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0110 - Die Geistergrotte

0110 - Die Geistergrotte

Titel: 0110 - Die Geistergrotte
Autoren: Hans Wolf Sommer
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Er drückte sein geheimnisvolles Instrument gegen das verstümmelte Ohr und die Hüftverletzung. Und auch diese beiden Wunden schlossen sich innerhalb weniger Augenblicke.
    Das Erstaunlichste war jedoch nicht der gestoppte Blutfluß an sich. Zamorra fühlte sich auch fast sofort besser, spürte regelrecht, wie neue Kräfte in seinen Köprer strömten.
    Er bekam jedoch keine Gelegenheit, diese neuen Kräfte nutzbar zu machen. Als der Weißgewandete zurücktrat, waren die Harnischträger gleich wieder über ihm. Harte Hände packten ihn, wälzten ihn herum, so daß er in die Bauchlage geriet. Seine Arme wurden nach hinten gerissen und auf gemeine Weise verdreht. Dann spürte er Stricke an Hand- und Fußgelenken. Die Fesseln wurden so fest angezogen, daß sie förmlich in die Haut einschnitten wie scharfe Messer.
    Zamorra konnte sich nicht mehr bewegen. Er war zu einem zusammengeschnürten Paket geworden, das man ungestraft hin- und herstoßen konnte.
    Hilflos auf dem Felsboden liegend, mußte er es hinnehmen, daß ihm mehrere sandalenbewehrte Füße brutal in die Seite traten. Ein Tritt erwischte ihn sogar voll im Gesicht.
    »Aufhören, ihr gemeinen Sadisten!« hörte er Nicoles wütende Stimme. Einer der Männer hatte ihre Handfesseln gelöst.
    Der Professor sah sie vor sich stehen. Sie trommelte mit beiden Fäusten auf den bösartigsten Harnischträger ein, beschimpfte ihn dabei in einer Art und Weise, die alles andere als ladylike war. Und überraschenderweise wehrte sich der bärtige Kerl nicht gegen diese Behandlung. Er hörte sofort auf, Zamorra mit seinen Füßen zu malträtieren, und wich zurück. Er machte dabei sogar so etwas wie eine linkische Verbeugung. Die anderen taten es ihm nach.
    »Chef…«
    Zamorra stöhnte nur.
    »Bindet ihn los, ihr… Tiere!« schrie Nicole.
    Aber obgleich die Männer ihr fraglos eine gewisse Ehrerbietung entgegenbrachten, dachte doch keiner von ihnen daran, der Aufforderung nachzukommen. Sie hätten es wohl auch nicht getan, wenn Nicoles Worte für sie verständlich gewesen wären.
    Der Mann im weißen Gewand stieß einige Sätze im Befehlston hervor. Und diesmal zögerten die Harnischträger nicht, das zu tun, was von ihnen verlangt wurde.
    Sie fingen an, die Felsenbehausung in einen Trümmerhaufen zu verwandeln. Mit ihren Schwertern zerkratzten sie die Wände und tilgten die Symbole, die überall angebracht waren. Die Einrichtung der Höhle wurde zerschlagen - das spartanische Mobiliar, Gegenstände, die Zamorras Ansicht nach kultischen Zwecken dienten, Alltagsutensilien. Feuer wurde gelegt, erfaßte in Sekundenschnelle kunstvoll gewebte Decken und Mobiliartrümmer. Allein ein Stapel Pergamentrollen, bei dem es sich wohl um eine Art Bibliothek handeln mochte, entging der Vernichtung. Der Weißgewandete nahm die Rollen an sich.
    Zamorra und Nicole wurden nach draußen geführt - der Professor als Paket, das getragen werden mußte, Nicole hingegen als anscheinend freier Mensch. Etwa fünfzig Meter ging es noch einen allseits von Felsen umschlossenen Gang entlang. Dann war der Höhlenausgang erreicht.
    Strahlender Sonnenschein stach Zamorra in die Augen. Das Halbdunkel der Höhle hatte seine Augen dem Licht entwöhnt. Er brauchte kurze Zeit, bis der Blendeffekt abgeklungen war. Schließlich aber war er wieder Herr seines Sehvermögens.
    Nicht, daß es viel zu sehen gab. Schroffe Felsen ohne jede Vegetation beherrschten die Szenerie.
    Unweit des Höhleneingangs wurden weitere Männer sichtbar, die eine Anzahl von Pferden beaufsichtigten. Die Kerle, die Zamorra trugen, schleppten ihn zu einem der Tiere und hievten ihn hoch. In Bauchlage kam er auf den Rücken des Pferdes zu liegen. Die Männer krümmten brutal seine Arme und Beine und banden die Hände mit den Füßen zusammen. Wie eine Rolle umspannte der Professor nur den Körper des Reittiers. Selbst wenn er ins Rutschen geriet, konnte er nicht herunterfallen. Selten hatte er sich in einer mißlicheren Lage befunden. Aber er wußte nur zu gut, daß Proteste nichts fruchten würden. Deshalb biß er die Zähne zusammen und fand sich mit der Situation ab.
    Nicole hatte es besser, viel besser sogar. Für sie stand eine Art Sänfte bereit, die von zwei Pferden getragen wurde. Das Mädchen unternahm noch einen vergeblichen Versuch, Zamorras qualvolle Reitposition zu verbessern. Sie scheiterte jedoch an der Sprachbarriere. Und wohl auch an dem Unwillen der Männer, Zamorra Erleichterungen zu verschaffen. Resigniert ließ sie sich
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