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01 - Schatten der Könige

01 - Schatten der Könige

Titel: 01 - Schatten der Könige
Autoren: Michael Cobley
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kümmern.«
    Plötzlich geriet das gesamte Lager in Bewegung. Befehle wurden gebellt und die Feuer gelöscht. Byrnak zog Falin hoch und ging mit ihm zu seinen Männern. Keren stand auf und riss ihren Säbel am Griff aus dem Feuer. Das Leder war heiß, und an der Klinge haftete noch Glut. Es sah aus, als würde die Klinge selbst glühen. Sie klopfte die glühende Kohle an einem rußgeschwärzten Stein vom Säbel. »Keren?«, fragte jemand neben ihr.
    Mehr ertrage ich nicht, dachte Keren und starrte auf ihre Waffe. Nicht mehr.
    Sie drehte sich um. Domas und Kiso, die Hauptleute der Zweiten und Dritten Kompanie, standen vor ihr. »Sind alle Kundschafter zurückgekehrt?«, fragte sie.
    Domas nickte lächelnd. »Und alle sind unversehrt.«
    »Macht Eure Männer bereit. Wir haben eine harte Nacht vor uns.«
    Die beiden hasteten davon. Keren bückte sich, zog ihre Stiefel an, nahm einen Lappen aus ihrem Wams und wischte die Rußflecken von der Klinge, bevor sie das Schwert in die Scheide an ihrem Gürtel schob.
    Sie bemerkte, wie Byrnak und Falin sie von der anderen Seite des zerstörten Vorsaales beobachteten, ignorierte die beiden jedoch. Während sie ihren Hauptleuten zu den Pferden folgte, die bereits gesattelt und aufgezäumt wurden, knöpfte sie sich das Lederwams zu.
    Ich habe hier nichts mehr verloren, dachte sie verbittert. Warum bleibe ich eigentlich noch? Wie ein Rudel blutrünstiger Wölfe ritten sie die Hänge des Nagira-Gebirges hinunter. Der eiskalte, unablässige Regen verwandelte den Boden in schlammigen Morast, aber ihre Rösser waren für den Krieg ausgebildet. Kein Einziges rutschte aus oder stolperte auch nur.
    Wedlo war eine kleine Stadt, die sich in einer Senke zwischen dicht bewaldeten Hügeln und dem nördlichen Ufer des Dreun befand. Sobald sie die Hügel erreicht hatten, schickte Karen Kiso und die Zweite Kompanie voraus. Sie sollte sich der Stadt vom Wald her nähern und alle Wachen töten, auf die sie trafen. Während der Hauptmann mit seinen Leuten zwischen den Bäumen verschwand, setzte sie an der Spitze der Dritten Kompanie ihren Weg fort.
    Im gedämpften Licht der abgeblendeten Laternen führte sie hinter einem Kundschafter - ihre dreißig Reiter im Galopp über einen schmalen Waldweg. Der Angriff musste rasch und erbarmungslos erfolgen und dennoch gut durchdacht sein. Erst wenn sie die nördliche Straße blockiert und die Kaianlagen in ihrer Gewalt hatten, würden sie in die Stadt selbst eindringen. Es war Eile geboten, denn in wenigen Minuten würden Byrnak und seine Leute von Süden her angreifen. »Seid pünktlich«, waren seine Worte gewesen. »Ich habe keine Lust, die ganze Arbeit allein zu erledigen.«
    Keren presste einen Fluch zwischen den Zähnen hervor und wischte sich mit der Hand den Regen aus dem Gesicht. Vor ihr wurden Wald und Unterholz allmählich lichter, und einzelne erleuchtete Punkte der Stadt Wedlo schimmerten zwischen den Bäumen. Eine Unheil verkündende, Funkenstiebende Rauchwolke stand über dem Zentrum der Stadt. Ihr Kundschafter, ein kleiner, drahtiger Dalbari namens Paq, drehte sich um. Von seiner Wachstuchmütze rann der Regen in kleinen Rinnsalen, als er den Finger an die Lippen hob. »Langsam!«, flüsterte er.
    Der Befehl wurde durch die Kolonne nach hinten weitergegeben, während der Späher auf eine Scheune in der Nähe des Nordeingangs der Stadt deutete, danach auf eine andere am Flussufer. »Wachen?«, murmelte Keren.
    Paq nickte und hob drei Finger. Keren befahl Domas und sechs weiteren Männern, Shalengs Wachen auszuschalten, doch kaum waren sie abgestiegen, als ein Warnschrei aus südlicher Richtung bis zu ihnen drang. Die Stimme erstarb in einem erstickten Gurgeln, aber es war bereits zu spät. Aus den Scheunen stürmten Gestalten mit Fackeln in den Händen, und noch mehr Männer liefen aus Wedlo heran.
    »Dieser verdammte Kiso«, murmelte Keren und gab ihrer Kompanie den Befehl zum Angriff auf die Stadt. Ein metallisches Klirren ertönte, als die Männer ihre Schwerter zückten, die Pferde herumrissen und zwischen den Bäumen hindurchgaloppierten. Sobald sie das freie Gelände erreichten, formierten sie sich zum Angriff und stürzten sich auf die Wachen, die sie bereits erwarteten.
    Ein wütender Kampf brach los, und die Schwerter sausten sirrend durch die Luft. Kerens Leute verfolgten Shalengs Halsabschneider zu Pferde, und versuchten, den Kopf der Banditen selbst dingfest zu machen. Keren wurde von einem Schwertkämpfer und einem Speerträger
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