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0104 - Die Stieftochter des Teufels

0104 - Die Stieftochter des Teufels

Titel: 0104 - Die Stieftochter des Teufels
Autoren: Hans Joachim von Koblinski
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entdeckte, stutzte sie. Den Wagen kannte sie, hatte ihn gestern noch gesehen - mit einem jungen, recht gut aussehenden Mann am Steuer. Natürlich war ein Renault nicht gerade selten, aber dieser hier hatte ein besonderes Merkmal: eine überlange Antenne mit einem Wimpel daran.
    Nun wäre der Wagen an sich nicht besonders auffällig gewesen; sein Besitzer hätte ja auch das Bedürfnis haben können, einen Morgenlauf zu absolvieren. Gegen diese Annahme jedoch sprachen mehrere Faktoren: eine in etwa vier Meter Entfernung liegende Kamelhaardecke und ein Wäschestück, das Frauen im allgemeinen dazu benutzen, ihrer Oberweite eine entsprechende Form zu geben. Etwas abseits fand die neugierige Nicole noch etwas: zwei Damenschuhe und einen Slip.
    Da sie nicht gerade auf den Kopf gefallen war, reimte sie sich mit ihrem hübschen Köpfchen zusammen, was der Besitzer des Wagens und die Besitzerin der Schuhe und der anderen Gegenstände hier wohl gemacht hatten. Nicole Duval hatte für zärtliche Stunden im Wald vollstes Verständnis, wäre auch weitergelaufen, wenn da nicht etwas gewesen wäre, was sie stutzig machte. Alles war feucht vom Tau. Also schien der Wagen schon sehr lange hier zu stehen.
    Sie biß sich auf die Unterlippe und dachte nach. Wohin waren die beiden? Ob ihnen etwas passiert war? Möglich war alles. Bis nach Beaufort war es weit, der Wald von Château de Cassagne riesig und manchmal unheimlich. In der Nähe lag das Schloß, das Nicole immer etwas Furcht einflößte, wenn sie das graue Gemäuer sah. Vielleicht hatte ein Spanner die beiden überrascht und…
    »Ja, natürlich«, murmelte sie vor sich hin. »Es ist was passiert!«
    Im ersten Impuls dachte sie nicht daran, daß es für einen einzelnen Mann beinahe unmöglich war, zwei Menschen einfach verschwinden zu lassen. Außerdem: der Wagen stand auch noch da. Dann die Schuhe und die Wäschestücke - Spuren, mehr als genug.
    Sie rannte zurück zum Jagdhaus, rüttelte den noch immer tief schlafenden Zamorra wach.
    »Steh auf, Chérie«, rief sie. »Steh auf… he… werd wach…!«
    »Verdammt noch mal…!« fuhr er hoch. »Bist du verrückt? Was ist denn los? Geht die Welt unter?«
    »Ich hab im Wald etwas entdeckt! Vielleicht… es fiel mir eben ein… du hast doch diese merkwürdige Stimme gehört… ich dachte, vielleicht hängt sie damit zusammen.«
    Sofort war er hellwach, schwang sich aus dem Bett und packte sie am Arm. »Was hast du entdeckt?«
    »Einen Renault. Nun mach nicht so ein enttäuschtes Gesicht! Hör erst einmal zu, ja?! - Also: ein Renault, daneben eine Decke. Auf der Decke ein Büstenhalter. Nicht weit davon entfernt zwei Damenschuhe und ein Slip. Ich…«
    »Nicole?!« stöhnte er. »Himmel, hast du vergessen, was menschlich ist? Das tun jeden Tag unzählige Menschen auf der Welt. In Englang, Amerika, Frankreich, Italien und was weiß ich sonstwo! Ich weiß wirklich nicht, wieso das so etwas…«
    »Weit und breit ist keine Menschenseele zu sehen! Der Wagen, die Schuhe… alles feucht vom Tau. Merkst du immer noch nichts? Den beiden muß irgend etwas, passiert sein! Sie waren ganz sicher schon in der Nacht im Wald. Oder glaubst du, daß sie sich irgendwo verkrochen haben! Die ganze Nacht über? Gegen Morgen wird es kühl und feucht. Nein, irgend etwas stimmt da nicht!«
    Zamorra kratzte sich das Kinn. »Hm, so gesehen könntest du recht haben, Nicole! Und was sollen wir nun machen?«
    »Komische Frage: zur Polizei gehen. In Beaufort gibt’s doch eine Station. Ich fahre schnell hin und sage Bescheid! Dann haben wir unsere Pflicht getan.«
    Er war einverstanden. »Na gut. Aber sag kein Wort von dem, was ich auf dem Tonband habe. Und beeil dich, ja?!«
    Sie sah ihn mit schräg gelegtem Kopf an. »Beeilen? Ich weiß warum! Hoffentlich bist du nachher mehr dabei als heute nacht! Bis gleich!«
    Verblüfft sah er ihr nach, begriff nicht sofort, was sie gemeint hatte. Dann fiel der Groschen, und er grinste vor sich hin. »Na warte«, murmelte er, »du wirst schon auf deine Kosten kommen!«
    Wie sehr er sich in diesem Moment irrte, ahnte er nicht…
    ***
    Kommissar Priol fielen beinahe die Augen aus dem Kopf, als die langbeinige Nicole in Shorts, die eigentlich schon mehr Hot Pants waren, den Gastraum betrat, wo er gerade mit Tersou frühstückte. Mme. Servais, die ihr mit verweintem Gesicht geöffnet hatte, war es gewesen, die Nicole über den Vorfall der vergangenen Nacht informiert hatte. Sie wußte also Bescheid, als sie an des Kommissars
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