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0116 - König der Vampire

0116 - König der Vampire

Titel: 0116 - König der Vampire
Autoren: Werner Kurt Giesa
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nur dem Befehl Astaroths.
    Der Albino erwachte aus seiner Trance. Er wußte, daß er nun zu handeln hatte. Die matt schimmernde Sphäre, in der er sich befand, setzte sich auf seinen Gedankenbefehl hin in Bewegung, stürzte durch die Dimensionen und war nach wenigen Sekunden an ihrem Ziel. Irgendwo in Frankreich, dort, wo es für ihn am günstigsten war, eine Operationsbasis einzurichten, von der aus er seine Vorbereitungen treffen und dann zuschlagen konnte.
    Der Albino nahm menschliche Gestalt an. Er orientierte sich kurz, tastete mit seinen geistigen Fühlern nach den Gehirnen der Menschen, um die hiesige Sprache, die Gebräuche, die Kultur in sich aufzunehmen und zu verarbeiten. Dann endlich war es soweit.
    Der Albino löste die Sphäre auf, die ihn bisher vor den Blicken der Menschen geschützt hatte, ihn unsichtbar machte und ein universales Instrument war, das er jeden Moment wieder aus der Nebelwelt abzurufen vermochte.
    Eine Telefonzelle war in nächster Nähe. Der Albino, nur durch dieses Charakteristikum auffällig, ansonsten ein etwas dickleibiger Mann in mittleren Jahren, schritt darauf zu. Eine ältere Frau mit keifender Stimme führte ein Dauergespräch. Der Albino vermochte es mitzuverfolgen, ohne seine telepathischen Kräfte einzusetzen; die antike Dame sprach so laut, daß er außerhalb der Kabine jedes Wort klar und deutlich verstehen konnte.
    Er zeigte keine Ungeduld. Als der Schwiegermutter-Typ nach über einer halben Stunde auflegte, hielt ihr der Albino sogar höflich die Tür auf. Das dankte ihm die Alte nicht einmal, keifte ihn dafür aber an: »Nun drängeln Sie mal nicht so, junger Mann, Sie werden doch wohl noch früh genug an den Apparat kommen!«
    Der Albino zeigte eine typisch menschliche Reaktion: er lächelte mitleidig-spöttisch und sah der Alten nach, wie sie schnurstracks auf die Straße zueilte, kampflustig ihren Spazierstock in die Höhe reckte und damit den Verkehr zum Stoppen brachte, um dann in aller Gemütsruhe auf die andere Seite zu schleichen.
    Brauchbar, dachte der Albino und zog die Tür der Telefonzelle hinter sich zu. Menschen dieses Typs halfen dabei mit, den Weg für das Böse vorzubereiten, waren selbst schon stark genug geprägt.
    Doch dann hatte er die Erinnerung an den Zahndrachen schon wieder gelöscht. Eine andere Erinnerung trat in den Vordergrund, und er begann die Scheibe des Apparates zu drehen. Ein paarmal klickte es in der Leitung, dann vernahm er eine warm klingende Frauenstimme.
    »Sekretariat Professor Zamorra, Duval, guten Tag. Was kann ich für Sie tun?«
    Der Albino verzog seine Mundwinkel zu einem hämischen Lächeln.
    »Einen wunderschönen guten Tag auch. Mein Name ist Ogo Krul…«
    ***
    Das war am Nachmittag gewesen. Jetzt war die Sonne als roter Feuerball im Westen verschwunden. Die Dunkelheit setzte ein, und die ersten Sterne begannen schwach im immer intensiver werdenden Blauviolett des Abendhimmels zu glimmen.
    Der fette Albino stand auf einer kleinen Anhöhe. Eine weißliche Lichtaura schien seinen nahezu kahlen Schädel zu umfließen, gab ihm einen irgendwie unirdischen Schein. Die rötlichen Augen Kruls sahen in jene Richtung, in der in wenigen Augenblicken die Silberscheibe des Mondes erscheinen würde.
    Jetzt… der erste helle Schimmer glomm auf, als der Mond über den Kuppen der Berge erschien, eine eigentümliche Helligkeit verbreitete. Der Körper des Albinos wurde plötzlich durchsichtig, war nur noch ein völlig fremdartig aufgebautes, unmenschliches Skelett, das von einem silbrigen Leuchten eingehüllt wurde, dort, wo gerade noch das Fleisch gewesen war.
    Niemand beobachtete das Phänomen. Ruhig stand der Albino auf dem Hügel. Ein eigentümlicher, singender Laut erfüllte die Luft. Jetzt hob Ogo Krul beide Arme wider den Mond, reckte ihm die Handflächen entgegen und spreizte die Finger. Ein geheimnisvoller Energiefluß ging auf ihn über, sättigte ihn mit neuer magischer Kraft aus dem Kosmos.
    Erst nach langer, unmeßbarer Zeit senkte Krul seine Arme wieder. Er hatte genug jener magischen Kraft in sich aufgesaugt. Und im gleichen Moment, in dem auch jenes leise Singen schwand, wandelte sich die silbrige Aura, die sein Skelett umgab, wieder in Fleisch um. Dann stand der Albino so wie zuvor auf der kleinen Anhöhe.
    Der Mond stieg höher empor, zog ruhig und unbeirrbar seine seit Jahrtausenden vorgeschriebene Bahn.
    Niemand hatte Krul bei dieser Aufladungszeremonie beobachtet. Der Albino hatte es nachhaltig zu verhindern
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