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011 - Das Mädchen in der Pestgrube

011 - Das Mädchen in der Pestgrube

Titel: 011 - Das Mädchen in der Pestgrube
Autoren: Dämonenkiller
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blaß aus«, sagte ich. »Fühlst du dich nicht gut?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Ich fühle mich nur ein wenig schwach, das ist alles«, sagte sie.
    »Gib endlich den Posten bei den Schwestern auf!« drängte ich. »Heiraten wir!«
    »Das würde dein Vater doch nicht zulassen.«
    »Das ist mir gleichgültig«, erwiderte ich heftig und griff nach ihrer Hand, die eiskalt war.
    Sie schüttelte nur schwach den Kopf.
    Steffi hatte mir von den Schwestern Reichnitz erzählt. Es waren reiche Damen, die Steffi aber etwas unheimlich waren. Sie benahmen sich oft seltsam und empfingen merkwürdige Besuche. Es kursierten auch Gerüchte über die Schwestern, daß es in ihrem Haus nicht mit rechten Dingen zuginge. Man munkelte von seltsamen Festen, und einige behaupteten, daß die Schwestern mit dem Teufel im Bunde stünden. Das waren natürlich nur dumme Gerüchte, von neidischen Leuten verbreitet.
    Ich machte mir Sorgen um Steffi. Seit einigen Tagen wurde sie immer blasser, hatte Gedächtnislücken und verwelkte sichtlich. Dunkle Ringe lagen unter ihren Augen.
    Ein alter Mann kam auf uns zu. Er konnte sich nur mit Mühe aufrecht halten. Sein Gesicht war aufgedunsen, die Augen glänzten fiebrig.
    »Er hat die Pest«, schrie eine Stimme, und alle wichen angstvoll zurück.
    Der Mann blieb stehen und griff sich an die Brust. Sein Gesicht war verfärbt. Er torkelte zwei Schritte weiter, stützte sich an einer Hausmauer und atmete schwer. Dann brach er zusammen und fiel auf den Bauch. Ich faßte nach Steffis Arm. Wir gingen rasch weiter.
    »Ich hole dich mittags ab«, sagte ich. »Wir verlassen Wien. Ich will nicht, daß du auch die Pest bekommst.«
    »Das geht doch nicht, Ferdinand«, sagte sie.
    »Keine Widerrede!« sagte ich. »Ich werde mit den Schwestern sprechen.«
    Ich begleitete sie zum Haus der Schwestern und sprach die ganze Zeit eindringlich auf sie ein. Schließlich versprach sie, mit mir Wien zu verlassen. Dann verblaßte alles vor meinen Augen. Dunkelheit war wieder um mich.

    Ich schlug die Augen auf und blickte in Olivaros Gesicht.
    »Nun?« fragte er. »Konnten Sie sich erinnern, Dorian?«
    »Ja«, sagte ich und erzählte ihm alles.
    »Es gibt keinen Zweifel, daß es dasselbe Mädchen war, das Sie bei Helnwein sahen?«
    »Keinen Zweifel«, sagte ich. »Können Sie mir eine Erklärung geben?«
    »Noch nicht«, sagte Olivaro. »Sie spielten in der Vergangenheit eine kleine Rolle in einem unheimlichen Spiel. Aber es kommt Ihnen jetzt eine wesentlich größere Rolle zu.«
    »Können Sie nicht endlich einmal vernünftig reden, Olivaro?« fragte ich ungehalten.
    Er lächelte seltsam und schüttelte den Kopf.
    »Wir werden jetzt dem Haus der Schwestern Reichnitz einen Besuch abstatten. Vielleicht kehrt da Ihre Erinnerung vollständig zurück.«
    »Sie tappen wohl selbst im dunkeln, was?«
    »Nur zu einem kleinen Teil«, entgegnete er lächelnd.
    »Kehren wir in die Gegenwart zurück. Helnwein befindet sich in der Gewalt der Zamis'. Ich habe Angst, daß ihm etwas geschehen ist. Vielleicht ist er schon tot.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen um Helnwein«, sagte Olivaro. »Es geht ihm gut.«
    »Wie können Sie das wissen?« fragte ich.
    »Ich sage Ihnen, daß es Helnwein gutgeht«, erklärte Olivaro ziemlich scharf.
    »Und was ist mit der Familie Zamis?«
    »Das lassen Sie nur meine Sorge sein. Die Familie Zamis wird eine hübsche Überraschung erleben.«
    Ich blickte Olivaro an. »Können Sie mir nicht endlich reinen Wein einschenken?« Ich fühlte mich scheußlich, hatte Kopfschmerzen und Schweißausbrüche. Mißmutig steckte ich mir eine Zigarette an.
    »Wir fahren jetzt zur Wohnung der Schwestern Reichnitz«, sagte Olivaro. »Und dann besuchen wir die Familie Zamis.«
    Er stand auf, und ich folgte ihm. Wir verließen das Hotel, stiegen in ein Taxi und ließen uns zum Stephansplatz bringen. In der Wollzeile stiegen wir aus. Olivaro zahlte.
    »Müssen wir tatsächlich in die Wohnung der Schwestern?« fragte ich.
    »Ja«, sagte Olivaro.
    Er ging ziemlich rasch. Ich hatte Mühe, ihm zu folgen. Unwillkürlich verlangsamte ich meine Schritte, als wir den Stephansplatz erreichten. Ich fühlte mich müde, völlig zerschlagen, und Schauer überliefen meinen Körper. Olivaro bemerkte mein Zögern. Er lächelte mir aufmunternd zu. Ich hatte plötzlich Angst, das Haus zu betreten. Irgend etwas hielt mich zurück.
    »Ich will nicht hinein«, sagte ich.
    »Sie gehen hinein, und wenn ich Sie hineintragen muß«, sagte Olivaro.
    Je
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