Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0124 - Das Flammenschwert

0124 - Das Flammenschwert

Titel: 0124 - Das Flammenschwert
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
ihr nach, bewunderte ihre schlanken, langen Beine, die irgendwo unter dem ziemlich kurzen Morgenmäntelchen endeten. Nicole griff nach dem Fensterflügel, um ihn zu schließen. Sie wollte verdunkeln, damit Zamorra nicht von der Helligkeit des anbrechenden Tages gestört wurde. Und wehe, wenn er diesmal nicht bis zum Mittag schlafen würde! Gesundheit ging allemal vor Arbeit…
    Doch es blieb beim Wollen.
    Nicole erstarrte mitten in der Bewegung. Langsam, vorsichtig wandte sie den Kopf, sah zu Zamorra hinüber.
    Ein feines, kaum hörbares Singen erfüllte den Raum. Starr lag Zamorra auf dem Lager, rührte sich nicht. Doch das war es nicht, was Nicole erschreckte, sondern das andere, das Fremde…
    Das Amulett war aktiv!
    Ein eigenartiges, rhythmisches Pulsieren ging von ihm aus, ein grünliches Leuchten, das sich ausdehnte und Zamorras schlanken Körper zu umfließen begann. Ein seltsames, eigenartiges Waberlicht, das immer intensiver, immer stärker wurde und den Raum schattenlos ausleuchtete.
    Nicole preßte die Hände vor den Mund, um nicht loszuschreien. Schon einmal hatte sie dieses grüne Leuchten um Zamorra gesehen, damals, als das Amulett ihn nach Callantsoog rief. Damals, als über einem kleinen Küstendorf der Niederlande ein Schiff aus einer fremden Dimension abstürzte, besetzt von furchtbaren Dämonen, die sofort die Umgebung mit einer entsetzlichen Wahnsinnsstrahlung überfluteten. [2]
    War jetzt wieder etwas im Gange? Rief das Amulett abermals? Wurde Zamorras sofortiges Eingreifen erforderlich?
    »Nein…«, flüsterte Nicole entsetzt. »Das darf nicht wahr sein, nicht schon wieder, nicht jetzt…«
    Sie machte einige Schritte auf das Bett zu. Da ging ein jäher Ruck durch Zamorras Körper. Der Professor erhob sich mit abgehackten Bewegungen wie eine Marionette ein Roboter. Er taumelte, schien sich kaum aufrecht halten zu können. Seine Hände fuhren hoch, preßten gegen die Schläfen. Ein leiser Stöhnlaut entrang sich seiner Kehle.
    Das pulsierende Leuchten wurde hektischer, intensiver. Zamorra drohte zu stürzen. »Angst«, keuchte er. »Panik, Furcht…« Er stammelte nur noch.
    Entsetzt jagte Nicole auf ihn zu, wollte ihn stützen, ihm helfen. Doch im gleichen Moment griff das grüne Leuchten auf sie über, umfloß nun auch ihren Körper wie eine Hülle aus purer Energie.
    Jetzt hatte sie die gleichen Empfindungen, von denen auch Zamorra überflutet wurde. Es war etwas Grauenhaftes, eine Welle der Todesfurcht, die über sie hereinbrach, so daß sie fast glaubte, diese Furcht gehe von ihr selbst aus. Doch dem war nicht so. Jene gräßliche Todesfurcht, die Angst vor der drohenden Vernichtung, ging von dem Amulett aus, zusammen mit dem grünlichen Leuchten…
    Das Mädchen spürte, wie eine unfaßbare Macht nach dem Professor und ihr griff. Sie schrie auf. Doch jene eigentümliche Kraft, jener Fluß kalter Energie griff unerbittlich zu. Nicole sah, wie die Umgebung zu verschwimmen begann, förmlich überlagert wurde von dem wabernden, wallenden Grün. Sie spürte Zamorra neben sich, vermochte ihn aber nicht mehr zu erkennen. Nur noch dieses abscheuliche grüne Leuchten…
    Dann aber verblaßte es jäh wieder, rascher, als es aufgetreten war, und gab eine neue, fremdartige Umgebung frei. Sie standen unter freiem Himmel in einer ihnen unbekannten Landschaft.
    Das Leuchten und Pulsieren des Amuletts erstarb. Und nur Zamorra spürte noch jene unterschwellige Angststrahlung, die aber nicht mehr von Bedeutung war, ihn nicht mehr beeinflußte. Es war, als fürchte sich jemand vor seinem bevorstehenden gewaltsamen Tod.
    Zamorra ahnte mehr, als er es wußte, daß sie eine Zeitreise in die Vergangenheit vorgenommen hatten. Das Amulett hatte die Kontrolle übernommen und sie mit sich gerissen in eine längst zurückliegende Zeit. Und gleichzeitig war eine örtliche Versetzung eingetreten. Denn daß dies nicht mehr das Loire-Tal war, das sah Zamorra auf den ersten Blick.
    Lediglich die Tageszeit hatte sich kaum verändert. Es war auch hier in der Vergangenheit früher Morgen. Soeben sandte die Sonne ihre ersten Strahlen über den östlichen Horizont…
    ***
    Ein gewaltiger Gong dröhnte. Der Kopf des Mannes ruckte unwillkürlich hoch, ein Fluch kam über seine Lippen. »Diese Hunde, ich bringe sie um«, murmelte er erbittert und sah zu jener kleinen Gruppe von Männern hinüber, die die ganze Nacht über noch keine Minute geschlafen hatten.
    Neben ihm regte sich Vater Heinrich. Sie nannten ihn Vater seines
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher