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0111 - Unter falscher Flagge

Titel: 0111 - Unter falscher Flagge
Autoren: Unbekannt
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Beamter des Solaren Sicherheitsdienstes."
    „Nur ein sehr kleiner Beamter", wehrte Rengall ab. Es war ihm peinlich, wenn man auf seine Zugehörigkeit zum Geheimdienst zu sprechen kam. „Ich weiß nicht mehr als andere."
    Morris zog Rengall mit sich zu einer kleinen Bank, die dicht an den Klippen stand und von der aus man einen umfassenden Blick auf das Meer hatte. Einige Palmen verbargen die Bank vor dem Betrieb im Garten. Die Musik klang hier etwas gedämpft, und man mußte nicht schreien, um sich verständlich zu machen.
    „Was weißt du offiziell von diesem Zeug, John? Du mußt es mir sagen, hörst du? Es ist lebenswichtig! Ich habe mehr als ein Dutzend prominente Patienten, die alle - wie ich - süchtig sind. Sie kommen zu mir, damit ich ihnen helfe. Es gibt kein Liquitiv mehr.
    Schon seit einer Woche nicht. Nur im Schwarzhandel und zu unerschwinglichen Preisen. Tausend Dollar eine Flasche. Und in der Flasche, das weißt du, sind ganze zwei Kubikzentimeter - ein winziger Schluck, mehr nicht. Aber er hilft. Ganze sechs Tage, wenn man Glück hat."
    „Ich habe einmal in meinem Leben diesen süßen Schnaps getrunken, und nie mehr wieder, Phil. Er schmeckte mir nicht, das ist alles. Ich ahnte die Gefahr genauso wenig wie jeder andere.
    Nur der Zufall verschonte mich davor, süchtig zu werden. Als ich dann sah, daß alle regelmäßigen Liquitiv-Trinker sich verjüngten und neue Lebenskraft erhielten, hätte ich auch fast das Trinken angefangen. Wer hätte damals auch ahnen können, daß ein harmloser Likör das grauenhafteste Gift der Milchstraße sein könnte?"
    „Was weißt du?" drängte Morris. „Ich möchte dein Wissen mit meinen bisherigen Untersuchungen vergleichen. Ich habe Experimente angestellt und versucht, mich zu entwöhnen. Es ist mir nicht gelungen, John. Nach einer Woche hielt ich es vor Kopfschmerzen und Schwindel nicht mehr aus. Ich wäre glatt verrückt geworden."
    Rengall war sehr ernst geworden. Alle Fröhlichkeit war aus seinem Gesicht verschwunden, als hätte sie jemand weggewischt.
    Wie ein drohender Schatten stand die morgen beginnende Pflicht vor ihm. Er wußte, was ihm bevorstand. Ihm und der ganzen Menschheit - wenn man keinen Ausweg aus dem Dilemma fand.
    Und es war ein Dilemma. Rengall legte seinem Freund die Hand auf die Schulter.
    „Wir wissen nicht viel, Phil, obwohl in der Zwischenzeit einige tausend Fälle in mühseliger Kleinarbeit zurückverfolgt worden sind.
    Einen Punkt hat man offengelegt: Nach öfterer Einnahme von Liquitiv tritt mit radikaler Plötzlichkeit ein Verjüngungsprozeß ein. Nicht nur seinem Empfinden nach fühlt sich der Betreffende jünger, sondern auch sein frisches Aussehen sagt ihm, daß er verjüngt wird. Dieser augenscheinliche Erfolg hat natürlich jeden Liquitiv-Trinker dazu geführt, mehr zu trinken, als auf der Packung empfohlen wird. Dieses Oft trinken ließ das mittlerweile vorhandene Suchtgefühl nicht offenbar werden. Auch wer sich das kostspielige Vergnügen leistete, sich durch Liquitiv zu betrinken, konnte keine gesundheitlichen Störungen oder unangenehme Nebenerscheinungen feststellen. Doch bei der Zurückverfolgung der vielen Einzelfälle kristallisierte sich heraus, daß jeder, der sechsmal Liquitiv getrunken hatte, unheilbar süchtig geworden war. Und als das bekannt wurde, hatte man auch endlich eine Erklärung für eine große Zahl von rätselhaften Todesfällen in Kliniken und Krankenhäusern, deren vorletzte Stufe der Irrsinn war. Die Sucht ist unheilbar, und wer durch irgendeinen Umstand nicht mehr Liquitiv trinken kann, muß unter Qualen sterben."
    „Ich habe seit fünf Tagen nichts mehr getrunken", gab Morris zu.
    „Einfach des halb, weil nichts mehr verkauft wird. Warum das? Die Regierung sollte..."
    „Die Regierung hat den Einfuhrstop aufgehoben. Es wird jedoch weniger geliefert, das ist alles. Man will uns unter Druck setzen."
    „Sollen wir alle den Verstand verlieren?" jammerte Morris verzweifelt. Er hatte jede Maske fallen lassen und nichts mehr mit dem angesehenen Mediziner gemeinsam, zu dem die Patienten der besseren Gesellschaft unbeschränktes Vertrauen zu haben pflegten. „Es geht um Millionen Menschen ..."
    „Die alle nicht mehr als sieben oder acht Jahre zu leben haben, je nachdem, wann sie mit dem Liquitiv-Trinken begannen", warf Rengall ein. „Man weiß, daß genau zwölf Jahre und vier Monate nach Beginn des regelmäßigen Genusses von Liquitiv der endgültige Verfall eintritt. Die anfängliche Verjüngung
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