Hinsicht außergewöhnlichen Mann.«
    »Das kann man behaupten«, sagte Bill Fleming und stoppte an der Ausfahrt der Tiefgarage kurz das Fahrzeug, um keine Karambolage heraufzubeschwören.
    Die Freunde freuten sich auf ein geselliges Beisammensein mit Ray Tashlin. Mit fruchtbringendem Gedankenaustausch und heißen Diskussionen.
    Doch wie schon so oft hatte das Schicksal wieder einmal die Weichen anders gestellt.
    ***
    »Verdammt!« stieß Yul Sturges ärgerlich hervor. Er war über einen kindskopfgroßen Stein gestolpert. Beinahe hätte er das Gleichgewicht verloren und wäre lang hingeschlagen.
    Das Haus, dem er sich näherte, war groß und zwischen tintig aussehenden Büschen und Bäumen eingebettet. Hier fehlte sichtlich die ordnende Hand des Gärtners.
    Die Natur durfte wild wuchern, und sie schien die Absicht zu haben, von dem Gebäude allmählich Besitz zu ergreifen.
    Wenn im Obergeschoß nicht eines der Fenster erhellt gewesen wäre, hätte Yul Sturges geglaubt, das Haus wäre unbewohnt.
    Irgendwo schrie ein Käuzchen. Yul Sturges fröstelte. Der Schrei hörte sich unheimlich an. Unwillkürlich blickte sich Sturges um. Nervös leckte er sich die Lippen.
    Er erinnerte sich daran, daß er, als er aus dem Chevrolet gestiegen war, das Gefühl gehabt hatte, von jemandem beobachtet zu werden.
    Jetzt merkte er deutlich, daß dieses Gefühl immer noch vorhanden war. Er hatte es nur kurz ignoriert.
    Mißmutig schüttelte er den Kopf. Er gestand sich selbst nicht gern ein, daß er Angst hatte.
    Nacht. Dunkelheit. Der Schrei eines Käuzchens. Zum Teufel noch mal, was war denn das schon? Damit konnte man kleine Kinder erschrecken, doch keinen erwachsenen, kräftigen Mann.
    Nur noch ein paar Schritte bis zum Haus. Ein dicker Kloß schien in Yul Sturges’ Hals zu sitzen. Er ärgerte sich darüber.
    Sobald er das Haustor erreicht hatte, suchte er nach einem Klingelknopf. Wieder schrie das Käuzchen. Diesmal lauter. Als wäre es näher gekommen.
    »Hau ab, dämlicher Vogel«, knirschte Sturges. »Sonst rupfe ich dir sämtliche Federn aus.«
    Er verlor schnell die Geduld, nach der Klingel zu suchen. Mit der Faust hämmerte er an das dicke Holz der Eichentür.
    Die Schläge hallten durch das Haus. Yul Sturges trat einen Schritt zurück. Er schaute zu dem erhellten Fenster hinauf.
    Dort ging das Licht aus. Und es flammte nirgendwo mehr auf. So als wäre man hier auf keinen nächtlichen Besucher neugierig.
    »Hallo!« rief Yul Sturges wütend. »Hallo! Ich weiß, daß jemand im Haus ist!«
    Stille. Keine Reaktion.
    »Hören Sie, mein Wagen hat eine Panne. Ich möchte bei Ihnen nur mal schnell telefonieren! In zwei Minuten sind Sie mich schon wieder los. Machen Sie auf. Bitte!«
    Nichts. Yul Sturges hämmerte wieder an die Tür. Niemand öffnete ihm.
    »Schweinerei!« schrie Sturges zornig. »Ich muß schon sagen, es gibt hilfbereitere Menschen als Sie!«
    Raschelndes Laub kroch über den Boden.
    Das Käuzchen schrie wieder. Es klang wie ein Warnruf. Yul Sturges fühlte sich unbehaglich. Aber er wollte von hier nicht Weggehen, bevor er telefoniert hatte.
    Er wandte sich von der Tür ab und trat an eines der Fenster. Mit den Händen schirmte er die Augen ab und versuchte, in das Haus zu spähen.
    Nichts war zu erkennen.
    Plötzlich ein Geräusch. Ein Ächzen vielleicht. Yul Sturges fuhr herum. Sein starrer Blick fiel auf die Fertigteilgarage, die neben dem Haus stand.
    Rosenhecken umrankten sie. Yul Sturges ging darauf zu. Das Tor war offen. Im Hintergrund schimmerte ein schmales Fenster. Die Garage war leer.
    Yul Sturges trat ein. Er konnte die Hand nicht vor den Augen sehen. Wütend sagte er: »Zum Henker,
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