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0110 - Die Geistergrotte

0110 - Die Geistergrotte

Titel: 0110 - Die Geistergrotte
Autoren: Hans Wolf Sommer
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immer unerträglicher, und der einzige Trost, den er fand, war die Bewußtlosigkeit.
    Als das Ziel dann schließlich erreicht wurde, merkte er es gar nicht, da sein Geist längst aufgehört hatte, überhaupt noch irgendwelche Eindrücke wahrzunehmen.
    ***
    Bill Fleming steuerte den Peugeot auf den Hof des Château de Montagne und stellte den Motor ab.
    Er war richtig froh, endlich am Wohnsitz des Professors angekommen zu sein. Irgendwie hatte er sich während der ganzen Fahrt von Paris bis ins Loiretal höchst unwohl gefühlt. Zamorra und Nicole waren ihm beinahe unheimlich gewesen. Er wurde und wurde das Gefühl nicht los, daß irgendeine finstere Macht über die beiden gekommen war. Nicole hatte im Fond des Wagens gesessen wie ein verschüchtertes Kleinkind. Und der Professor hatte mit brennenden Augen aus dem Fenster geblickt, so als habe er alles, was draußen vorbeizog, niemals in seinem Leben gesehen.
    Was war los mit den beiden? fragte sich Bill zum x-ten Mal vergeblich.
    »Endstation«, sagte er, öffnete die Fahrertür und trat hinaus auf den Schloßhof.
    Der Anblick von Château de Montagne faszinierte ihn immer wieder aufs neue. Mächtige Mauern und Türme ragten in die Höhe. Sie wirkten jetzt in der beginnenden Abenddämmerung besonders düster, fast bedrohlich. Aber dieser äußere Eindruck täuschte. Obwohl das Schloß Jahrhunderte alt war und der Zahn der Zeit seine unverwechselbaren Spuren hinterlassen hatte, war es im Inneren voller Behaglichkeit und Wärme. Zamorra hatte, ohne den historischen Charakter des ehrwürdigen Gebäudes zu verändern, Renovierungen vornehmen lassen, die für neuzeitlichen Wohnkomfort sorgten. Bill Fleming, der in New York tagtäglich mit unromantischen, nüchternen Betonklötzen konfrontiert wurde, konnte sich kaum ein gemütlicheres Heim vorstellen.
    Nicole und Zamorra verließen den Peugeot jetzt ebenfalls. Mit unverhohlenem Interesse betrachtete der Professor das Château. Ganz klar hatte Bill den Eindruck, daß es ihm völlig unbekannt war, obgleich er es bereits seit Jahren bewohnte. Und Nicole, die gleichfalls hier zu Hause war, ging es ganz offensichtlich kein bißchen anders.
    Das Hauptportal öffnete sich, und ein hagerer Mann mit gestreifter Weste, der seine besten Jahre bereits ein Weilchen hinter sich hatte, trat hervor. Dieser Mann war Raffael, Butler und guter Geist des Hauses.
    Diensteifrig eilte er auf den Hof, grüßte Nicole, grüßte seinen Brötchengeber und nahm sich dann speziell des Amerikaners an.
    »Bon jour, Monsieur Fleming! Wie schön, daß Sie sich wieder mal bei uns sehen lassen.«
    Bill gab ihm die Hand und schüttelte sie kräftig. Raffael war mehr als ein Diener für ihn. In gewisser Weise konnte er ihn schon als alten Freund ansehen.
    »Raffael«, sagte er leise, »fällt Ihnen nichts auf?«
    Der Butler musterte ihn dezent, aber eindringlich.
    »Sie sind ein bißchen spitz um die Nase, Monsieur Fleming«, erwiderte er dann lächelnd. »Aber ich bin sicher, ein paar Tage die gute französische Küche…«
    »Ich meine nicht mich, sondern den Professor und Mademoiselle Duval«, unterbrach Bill seine kulinarischen Versprechungen.
    Raffael runzelte die Stirn und blickte zu den beiden hinüber. Zamorra und Nicole standen da wie bestellt und nicht abgeholt. Und das entging dem Butler, der seine Herrschaften bestens kannte, natürlich nicht.
    »Irgend etwas stimmt mit ihnen nicht«, flüsterte er. »Sie kommen mir irgendwie vor wie ein paar… Fremde.«
    Bill nickte langsam. Das war genau der Eindruck, den auch er von Nicole und Zamorra gewonnen hatte.
    »Was ist passiert, Monsieur Fleming? Ein neuer Fall des Professors?«
    »Ich weiß nicht, Raffael.« In kurzen Worten berichtete Bill, was es zu berichten gab.
    »Hm«, machte der Butler und setzte eine sorgenvolle Miene auf. Wie Bill war auch er in der Vergangenheit schon des öfteren Zeuge erschreckender Begegnungen mit den Mächten des Jenseits geworden und wußte deshalb nur zu gut, daß man nicht vorsichtig genug sein konnte.
    »Bringen wir sie erst mal auf ihre Zimmer«, schlug der Amerikaner vor. »Vielleicht wirkt sich die vertraute Umgebung positiv auf ihre Verfassung aus.«
    Er glaubte selbst nicht so recht daran, was er sagte, aber ihm fiel im Augenblick nichts Besseres ein. Gegebenenfalls würde es später ratsam sein, einen Arzt hinzuzuziehen. Er holte seinen Koffer aus dem Peugeot und betrat dann gemeinsam mit Raffael das Haus. Nicole und Zamorra folgten - das Mädchen mit dem nun
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