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01-Unsterblich wie die Nacht-redigiert-25.10.12

01-Unsterblich wie die Nacht-redigiert-25.10.12

Titel: 01-Unsterblich wie die Nacht-redigiert-25.10.12
Autoren: Mina Hepsen
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Dingen unterwies, wie damenhaftes Benehmen und die Kunst, sich einen Ehemann zu angeln. Die arme Frau konnte nicht begreifen, warum sich Angelica einfach nicht wie eine ganz normale junge Dame benahm.
    Nun , dachte Angelica,  es fiele mir vermutlich leichter, wenn ich nicht diese lästige kleine Fähigkeit hätte, anderer Leute Gedanken zu lesen.
    Mikhail lachte und griff wieder nach der Zeitung. »Ach, so ist das! Nun, wenn dir so viel an gutem Benehmen liegt, dann wirst du dich sicher wieder deinen anderen damenhaften Beschäftigungen widmen, denen du ja schon seit deiner Ankunft hier in London nachgehst.«
    Als Angelica daraufhin störrisch schwieg, blätterte Mikhail mit großem Getue seine Zeitung um und sagte beiläufig: »Habe ich dich nicht neulich  Die Prinzipien moralischer und politischer Philosophie  lesen sehen?«
    Angelica rührte schuldbewusst in ihrem Tee. »Ich habe es schon fast ausgelesen. Ein sehr interessantes Buch übrigens. William Paley hat da ein paar ganz spannende Ideen; ich denke, dir würden sie auch gefallen.«
    »Ganz bestimmt!« Mikhail grinste und schaute seine Schwester mit heimlichem Vergnügen über seine Teetasse an. Diese hatte ihre Nase schon wieder in der Zeitung versenkt. »Wenn du könntest, wie du wolltest, würden wir hier so viele Bücher haben, dass kein Platz mehr für die Möbel wäre, nicht?«
    »›Ein Raum ohne Bücher ist wie ein Körper ohne Seele‹«, zitierte Angelica ernst. Dann lächelte sie ihren Bruder an. »Cicero sagt das, nicht ich. Wenn du schon nichts auf eine weibliche Meinung gibst, dann doch vermutlich wenigstens etwas auf seine.«
    Mikhail nahm ihr die Bemerkung nicht übel; seine Schwester wusste genau, wie sehr er ihre Intelligenz schätzte.
    »Ach, hast du das über diesen Bluträuber gelesen? Das muss jetzt schon sein fünftes Opfer sein!« Angelica legte abwesend ihren Löffel beiseite, damit nicht noch mehr Tee über den Tassenrand schwappte, und beugte sich mit gerunzelten Brauen über ihre Zeitung.
    »Angel.«
    »Hmm?«
    »Angelica!«
    Angelica blickte auf.
    »Was ist?«
    Seufzend nahm Mikhail den Faden ihrer Unterhaltung wieder auf. »Ich würde mir ja allmählich ernsthaft Sorgen um dich machen, wenn da nicht diese Gerüchte wären …«
    »Ach?« Angelica hielt nicht viel von Gerüchten. Sie wusste aus eigener Erfahrung, wie wenig Gerüchte mit der Wahrheit zu tun hatten. Daher hörte sie ihrem Bruder nur noch mit halbem Ohr zu und versuchte unauffällig, weiter ihre Zeitung zu lesen.
    »Ach ja!«, sagte Mikhail, dem nicht entging, wie Angelicas Augen über die gedruckten Lettern der  Times  huschten. »Die Leute reden über nichts anderes mehr als über diese hübsche russische Prinzessin, die allen Männern den Kopf verdreht. Man sagt, sie wird sich bald mindestens einen Marquis geangelt haben oder auch einen gewissen Viscount, der sie, wie man hört, besonders hartnäckig umwirbt.«
    Angelicas Augen klebten an der Zeitungsseite; sie versuchte nicht einmal mehr, so zu tun, als würde sie ihm zuhören. »Was für eine glückliche Prinzessin«, murmelte sie zerstreut.
    »Ach komm, das kann dir doch nicht so gleichgültig sein, wie du tust!«, rief Mikhail empört. »Gefällt dir denn wirklich gar keiner von denen, Angel?«
    Angelica lächelte ihrem Bruder über ihre Zeitung hinweg zu. Sie wollte Mikhail nicht enttäuschen. Seit er sein Studium in Cambridge beendet hatte, lief er mit der fixen Idee herum, dass es seine Pflicht sei, seine Schwester zu verheiraten. Aber sie konnte ihm nicht wirklich erklären, wie schwierig es für sie war, mit Menschen, besonders Männern, zurechtzukommen. Die Gedanken anderer Menschen zu hören, hatte so viele Nachteile, und die sexuellen Fantasien ihres männlichen Gegenübers zu belauschen, war nur einer von vielen.
    Sie hatte versucht sich einzureden, dass das ganz normal sei, zumindest anfangs, dass es nun mal in der Natur von Männern lag. Aber in ihrer Gegenwart schien es, als könnten die Männer an gar nichts anderes denken, ja, manche von ihnen hörten ihr nur zu, um sich bei ihr einzuschmeicheln. Sie hatte bis jetzt nur drei halbwegs erträgliche Männer getroffen: den Viscount, dessentwegen die Gerüchtemühlen heißliefen, einen ausländischen Botschafter und einen netten Mann, der ihr gegenüber nicht die geringsten Fleischeslüste zu empfinden schien.  
    Nein, sie wollte ihren Bruder wirklich nicht enttäuschen, aber sie hatte nicht die Absicht zu heiraten. Noch dazu, wo die meisten
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