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01 - Geheimagent Lennet wird ausgebildet

01 - Geheimagent Lennet wird ausgebildet

Titel: 01 - Geheimagent Lennet wird ausgebildet
Autoren: Vladimir Volkoff
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seine Froschmannausrüstung ein furchterregendes Aussehen...
    »Schneller!« befahl er. Der Fleischer beschleunigte das Tempo. Es war etwas nach drei, als sie eine Kleinstadt erreichten.
    Am Ausgang der Stadt hielt Lennet einen Mercedes mit Pariser Kennzeichen an.
    In dem Wagen saß eine mehrköpfige Familie, die gerade vom Urlaub nach Paris zurückkehrte. Lennet wurde von den Kindern mit Freudenrufen, von den Eltern mit Wohlwollen begrüßt.
    »Sie sind ohne Zweifel ein Froschmann", sagte das Familienoberhaupt. »Ich hingegen bin Anwalt.«
    »Auf der Welt gibt's eben allerlei Berufe", bemerkte die Frau.

    Der Fahrer glaubte, einen Marsmenschen vor sich zu sehen

    »Sie besuchen wahrscheinlich die nautische Ausstellung in Paris?« fragte der Mann. »Wir freuen uns ganz besonders, Sie mitnehmen zu können. Erzählen Sie uns doch von Ihren Tauchunternehmungen.«
    Die Jungen fragten: »Bis zu wieviel Metern sind Sie hinabgekommen?« und die Mädchen: »Findet man am Meeresgrund viele Perlen?«
    Lennet, bequem in das Polster zurückgelehnt, ließ seiner Phantasie freien Lauf.
    »Es ist aber doch sehr merkwürdig, daß Sie kein Gepäck mithaben!« bemerkte der Mann.
    Lennet erfand eine Geschichte mit einem versäumten Zug.
    Was machte es schon aus, ob man sie glaubte oder nicht? So schnell auch der Mercedes dahinraste, es bestand nicht die mindeste Hoffnung, Paris vor acht Uhr zu erreichen!
    Es war sogar noch eine Viertelstunde später, als man Lennet in der Nähe des Marinemuseums endlich absetzte. Da stand er nun, in Froschmann-Vermummung und Schwimmflossen, und sein ganzer irdischer Besitz bestand aus einer kleinen Erkennungsmarke, die zu betrachten er noch nicht die Zeit gefunden hatte.
    Er beschloß, Neugier und Gleichgültigkeit seiner Umgebung mit Verachtung zu strafen.
    Und zu überlegen.
    Schließlich bestand ja die Möglichkeit, daß zwei Sendezeiten den feindlichen Funkpeilern nicht genügten, um die »Napoleon"
    ausfindig zu machen. Zudem würde der Feind wahrscheinlich erst dann zuschlagen, nachdem er auf die eine oder andere Art Hauptmann Ruggiero von Bord geschafft hatte. Und endlich war es nicht ausgeschlossen, daß er den kommenden Tag abwartete, um den Chef des FND oder dessen Stellvertreter sowie den Vertreter der Regierung, die bei der Übergabe der Agentenausweise anwesend sein würden, mit auf den Grund zu schicken.
    Möglicherweise war also noch nichts verloren. Man mußte bloß handeln, ohne zu zögern.
    Bei diesem Punkt angelangt, erinnerte sich Lennet der Erkennungsmarke; er zog sie aus der Tasche und las den darin eingravierten Namen. Dieser Name warf in einer Sekunde seine ganze Vorstellung von der Situation über den Haufen.
    Es war der Name HENRI MORIOL!
    Bisher war Lennet blind gewesen, aber dieser schlichte Name auf dieser schlichten Marke öffnete ihm mit einem Schlag die Augen.
    Nun erfaßte er den feindlichen Plan, der noch weitaus feiner gesponnen, weitaus gefährlicher war, als er angenommen hatte.
    Er erfaßte, daß noch weitere Gefahren auf Corinna lauerten, wenn er nicht bis zehn Uhr abends handelte. Und er erfaßte auch, daß ihm ein Handeln auf offiziellem Weg versagt war.
    Denn selbst wenn man voraussetzte, daß es ihm durch irgendein Wunder gelänge, bis elf Uhr vom Verteidigungsminister empfangen zu werden, stünde es wahrscheinlich auch nicht in der Macht des Ministers, die »Napoleon" zu retten.
    Alles schien verloren.
    Und dennoch...
    Lennet biß die Zähne zusammen, rempelte zwei junge Leutchen an, die sich bei seinem Anblick mit den Ellenbogen stießen, überquerte die Straße und lief zum erstbesten Zeitungsstand.
    »Fräulein, erlauben Sie mir bitte, in einer Radiozeitung nachzusehen, egal welcher. Ich kann sie Ihnen nicht abkaufen, weil ich kein Geld bei mir habe.«
    Dem Fleischer hatte die Froschmannausrüstung Eindruck gemacht; das nette Lächeln und der blonde Haarschopf dieses Jungen, der so kindlich wirkte, verführten die Zeitungsverkäuferin.
    Drei Minuten später gab ihr Lennet das Blatt wieder zurück und machte sich im Laufschritt auf den Weg zu den großen Boulevards.
    Eine Froschmannausrüstung ist nicht für einen Marsch geeignet und für einen Lauf noch weniger. Mit geschwollenen Füßen und stechenden Blasen fand sich Lennet schließlich am Eingang des »Lex-Filmpalastes" ein. Riesige Plakate verkündeten:
    Heute, 22 Uhr GELD ODER LEBEN
    Die große Rundfunkübertragung des bekannten Quiz-Spiels Preis: 100 000 Francs!
    Lennet betrat das Kino mit
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