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0122 - Hallo, ich bin wieder da!

0122 - Hallo, ich bin wieder da!

Titel: 0122 - Hallo, ich bin wieder da! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Werner Höber
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Sir.«
    »Womit?«
    Er sah mich an, als ob er wieder auf den Gedanken gekommen war, daß ich doch verrückt sein müßte.
    »Nun, ich würde ein Messer dazu verwenden«, sagte er von oben herab.
    Ich setzte mich auf.
    »Und wenn man Ihnen kein Messer dafür gibt?« fuhr ich ihn an. »Herr, bilden Sie sich denn ein, ein Reviervorsteher wäre der liebe Gott? Glauben Sie denn, daß Sie hier so etwas wie der unumschränkte Herr über Leben und Tod sind? Wissen Sie, was diese Uniform bedeutet, die Sie mit den Rangabzeichen eines Offiziers tragen? Hören Sie genau zu, denn ich will Ihnen endlich das beibringen, was Sie auf den Polizeischulen anscheinend nicht mitgekriegt haben! Diese Uniform besagt nichts anderes, als daß Sie ein Gehaltsempfänger des Steuerzahlers sind! Sie sind ein Diener des Volkes, und als solcher haben Sie sich zu benehmen! Sie haben nicht zu bestrafen, das tun unsere Gerichte! Sie haben jeden Menschen, den Sie als Untersuchungshäftling hier einsperren dürfen, so höflich zu behandeln, als wäre er ein freier Bürger! Verschwinden Sie, mir vergeht die Lust an der Zigarette, wenn ich aufgeblasene Polizisten sehe. Zehntausend brave Kollegen tun treu ihren Dienst und dann kommt einer wie Sie und bringt uns allesamt bei der Bevölkerung in Mißkredit. Los, Mann, gehen Sie zu der Sitzung, die Sie sich erfunden haben, weil Sie zu feige waren, gleich zu kommen. Aber merken Sie sich eins: Von heute ab kann jeder Strolch, den Sie wegen Landstreicherei oder wegen sonst etwas einsperren, ein verkappter FBI-Agent sein, der die Zustände hier überprüfen will!«
    Ich wandte mich ab, um mein Lachen zu verbeißen. Er war tatsächlich ins Zittern gekommen. An der Tür fing er noch an zu betteln, ich möchte doch von einer Beschwerde absehen.
    »Keine Angst«, sagte ich. »Dafür wäre mir sowieso das Papier zu schade.«
    Er verschwand. Ich wartete noch ein paar Minuten, dann ging ich hinaus. In der Wache wurde ich empfangen wie ein Sultan.
    Ich mußte sämtliche Hände schütteln, und dann sagte mir Joe, was er inzwischen wieder fertiggebracht hatte. Der Mann war unbezahlbar.
    »Sir«, sagte er, »Sie brauchen nur in den Wagen zu steigen, der vor der Tür steht. Wir reichen Sie von einem Streifenwagen zum anderen, bis Sie oben in Manhattan sind…«
    Und so kam es.
    Ich mußte vierzehnmal die Streifenwagen wechseln, vierzehnmal die Hände von uniformierten Kollegen schütteln, und dann brachte mich schließlich ein Streifenwagen der New Yorker Stadtpolizei zum Distriktgebäude des FBI. Als ich ausstieg, hatte ich plötzlich ein weiches Gefühl in den Knien.
    ***
    Ich überquerte die Straße und stieg die Stufen zum Districtgebäude hinan. Joe hatte den Übemahmedienst der Streifenwagen organisiert und dabei betont, daß aus »bestimmten Gründen« strengste Geheimhaltung nötig wäre.
    Die Kollegen der Streifenwagen hatten sich Wunder was unter den »bestimmten Gründen« vorgestellt und pflichtbewußt den Mund gehalten. Demzufolge wußte im ganzen Districtgebäude kein Mensch, daß ich kam.
    Mister Highs Fahrer war zum Glück so in seine Baseball-Zeitung vertieft, daß er mich nicht sah. Ich huschte ins Gebäude und sah mich in der Eingangshalle um. Am Auskunftsschalter standen zwei Frauen und ein Mann, die heftig auf den Kollegen hinter dem Schalter einredeten.
    Ich nutzte es aus und wischte ins Gebäude wie eine Katze. Dann fuhr ich mit dem Lift hinauf. Ich hatte Glück und kam in einen menschenleeren Flur. Schnell durchquerte ich ihn und klopfte an die Tür von Mister Highs Zimmer.
    Ich bekam keine Antwort und klopfte noch einmal.
    »Yes, come in«, sagte Mister High.
    Ich trat ein.
    Der Chef stand vor dem Fenster und blickte hinaus.
    Auf seinem Schreibtisch stand ein kleiner Koffer. Der Deckel war hochgeklappt, und ich sah, daß verschiedene Dinge drin lagen,, die Mister Highs privater Besitz waren. Ein Bild, das über seinem Schreibtisch gehangen hatte, zwei Handtücher von der Waschnische in dem eingebauten Wandschrank und verschiedenes mehr.
    »Wollen Sie verreisen, Chef?« fragte ich.
    Er drehte sich nicht tum. Ich sah nur, wie er flüchtig nickte, und hörte, wie er murmelte:
    »Ich habe meinen Abschied genommen.«
    Mir blieb die Luft weg. Ich schluckte. Der Chef griff nach der kleinen Blumenvase, die er auf dem Fensterbrett stehen hatte und die ebenfalls sein privates Eigentum war.
    »Aber, Chef«, brachte ich endlich erschrocken heraus, »das kann doch nicht Ihr Emst sein! Ohne Sie - das geht doch

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