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0124 - Das Flammenschwert

0124 - Das Flammenschwert

Titel: 0124 - Das Flammenschwert
Autoren: Werner Kurt Giesa
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geworden. Ein entsetzlicher Gedanke zuckte durch Vater Heinrichs Kopf. Wenn die Muselmanen jetzt angriffen, vermochten sie, das gesamte Lager innerhalb weniger Minuten zu besiegen. Kaum einer der schlaftrunkenen Ritter würde fähig sein, sich zur Wehr zu setzen! Nicht einmal der dröhnende Gong hatte sie aus dem Schlaf reißen können, es schien, als läge der Schatten des Todes über den Männern.
    Heinrich blieb stehen. »Du bist jünger und gewandter, Gottfried«, stieß er hervor, »kümmere du dich um die Fremden, ich schlage den Gong! Es muß doch jemand erwachen, vielleicht ist es eine Falle…« Mit weiten Sprüngen, die der erstaunte Gottfried dem Alten gar nicht zugetraut hätte, hetzte Vater Heinrich zum Gong hinüber.
    Wilhelm von Helleb und der Edelmann Ragnar hatten mittlerweile die beiden Fremden erreicht. Jetzt kam auch Gottfried heran und blieb vor ihnen stehen, die Hand am Dolch. Mißtrauisch musterte er die beiden Menschen.
    Sie waren jung. Ein Mann und eine Frau. Der Mann mochte etwas älter sein, Gottfried schätzte ihn auf Ende dreißig. Die Frau - nun, vielleicht war sie fünfundzwanzig, mehr bestimmt nicht. Sie trug ihr blondes Haar offen und bis auf die Schultern herabfallend. Ihre bezaubernde Schönheit wurde nur von einem kurzen Kittel bedeckt, der vorn zu öffnen war. Errötend sah Gottfried zu dem Mann hinüber. Dieser war eine beeindruckende Figur. Er mußte ein Adliger sein, wenngleich er nur ein eigenartiges langes Beinkleid trug, wie Gottfried es nie zuvor gesehen hatte, und auf der Brust ein Amulett hängen hatte. Ein magische Amulett; der Drudenfuß in der Mitte sagte alles. Gottfried beschloß, dem Magier wie auch der jungen Frau mit Mißtrauen zu begegnen.
    Wilhelm von Helleb war weniger zurückhaltend. Er baute sich vor den beiden auf, ein dürrer, langer Mann mit schütterem blondem Haar und scharf ausrasiertem Kinnbart, und fragte laut: »Wer seid ihr, woher kommt ihr, und was wollt ihr?«
    Er lallte nicht. Es war ihm nicht anzusehen, wieviel Bier er getrunken hatte. Er stand völlig sicher, seine Hände zitterten nicht, und seine Augen waren klar.
    »Wir wurden hierherverschlagen«, sagte der Mann mit dem Amulett zögernd. Sein Akzent klang französisch. »Seid Ihr Ritter?«
    »Kreuzritter«, sagte Wilhelm. »Wenn’s beliebt«, er vollführte einen eleganten Kratzfuß vor der jungen Frau. »Ich bin Fürst Wilhelm von Helleb und möchte Euch mein Herz zu Füßen legen, edle Dame.«
    »Edle Dame…«, murmelte Gottfried lautlos vor sich hin. »Ein Edelfräulein zeigt sich nicht in einem solchen Aufzug…«
    Der Magier lachte. »Bemüht Euch nicht, Fürst Wilhelm, die Dame ist bereits vergeben, und zwar an mich. Mein Name ist Zamorra, und das ist Mademoiselle Duval.«
    »Franzosen?« fragte Wilhelm erstaunt. »Nun, so kommt mit ins Lager, Ihr seid uns willkommen. Ihr habt wenigstens noch Lebensart, ganz im Gegensatz zu jenen deutschen Barbaren, die sich Ritter schimpfen und nicht einmal vernünftig reiten können, geschweige denn kämpfen. Schlagen sie mit dem Schwert zu, verfehlen sie die Anhänger Mohammeds mit Sicherheit, benutzen sie den Morgenstern, lassen sie sich von ihm vom Pferd reißen. Doch kommt nun mit!« Einladend streckte Wilhelm die Hand aus.
    »Hütet Eure Zunge, Wilhelm«, zischte Gottfried. »Wer, glaubt Ihr, daß Ihr seid, daß Ihr deutsche Ritter beleidigen könnt? Und Fremden gegenüber sollte man mißtrauisch sein. Seht Ihr nicht das magische Amulett? Sie sind Heiden.«
    Wilhelm lachte. »Hol’s der Teufel, Gottfried, Ihr seid fiink mit der Zunge, doch unerfahren. Selbst ich sehe, daß das Amulett der Weißen Magie zugehörig ist, und die ist nimmermehr Teufelswerk. Im Gegenteil, sie mag uns helfen, über die heidnischen Bestien zu siegen.«
    »Weh Euch«, gab Gottfried erbittert zurück. »Stände nicht die Schlacht bevor und brauchten wir nicht jeden Arm, der kämpfen kann, so würde ich Euch jetzt fordern. Doch seht Euch vor, wenn die Schlacht geschlagen ist, daß ich’s nicht nachhole.«
    Wilhelm lachte. »So kommt nun endlich, das Lager ist schon in Aufsuhr.«
    Tatsächlich hatte Vater Heinrich es inzwischen geschafft, mittels des Bronzegongs auch den letzten müden Ritter zu erwecken. Teilweise nur zur Hälfte angekleidet, nur wenige in Rüstung und bewaffnet, standen sie da und sahen den Ankömmlingen entgegen. Um das Gesicht Wilhelms spielte ein seltsames Lächeln, als sie auf den großen Gong zuschritten.
    ***
    Den wenigen Worten, die gefallen
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