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0111 - Unter falscher Flagge

Titel: 0111 - Unter falscher Flagge
Autoren: Unbekannt
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hört auf und wird rückläufig. Ich habe die Toten von Lepso gesehen, Phil. Sie waren kein schöner Anblick. Wenn wir kein Entwöhnungsmittel finden, wird es auf der Erde ähnlich aussehen. Die Süchtigen dürfen nicht aufhören, süchtig zu sein, sonst werden sie wahnsinnig. Trinken sie aber weiter, sterben sie eines Tages. Es scheint keinen Ausweg zu geben."
    „Lieber in acht Jahren sterben, als in vier Wochen verrückt sein", stöhnte Phil Morris und richtete sich auf, als er näher kommende Schritte vernahm. Er tat so, als sei nichts gewesen und wechselte das Thema: „Eine wundervolle Nacht, John, meinst du nicht auch?"
    Eine Frau trat durch die Palmen und blieb vor der Bank stehen.
    „Hier also seid ihr? Und ihr unterhaltet euch über den Mondschein? Niemals hätte ich gedacht, John;, daß du romantisch veranlagt bist. Und von Ihnen, Doc, hätte ich es am allerwenigsten erwartet."
    Die Stimme der Frau klang spöttisch und überlegen. Sie trug ein tief ausgeschnittenes Abendkleid, schien noch sehr jung zu sein und hatte eine ausgezeichnete Figur. Sie trat zu John Rengall und küßte ihn auf die Stirn.
    „Oh ... die romantische Stimmung überwältigte uns, Liebste", sagte Rengall und zog seine Frau auf die Bank. „Unser Freund Phil hat Sorgen."
    „Sorgen? Werden die Leute nicht mehr krank?"
    Aber Morris war nicht zum Scherzen aufgelegt.
    „Es ist schlimm, Lady Lydia", sagte Morris und gab sich einen Ruck. „Ich habe seit fünf Tagen kein Liquitiv mehr gehabt."
    John Rengall zuckte erschrocken zusammen. Zu spät hatte er seinem Freund einen Wink geben können. Nun war es heraus.
    Lydia Rengall warf ihrem Gatten einen spöttischen Blick zu und meinte dann, zu Morris gewandt: „Fünf Tage? Für einen Trinker eine lange Entbehrung. Sind Ihre Vorräte zu Ende?"
    „Es gibt nichts mehr zu kaufen, Madam ..."
    „Wenn es weiter nichts ist - ich helfe Ihnen gern aus, Doc.
    Wieviel benötigen Sie...?"
    „Lydia!"
    Rengall sagte es scharf und vorwurfsvoll. Er war aufgestanden und sah auf das Meer hinaus.
    „Was ist, Lieber? Sollte Doc es nicht wissen?"
    „War das notwendig?"
    „Du kannst doch einen alten Freund nicht einfach seinem Schicksal überlassen und zusehen, wie er verdurstet. Ich wußte ja nicht, daß du so geizig bist. Nun geh schon und hole ein paar Flakons aus meinem Zimmer. Du weißt ja, wo sie stehen."
    Auch Phil Morris war aufgestanden. Er hielt Rengall am Arm fest.
    „Deine Frau, John ...? Sie ist ebenfalls süchtig? Warum hast du mir das niemals gesagt?" Lydia schüttelte den Kopf. „Süchtig ...?
    Seit wann ist man süchtig, wenn einem ein guter und teurer Likör schmeckt?" Rengall nickte Morris zu. „Du kannst es ihr erklären - ich wollte nicht, daß du es erfuhrst. Tut mir leid, alter Junge, dich getäuscht zu haben. Aber nun bekommst du gleich deine Schluckimpfung."
    Er ging ohne ein weiteres Wort davon. Lydia sah ihm aus engen Augen nach. „Was ist, Doc? Süchtig? Reden Sie schon."
    „Wissen Sie es denn wirklich nicht, Lady Lydia? Hat Ihr Gatte es Ihnen niemals erklärt? Haben Sie ohne sein Wissen das Trinken begonnen ... eh, ich meine, den Genuß von Liquitiv?"
    „Natürlich! Männer müssen ja nicht alles wissen!"
    „In diesem Fall wäre es besser gewesen", sagte Phil Morris und erklärte der Gattin seines Freundes, was es mit dem teuflischen Likör einer herrschsüchtigen Spezies irgendwo in der Milchstraße auf sich hatte.
    Als er endete, war langes Schweigen. Ehe Lady Rengall etwas zu sagen vermochte, hörten sie schnell sich nähernde Schritte. Es war John. Er blieb dicht vor den beiden stehen und sah sie an, zuerst seine Frau und dann Phil Morris.
    „In deinem Zimmer ist keine einzige Flasche mit Liquitiv", sagte er dann mit tonloser Stimme. „Das Fach deines kleinen Schreibtisches ist aufgebrochen. Jemand muß den ganzen Vorrat gestohlen haben."
    Phil Morris sah seine letzte Hoffnung schwinden. Langsam stand er auf und ging wortlos davon. Seine Schultern hingen herab, und seine Beine zitterten.
    Lydia warf sich an Johns Brust. „Wieviel Zeit habe ich noch?" schluchzte sie.
    Er streichelte über ihr Haar. „Sechs Tage, Liebes. Beruhige dich, vielleicht finden wir in Terrania einen Ausweg - für vorläufig. Ich bin sicher, man läßt uns nicht im Stich. Perry Rhodan findet bestimmt eine Lösung."
    Aber Perry Rhodan war weit, genau genommen 41386 Lichtjahre. John Rengall wußte das natürlich nicht. Aber er wußte auch nicht, daß es überhaupt keine Rolle spielte, ob
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