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0106 - Der Komet aus der Hölle

0106 - Der Komet aus der Hölle

Titel: 0106 - Der Komet aus der Hölle
Autoren: Walter Appel
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Körper Stenka Badzaks und Boris Batjuschkos zu den Flammen hin. Auch die Köpfe flogen in die Flammen, und jetzt wich der Bann der Furcht von den Zuschauern.
    Das Feuer würde die Gebeine Stenka Badzaks verzehren und damit auch den Fluch vernichten, so dachten und hofften die Menschen. Den Flammen konnte nichts widerstehen.
    Es knisterte und prasselte; eine rote Feuerhölle loderte. Bald war die Hitze so groß, daß die Zuschauer zurückweichen mußten. Fetter, schwarzer Rauch wolkte auf, er stank übelkeitserregend.
    »Es ist vorbei mit dem grausamen Ataman!« schrie eine Frau. »Wir haben Stenka Badzak nicht mehr zu fürchten!«
    Jubelrufe erschollen. Eine ausgelassene Freude erfaßte alle, nur der Pope Boromir kniete noch auf der Richtplattform und betete. Der Henker und seine Knechte unterhielten sich zufrieden.
    »Tot ist tot, hin ist hin«, sagte der Henker. »Das gilt für Stenka Badzak wie für jeden anderen. Ich habe noch keinen erlebt, der sich seinen Kopf wieder aufgesetzt hätte, nachdem er abgeschlagen war.«
    Der Henker und die Henkersknechte lachten laut auf, doch das Gelächter blieb ihnen im Hals stecken. Es löste sich etwas aus den Flammen, blieb über den leckenden Feuerzungen in der Luft schweben. Erst sahen es wenige, und die wiesen die anderen mit Zurufen darauf hin. Dann starrten alle darauf.
    Der Lärm verstummte, eine Totenstille herrschte.
    Denn dort hing der Kopf des Stenka Badzak, er war völlig unversehrt. Nicht ein Haar hatte die Flammen verkohlen können. Nur das Prasseln des Feuers war zu hören.
    Da schrie der Kopf mit Donnerstimme: »Denkt an Stenka Badzak!«
    Er flog in die Wolken empor und war rasend schnell verschwunden. Die Menschen auf dem Marktplatz, in den Nebenstraßen und in den Patrizierhäusern flüsterten betroffen miteinander. Viele schlichen weg wie geprügelte Hunde. Die Adligen und Großgrundbesitzer stiegen in ihre Kutschen und Schlitten. Sie hatten es eilig, die Richtstätte zu verlassen.
    Sogar der Großfürst von Kiew zitterte.
    Es begann zu schneien, dicke Schneeflocken rieselten aus den grauen Wolken nieder. Als es schon dämmerte, war der Scheiterhaufen soweit niedergebrannt, daß die Überreste untersucht werden konnten. Doch da fanden sich nur die Überbleibsel eines Mannes.
    Bestimmt jene von Boris Batjuschko. Von Stenka Badzak wurde kein Knöchelchen entdeckt.
    ***
    Winter 1978.
    Die Jagdgesellschaft bewegte sich hangaufwärts durch den Bergwald der Nordkarpaten. Weiter oben im verschneiten Wald lärmten die Treiber und kläfften die Hunde. Die Jäger warteten auf das Wild, das ihnen entgegengetrieben werden sollte. Ab und zu krachten Schüsse, und dann überschlug sich ein Hase im Schnee, stoben die Federn von einem Fasan, bevor er abstürzte, oder es brach ein todwundes Reh zusammen.
    Eine Diplomatenjagd fand statt. Hohe Sowjetfunktionäre und einige ausländische Gäste nahmen daran teil. Vierzig Personen waren es insgesamt, auch Professor Zamorra, seine Freundin und Sekretärin Nicole Duval und der erprobte Bill Fleming gehörten dazu.
    Zamorra trug eine Wolfspelzjacke und hatte eine Kosakenmütze mit herabgeklappten Ohrenschützem auf, denn es war schneidend kalt. Bill Fleming hatte einen dicken Mantel übergezogen, und Nicole Duval sah mit ihrer Polarfuchsjacke und der weißen Pelzkappe ganz entzückend aus. Nicole hielt einen Drilling in den Händen, sie hatte auch schon zweimal geschossen.
    In die Luft, sie brachte es nicht fertig, ein unschuldiges Tier abzuknallen.
    »Es ist eine Gemeinheit«, sagte sie jetzt auf französisch zu Zamorra und Bill. »So viele starke, bewaffnete Männer stellen den wehrlosen Tieren nach. Man sollte mit dem Knüppel dazwischenschlagen.«
    »Du hast vorher gewußt, daß das eine Jagd ist«, erwiderte Bill Fleming, den das Jagdfieber gepackt hatte. »Wir müssen alle einmal sterben, und der Tod durch die Kugel ist nicht der schlechteste. - Da, sieh mal, ein Rehbock! Horrido, dem brenne ich eins drauf!«
    Schon riß er den Stutzen an die Wange, der Schuß knallte, aber der Rehbock rannte weiter. Doch da krachte Zamorras Sauer-Drilling. Der Rehbock zuckte zusammen, machte noch ein paar Sätze und überschlug sich am Hang. Zamorra und Bill Fleming eilten hinzu. Nicole folgte ihnen langsamer, auch Zamorras Freund und Studiengenosse Dr. Nikolaj Kapnin und sein Neffe Jurij Techow liefen herbei.
    »Ein Blattschuß, Zamorra«, sagte Bill Fleming. »Ich glaube, mein Stutzen hat einen technischen Fehler, ich habe jetzt schon zum
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