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011 - Das Mädchen in der Pestgrube

011 - Das Mädchen in der Pestgrube

Titel: 011 - Das Mädchen in der Pestgrube
Autoren: Dämonenkiller
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das zu bedeuten?« fragte ich Olivaro.
    »Sehen Sie den Spiegel dort, Dorian? Werfen Sie einen Blick hinein.«
    Ich taumelte durch das Zimmer. Wieder bekam ich einen Schweißausbruch. Die Schmerzen in der Leistengegend waren stärker geworden. Als ich vor dem Spiegel stand, stützte ich mich mit den Händen an der Wand ab und hob den Kopf. Mein Haar war verschwitzt, der Schnurrbart hing traurig herab, und meine grünen Augen glänzten fiebrig. Schwarze Beulen bedeckten meine Wangen und den Hals. Es gab keinen Zweifel. Die Pest hatte mich in den Klauen. Benommen torkelte ich zurück und riß mein Hemd auf. In den Achselhöhlen sah ich dunkle Beulen.
    »Ich werde sterben!« rief ich entsetzt und starrte Olivaro an.
    »Sie haben es erkannt«, sagte er, und ein teuflisches Lächeln lag um seine Lippen. »In einigen Stunden sind Sie tot. Es gibt keine Rettung. Die Krankheit ist schon zu weit fortgeschritten.«
    Zamis stieß einen Schrei aus. Schaum stand vor seinem Mund. Er bäumte sich nochmals auf, griff sich mit beiden Händen an die Brust und fiel dann kopfüber vom Stuhl. Seine Glieder zuckten. Er drehte sich auf den Rücken. Dabei öffnete sich sein Schlafrock, und ich sah seinen nackten Körper, der über und über mit schwarzen Beulen bedeckt war. Noch einmal ging ein Zucken durch seine Glieder, dann war er tot.
    »Warum auch ich?« fragte ich heiser und torkelte auf Olivaro zu. »Warum auch ich?«
    Bevor er noch eine Antwort geben konnte, flimmerte die Luft, und ein lauter Krach war zu hören. Eine riesige Gestalt in einem schwarzen Umhang tauchte auf. Sie hatte kein Gesicht. Ich wußte, wer vor mir stand. Es war Asmodi.
    »Gut gemacht«, sagte er mit dröhnender Stimme und klopfte Olivaro anerkennend auf die Schulter. »Ich bin sehr zufrieden mit Ihnen. Sie haben Ihre Aufgabe großartig gelöst. Asmodi I. ist endgültig ausgeschaltet und die Familie Zamis vernichtet.« Er wandte sich mir zu. »Und Dorian Hunter wird nun auch sterben. Meine Anerkennung!«
    Olivaro lächelte zufrieden. Und ich hatte ihn für einen Freund gehalten!
    »Sie waren manchmal recht lästig, Hunter«, sagte Asmodi. »Jetzt ist es jedoch aus mit Ihnen – dem selbsternannten Dämonenkiller. In einigen Stunden sind Sie tot. Und es wird ein schmerzhafter Tod sein.«
    Olivaro sah mich kurz an, dann wandte er den Blick ab.
    »Wir können verschwinden«, sagte Asmodi, und Olivaro nickte.
    Die Luft flimmerte wieder, und plötzlich wurden die beiden Gestalten durchscheinend und lösten sich auf.
    Ich blieb mehr als eine Minute bewegungslos stehen. Dann machte ich einen Schritt. Nur mit Mühe konnte ich das Gleichgewicht halten. Ich verließ den Ort des Grauens und schleppte mich durch den Wintergarten. In der Diele blieb ich schweratmend stehen. Alles drehte sich vor mir. Ich biß mir auf die Unterlippe, torkelte an der zersplitterten Figur vorbei, fiel die Stufen hinunter und riß mir die Hände blutig. Einige Minuten blieb ich liegen, dann setzte ich mich wieder auf; erhob mich, taumelte in den Garten, hielt mich an einem Ast fest und schloß die Augen. Meine Kehle brannte, und die Schmerzen wurden unerträglich. Langsam ging ich weiter, stolperte über einen Stein und stürzte zu Boden. Mühsam wälzte ich mich auf den Rücken. Der Himmel war dunkelblau, die Sonne stand hoch.
    Ich war rettungslos verloren, denn ich war zu schwach, um Hilfe zu holen. Die Minuten krochen dahin. Die Schmerzen wurden stärker. Ich schrie, doch niemand hörte mich. Aber plötzlich näherten sich Schritte. Sie kamen vom Haus her auf mich zu. Mühsam hob ich den Kopf.
    Es war Helnwein. Ihn hatte ich völlig vergessen. Er blieb vor mir stehen. Sein Gesicht war leer. Er sah aus, als wäre er hypnotisiert.
    »Man soll nicht immer alles glauben«, sagte Helnwein. Seine Stimme klang tonlos. »Manchmal erlauben es die Umstände nicht, daß man sein wahres Gesicht zeigt. Sie müssen noch viel lernen, Dorian Hunter.«
    Was hatte das zu bedeuten?
    Helnwein bückte sich und zog mit einer blauen Schneiderkreide einen Kreis um mich. Ich sah ihm verwundert zu, wollte sprechen, doch meine Zunge war angeschwollen, und ich konnte nicht einmal krächzen. Er trat in den Kreis und schloß ihn. Dann streckte er die Hand mit der Kreide aus, malte Zeichen auf meine Stirn, griff in die Tasche, holte ein kleines Fläschchen hervor, träufelte etwas von der farblosen Flüssigkeit auf einen Wattebausch und betupfte mein Gesicht und meinen Hals. Anschließend öffnete er mein Hemd und half mir
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