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0103 - Asmodinas Todesengel

0103 - Asmodinas Todesengel

Titel: 0103 - Asmodinas Todesengel
Autoren: Jason Dark
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eine Strecke, die ich normalerweise mit zwei Sprüngen überwand, brauchte ich jetzt eine Minute.
    Schließlich stand ich vor der Scheibe.
    Mein Blick fiel in den Park mit den alten Bäumen, den gepflegten Rasenflächen und den zahlreichen weißgestrichenen Ruhebänken.
    Um diese Zeit war der Park leer. Kein Mensch schritt über die schmalen Wege, die das Gelände wie ein Spinnennetzmuster durchschnitten.
    Wir hatten März, und ich wartete auf die ersten Frühlingsboten.
    Weidekätzchen blühten schon, und es gab auch Tage, wo es die Sonne gut meinte.
    Doch heute war es kühl gewesen und auch leicht diesig. Wenigstens hier in London.
    Ich kenne Krankenhäuser, die besaßen Fenster, die sich nicht öffnen ließen. Das war zum Glück hier nicht der Fall. Ein Alu-Hebel ließ sich nach mehreren Seiten hin verstellen, um das Fenster zu öffnen.
    Ich drückte den Hebel nach unten und wollte das Fenster gerade aufziehen, als sich in meinem Rücken die Tür öffnete.
    Ich merkte es am Luftzug, nahm die Hand so hastig vom Griff weg, als bestünde er aus heißem Metall. Dann drehte ich mich um.
    Auf der Schwelle stand der »Feldwebel«!
    Schwester Genoveva.
    Ausgerechnet sie mußte mich erwischen. Ich bekam einen roten Kopf, und ich fühlte mich wie ein Schüler, der von seinem Lehrer beim Mogeln erwischt worden war.
    »Was machen Sie denn da, Mr. Sinclair?« fuhr mich die Schwester an. Ich grinste und hob die Schultern. »Eigentlich wollte ich nur ein wenig frische Luft schnappen.«
    »Sie wissen, daß Ihnen der Arzt streng verboten hat, das Bett zu verlassen!«
    »Hat er das?«
    Tief atmete Genoveva ein. Dabei hob und senkte sich ihr gewaltiger Busen. »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen, Mr. Sinclair?«
    Ich schaute sie an. »Trauen Sie mir soviel Kraft zu?«
    Sie blitzte mich an. Doch in ihren Augen erkannte ich auch ein lustiges Funkeln. Sie schien Humor zu haben, wenn sie sich auch immer so bärbeißig gab.
    »Jetzt aber marsch ins Bett!« befahl sie. »Der Arzt wird gleich nach Ihnen schauen.«
    »Aye, aye, Sir«, erwiderte ich. Dann setzte ich mich in Bewegung und lief auf das Bett zu.
    Ich ging wie auf Eiern. Die Schwester beobachtete mich spöttisch, sie half mir nicht. Die Bettkante kam mir plötzlich ungeheuer weit vor. Ich biß die Zähne zusammen, gab mir selbst Durchhalteparolen und hielt auch durch.
    »Sie haben sich ja ganz schön zusammengerissen, Mr. Sinclair«, sagte die Schwester.
    »Man tut, was man kann«, erwiderte ich und deckte mich wieder zu.
    Ich wollte noch etwas sagen, doch da übermannte mich der Schlaf. Daß die Schwester das Krankenzimmer verließ, merkte ich nicht. Und auch nichts von dem Unheil, das sich bereits über meinem Kopf zusammenbraute…
    ***
    An Gorans langen Eckzähnen glitzerten rote Perlen.
    Blut…
    Das Blut des Piloten. Der Vampir hatte den Körper innerhalb von Sekundenschnelle leergesaugt und war jetzt gesättigt. Aber seinen Auftrag, den hatte er noch nicht erfüllt.
    Goran schwebte über London.
    Der Himmel war dunkel. Nur noch weit im Westen sah man einen grauen Streifen, der jedoch immer mehr mit dem Horizont verschmolz. Ansonsten hatte der Wind aufgefrischt. Er spielte mit dem Dunst über der Millionenstadt und trieb ihn in langen Schleiern weg. Goran war noch nie hiergewesen, überhaupt stattete er der Erde seinen ersten Besuch ab. Aber mit dem sicheren Instinkt eines Hypnotisierten fand er sein Ziel.
    Aus Richtung Osten flog er die Millionenstadt am Ufer der Themse an. Tief unter sich sah er das gewundene Band des Flusses.
    Es schimmerte hell. Myriaden von Lichtern machten aus der Stadt einen hellen Irrgarten. Da bewegten sich Züge als helle Schlangen, da fuhren winzig klein die Autos, und die Menschen waren nicht einmal als Punkte zu erkennen.
    Der Vampir schwebte tiefer.
    Er erreichte die berühmte Tower Bridge und sah rechts davon den Tower liegen. Weitere Brücken gerieten in sein Blickfeld, und der Vampir flog praktisch mit dem Themsebogen in die City hinein, wo auch sein Ziel lag.
    Das Westminster Hospital.
    Hier befand sich der Mann, dem er eine Botschaft zu überbringen hatte.
    John Sinclair!
    Goran flog jetzt langsamer. Er wollte auf keinen Fall sein Ziel verpassen. Niemand sah die riesige Fledermaus, die einsam wie ein dunkles Segelflugzeug durch die Luft glitt.
    Über Raum und Zeit hinweg empfing er die Befehle. Andere steuerten ihn und lenkten ihn seinem Ziel entgegen.
    Als er sich in Höhe von Westminster Abbey befand, konnte er das Hospital bereits
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