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01 - Wie Feuer im Blut

01 - Wie Feuer im Blut

Titel: 01 - Wie Feuer im Blut
Autoren: Katherine Sutcliffe
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Mal.
    Marianne
kam zu ihm und legte ihm ihre kühlen Finger auf den Arm. »Etwas stimmt nicht
mit dir«, stellte sie fest. Ehe er das Glas an die Lippen heben konnte, nahm
sie es ihm behutsam aus der Hand und stellte es beiseite. »Erzähl mir alles«,
forderte sie ihn auf, »wie einem Freund.«
    Er
berührte ihre Wange. Sie war ein Freund. Ein sehr guter Freund. Einer
der besten, die er je hatte. Sie war an seiner Seite gewesen und hatte alles
mit ihm durchgestanden: Die Demütigung, den Schmerz. Er hatte sogar an ihrer
Schulter geweint. Ihr Haar und ihre Haut hatte nach Wildblumen geduftet, und
sie hatte ihn in ihr Bett eingeladen, ihn getröstet und ihm erlaubt, seine Wut
an ihr auszutoben. Sie hatte verstanden, dass er nicht sie haßte, sondern
Frauen im allgemeinen, und sie war am nächsten Morgen mit ein paar blauen
Flecken und ziemlich wund aufgestanden, dennoch war sie an diesem Tag an seiner
Seite geblieben, zusammen mit seinem Vater und seinem Bruder. Sie hatte jeden
Gast, der vor der Kirche eintraf, begrüßt und erklärt, dass die Trauung auf ein
späteres Datum verschoben sei. Bis zum Abend kannte ganz London die volle
Wahrheit. Der zweitgeborene Sohn des Grafen Warwick hatte seine Verlobte -
am Vorabend ihrer Hochzeit - mit einem anderen Mann im Bett angetroffen.
    »Fang an,
und erzähl mir von deinen Sorgen«, sagte Marianne.
    Damien
log: »Ich habe mich gefragt, ob Palmerston das Parlament dazu überreden wird,
mich anzuhören.«
    Sie sah
ihn ungläubig an. Es war verblüffend - aber sie wußte immer genau, wann
er die Unwahrheit sagte.
    Sie
fuhr mit einem Finger über seine Unterlippe und schaute ihm dabei lächelnd in
die Augen. »Ich hoffe, sie lassen dich bis in alle Ewigkeit warten, Mylord.
Das könnte dich vor einem Unglück bewahren und dich hier in der Zivilisation
festhalten, wo du hingehörst.« Sie berührte leicht seine Fingerspitzen, als er
das Glas wieder vom Tisch nehmen wollte. »Ich kann mir nicht vorstellen, was
so schön daran sein könnte, dreitausend Meilen von deiner Geburtsstätte
entfernt im Schlamm des Mississippi zu wühlen.«
    »In
diesem Schlamm steckt eine Menge Profit«, sagte er. »Baumwolle - sie hat
mich sehr, sehr reich gemacht.«
    »Du
warst schon vorher reich.«
    »Nicht
so sehr. Mein Vater war reich. Mein Bruder war reich.«
    »Und
nun gehört das alles dir. Vergiss Mississippi, Damien. Vergiss den Krieg. Wenn
Präsident Davis eine Entscheidung zugunsten des Südens erreichen möchte, indem
er das Unterhaus durch Beauftragte in seinem Sinne beeinflussen lässt, soll er
das doch arrangieren. Braithwaite braucht dich. Ich brauche dich - als
Freund, als Liebhaber ... Teufel, selbst dieses Kind dort oben braucht dich in
diesem Moment. Du bist für uns zu kostbar, als dass du dein Leben für einen
Krieg opfern dürftest, an den du nicht glaubst.« Als er überrascht mit einer
Braue zuckte, hob sie ihr feines, zart gemeißeltes Kinn an und sagte: »Nun, du
hast mir selbst gesagt, dass du nicht an die Sache der Sklaverei glaubst.«
    »Ob ich
die Sklaverei für falsch oder richtig halte, ist hier nicht entscheidend.
Tatsache ist, dass der Süden, wie wir ihn kennen, nicht überleben kann, wenn
die Sklaverei abgeschafft wird.«
    »Und du
auch nicht, wenn du dorthin zurückkehrst.«
    Er
dachte über ihre Worte nach. Sie irrte sich - oh, sie irrte sich sehr.
Hier gab es nichts für ihn zu tun, während in Vicksburg alles, was ihm teuer
war, zusammenzubrechen drohte. Er hatte in den letzten Jahren sehr hart
gearbeitet, um sich ein Leben aufzubauen, ein neues Imperium - etwas,
das er selbst geschaffen hatte mit seinem eigenen Schweiß und Blut.
Seine Vorfahren hatten hier zwar in dankenswerter Weise jahrhundertelang den
Besitz gepflegt und das Geld gut angelegt hatten, aber abgesehen von einigen Geschäften
nebenbei, die sein Onkel wahrnahm, konnte er hier nichts anderes tun, als den
Leuten bei der Arbeit zuzusehen und fett und senil vor Langeweile zu werden.
    Marianne
schien seine Gedanken zu lesen. Sie kannte ihn gut, presste ihre Hüften gegen
die seinen und neckte ihn: »Setz dich zur Ruhe, Damien. Heirate, zeuge Kinder.
Du wirst dich wundern, wie sehr eine Frau und Kinder deine Zeit ausfüllen
könnten.«
    Damien
lachte. »Schön. Dann lass dich von deiner Krücke von Mann scheiden und heirate
mich.«
    »Und
ich soll Kinder bekommen? Das ist doch nicht dein Ernst. Um Gottes willen, ich
bin fünfunddreißig. Außerdem ist das Leben mit Harry zu ... bequem. Ich
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