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01 - Der Geist, der mich liebte

01 - Der Geist, der mich liebte

Titel: 01 - Der Geist, der mich liebte
Autoren: Kate Logan
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würde sie gleich aus der Dusche steigen und in die Sachen schlüpfen, die sie sich zurechtgelegt hatte. Doch Tante Fiona würde nicht mehr kommen. Zum ersten Mal, seit ich die Nachricht ihres Todes erhalten hatte, schossen mir die Tränen in die Augen. Ein Teil von mir schien erst jetzt zu begreifen, dass sie tatsächlich nicht mehr da war.
    Ein kühler Hauch strich über meine tränennasse Wange. Fast kam es mir vor wie eine Berührung. Dann jedoch erfasste mich schlagartig dieselbe Kälte, die ich schon unten verspürt hatte. Ich musste dringend etwas gegen die Zugluft unternehmen! Dann kam mir eine andere Idee. Was, wenn
    die Kälte weder etwas mit einer Klimaanlage noch mit schlechter Isolierung zu tun hatte? Was, wenn der Friedhof...
    Ich weigerte mich, den Gedanken weiterzuverfolgen. Allein dass mich die Nähe des Friedhofs so sehr beschäftigte, war schon lächerlich. Dass die Kälte im Haus etwas damit zu tun haben könnte, war völlig bescheuert!
    Ich wischte mir die Tränen ab und setzte meinen Erkundungszug fort. Neben dem Schlafzimmer fand ich ein Arbeitszimmer mit einem großen Schreibtisch. Ein wenig ungläubig blickte ich auf den PC darauf. Angesichts Tante Fionas Weigerung, E-Mails zu schreiben, war ich nicht einmal auf den Gedanken gekommen, sie könnte überhaupt einen PC besitzen. Sichtlich war sie fortschrittlicher gewesen, als ich immer angenommen hatte. Um den PC herum lagen unzählige Notizzettel, Zeitungsartikel und Schulbücher. Knallgelbe Post-its zierten eine Pinnwand darüber. Tante Fiona hatte an der Grundschule von Cedars Creek unterrichtet. Hier hatte sie wohl ihre Stunden vorbereitet.
    Die Bücherregale waren so vollgestopft, dass einige Bücher sich schon übereinanderstapelten. Ich war versucht, einen genaueren Blick auf die Buchrücken zu werfen, verkniff es mir dann aber doch. Ich war müde und wollte bald ins Bett. Vorher wollte ich mir jedoch erst noch die restlichen beiden Räume ansehen. Die Regale würde ich spätestens dann in Augenschein nehmen, wenn ich entscheiden musste, was ich behalten und was ich weggeben sollte. Ich ignorierte den großen Schrank an der anderen Wand und
    kehrte auf den Gang zurück, um mich der nächsten Tür zuzuwenden. Dahinter lag das Badezimmer. Im Gegensatz zu den anderen Räumen roch die Luft hier nicht abgestanden, sondern angenehm frisch. Die Ursache dafür fand ich in einem Lufterfrischer, der zwischen einer Schale mit Muscheln, ein paar Teelichtern und einem kleinen Keramikleuchtturm auf dem Fensterbrett stand. Die hellgrauen Wandfliesen waren immer wieder mit knallblauen Mustern durchsetzt, deren Farbe sich auch in den Vorhängen, den flauschigen Läufern und der Spiegelumrandung wiederfand. Alles in allem war das Bad mit seiner großen Wanne, der gläsernen Duschkabine und der Handtuchheizung der modernste Raum im Haus.
    Blieb nur noch ein weiteres Zimmer. Ich verließ das Bad wieder und trat auf die Tür am Ende des Ganges zu. Dort erwartete mich ein überraschend geräumiges Gästezimmer. Mir war sofort klar, dass ich mich hier einquartieren würde. Die Vorstellung, in Tante Fionas Schlafzimmer zu übernachten, hatte mir von Anfang an nicht sonderlich behagt. Umso erleichterter war ich beim Anblick dieses Zimmers. Bett und Möbel waren mit hellen Laken abgedeckt. Mit wenigen Handgriffen zog ich die Tücher fort. Noch während ich sie zusammenlegte, ließ ich meine Augen über die Möbel wandern. Ein kleiner Nachttisch mit Lampe. Eine große Holztruhe mit schweren Messingbeschlägen am Fußende des Bettes. Leere Bücherregale an den Wänden und ein großer Lehnsessel mit Fußhocker in einer Ecke des Raumes. Gleich neben der Tür stand ein altmodischer kleiner Sekretär, davor ein nicht besonders bequem aussehender Holzstuhl. Hinter einer Lamellentür fand ich einen leeren Wandschrank, in dem ich mühelos all meine Sachen unterbringen würde.
    Ich warf die zusammengefalteten Laken auf die Truhe und holte meine Reisetaschen. Obwohl ich inzwischen hundemüde war, wollte ich zumindest noch auspacken. Da meine Klamotten größtenteils aus Jeans, T-Shirts und Pullis bestanden, brauchte ich nicht lange, bis alles verstaut war. Ich warf meinen Schlafanzug aufs Bett, schnappte mir meinen Kulturbeutel und ging ins Bad. Für einen Moment war ich versucht, mir ein Bad einzulassen, verschob das aber, da ich so müde war, dass ich fürchtete, in der Wanne einzuschlafen. Baden konnte ich auch morgen. Für jetzt taten es eine kurze Katzenwäsche und
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