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0099 - Die Lava-Falle

0099 - Die Lava-Falle

Titel: 0099 - Die Lava-Falle
Autoren: Richard Wunderer
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»An manchen Stellen war die Straße schon verschüttet. Dort vorne ist der Krater. Vielleicht sehen wir tief unten das Glühen der heißen Lava.«
    Er nahm seinen Arm nicht mehr von Pats Schultern, als sie weitergingen, und sie drängte sich an ihn. Plötzlich fand sie den Vulkan unheimlich. Hier oben war die Luft mit seltsamen Geräuschen erfüllt, mit Zischen, Ächzen und Stöhnen.
    »Das ist nur der Wind, der durch Felsspalten streicht«, behauptete Giorgio, obwohl auch er noch nie diese klagenden Laute gehört hatte.
    Die anderen folgten ihnen in tiefem Schweigen. Auch sie fühlten die stumme Drohung, die über dem Berg lag.
    Und dann erreichten sie den Krater, überwanden einen schwarzen Steinwall und blickten in das Auge zur Hölle.
    Pat Willard prallte mit einem gellenden Aufschrei zurück.
    ***
    Die junge Amerikanerin wich wimmernd und schreiend zurück. Sie prallte gegen Giorgio Serpione, der sie auffing und festhielt.
    »Ganz ruhig!« rief Giorgio. »Keine Angst!«
    Dabei war ihm selbst nicht wohl bei dem Anblick, der sich ihnen bot. Der Krater, sonst stets ein bodenloser, leerer Trichter, war bis an den Rand mit flüssiger, dunkelrot glühender Lava gefüllt. Dicke Blasen stiegen an die Oberfläche und zerplatzten. Sengend heiße Lavatropfen wurden hoch in die Luft geschleudert und klatschten in den Krater zurück. Zum Glück für die leichtsinnigen jungen Leute fanden diese Gaseruptionen nur im Zentrum des Sees statt.
    Als Pat weiter schrie, drehte Giorgio sie zu sich herum und blickte ihr ins Gesicht. Ihre blauen Augen waren starr vor Schrecken. Sie schien nicht mehr wahrzunehmen, was rings um sie vorging. Ihr Gesicht war leichenblaß und in namenlosem Grauen verzerrt.
    »He!« Giorgio, schüttelte das Mädchen. »He, kein Grund zur Aufregung! Komm zu dir!«
    Aber Pat schrie weiter, holte keuchend Luft und konnte sich nicht beruhigen.
    »Laß mich mal!« rief Elena Fantucci energisch, schob Giorgio beiseite und versetzte Pat eine Ohrfeige.
    Das half. Pat Willard schluckte, schüttelte sich und sank weinend in Giorgios Arme. Er hob in einer schüchternen, verlegenen Geste die Hand und strich ihr über die langen blonden Haare.
    »Was hast du denn?« erkundigte sich Elena bei der jungen Amerikanerin. »Bist du so über die Lava erschrocken? Wir sind auf einem Vulkan, Pat!«
    Pat schüttelte heftig den Kopf. »Habt ihr es denn nicht gesehen?« fragte sie stockend. »Dieses scheußliche Monster in der Lava? Tief unten im Krater? Wie ein riesiger Polyp mit langen Fangarmen! Es verändert ständig seine Form und streckt die Arme nach uns aus! Es will uns zu sich holen!«
    »Ach, Unsinn!« rief Lizzy Brook, die Engländerin. »Du bildest dir etwas ein, sonst nichts!«
    Im nächsten Moment erscholl im Erdinneren ein dumpfes Grollen. Der Boden bebte, und oberhalb der jungen Leute lösten sich einige Steine vom Hang. Von Vorsprung zu Vorsprung polterten sie hinunter und stürzten in den Lavasee. Wo sie eintauchten, schossen Glutfontänen hoch.
    »Wir müssen weg«, mahnte Jean Lerouge. Der Pariser Student hatte zwar keine Erfahrung mit Vulkanen, doch die Lage war offensichtlich bedrohlich. Die kleinste Erschütterung genügte, daß der Lavasee überschwappte.
    »Ja, gehen wir«, meinte auch Giorgio Serpione, der sich nicht mehr so sicher fühlte wie am Anfang. Er verzichtete auf die Rolle des überlegenen Vulkankenners. Er wollte mit seinen Freunden – zu dem Jeep zurückkehren, doch nach wenigen Schritten riß sich Pat von ihm los.
    Wild blickte sie mit irr flackernden Augen um sich. Abwehrend streckte sie den Gefährten die Hände entgegen.
    »Laßt mich!« rief sie keuchend. »Laßt mich in Ruhe! Haltet mich nicht auf! Ich muß zu ihm! Er hat mich gerufen!«
    Sie wandte sich um, und ehe sich einer ihrer Begleiter von seinem Schreck erholte, rannte sie auf den Lavasee zu.
    »Surtur!« schrie sie gellend, breitete die Arme aus und sprang mit einem weiten Satz in den Lavasee.
    Ganz langsam versank sie in dem flüssigen Gestein. Zischend stiegen schwefelgelbe Wolken auf und hüllten sie ein, entzogen sie den Blicken ihrer vor Entsetzen gelähmten Freunde und verflüchtigten sich wieder.
    Der Lavasee lag wie zuvor da. Nichts deutete mehr auf das grauenhafte Drama hin, das sich soeben abgespielt hatte.
    Die Überlebenden flohen mit gellenden Schreien, als der Lavasee langsam über die Ufer trat und sich die höllische Glut auf sie zuwälzte. Nur Giorgio rührte sich nicht von seinem Platz.
    Er glaubte, auf der
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