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0096 - Asmodinas Reich

0096 - Asmodinas Reich

Titel: 0096 - Asmodinas Reich
Autoren: Jason Dark
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ließ die Peitsche los, als ich sah, wie von seinem Hals plötzlich grünliche Wolken aufstiegen und zerflatterten.
    Das Monster warf den Kopf zurück, brüllte in wahrer Todesangst und riß weit die Augen auf. Die Zunge schnellte aus seinem Mund, ein blaugrauer widerlicher Klumpen. Für einen Augenblick sah ich das metallene Gebiß leuchten, dann riß ich mich von dem Anblick los. Für den kleinen Marcus und mich wurde es die allerhöchste Eisenbahn, wenn wir dieses Inferno lebend, verlassen wollten.
    Ich kletterte auf dem selben Weg wieder zurück ins Innere der Kutsche.
    Meine Beine stießen zuerst durch das zerstörte Dach. Bevor ich den Kopf nachzog, warf ich noch einen Blick in die Runde.
    Der Klippenrand war verdammt nah!
    Zu nah!
    Ich ließ mich fallen.
    Jetzt zählte jeder Sekundenbruchteil.
    Ängstlich schaute mir der kleine Marcus entgegen. Ich sagte nichts, packte ihn, warf mich zurück, stieß den Schlag auf und ließ mich kurzerhand fallen.
    Beide tauchten wir hinein in die wirbelnde tosende Hölle. Ich vernahm noch einen gräßlichen Schrei, deckte den Kleinen mit meinem Körper, dann erfolgte der mörderische Aufprall.
    Ich hatte das Gefühl, mein Rücken würde in der Mitte zerteilt, wirbelte um die eigene Achse, wußte nicht, wo oben und unten war, flog und wurde weiter geschleudert, bis ich einen Schlag gegen den Kopf bekam, der mein Bewußtsein auslöschte.
    ***
    »Onkel John, Onkel John.«
    Ich hörte die dünne Stimme wie durch eine dicke Watteschicht gefiltert und öffnete mühsam die Augen.
    Mein Kopf schien um das Doppelte des normalen Volumens angeschwollen zu sein, und ich hatte große Mühe, einen einigermaßen klaren Gedanken zu fassen.
    Dann aber sah ich das Gesicht des kleinen Marcus dicht vor dem meinen, und die Erinnerung kehrte schlagartig zurück.
    Die Kutsche, die Monster, dann der Kampf mit dem Frankenstein-Verschnitt, unser verzweifeltes Aussteigen während der höllischen Fahrt, danach meine Bewußtlosigkeit.
    Jetzt hatte mich die Wirklichkeit zurück.
    »Onkel John, Onkel John, du darfst nicht schlafen. Es ist so kalt. Ich friere und habe Angst.«
    Trotz meiner Kopfschmerzen gelang es mir, dem Kleinen zuzulächeln. »Es ist alles gut«, flüsterte ich, »wirklich, mein Schatz.«
    Marcus schaute mir ins Gesicht und dann lachte er.
    Himmel, es war die schönste Belohnung, die mir der Kleine bereiten konnte. Sie ließ auch einen Teil meiner Schmerzen vergessen. Mühsam stemmte ich mich hoch.
    Zuerst drehte sich alles vor meinen Augen, und ich brauchte eine Weile, um zu mir selbst zu finden.
    Es hatte aufgehört zu hageln. Dafür trieb der Wind jetzt dicke Schneeschleier über die Insel. Der Boden war bald mit einem dünnen weißen Teppich bedeckt.
    Ich nahm den kleinen Marcus an die Hand und drehte mich einmal um die eigene Achse.
    Viel sah ich nicht. Nur einen dichten, tanzenden Schneevorhang. Ich tastete nach meiner Waffe. Die Beretta war noch da und während des Falls nicht aus meiner Manteltasche gerutscht.
    Verteidigen konnte ich mich also noch, wenn mir auch nur zwei Kugeln zur Verfügung standen.
    Sie würden für zwei Monster reichen. Mir war klar, daß die Zombies und Ghouls ihre Jagd nicht aufgegeben hatten. Schon allein Grimes würde dafür sorgen, daß ich in ihre Hände geriet. Aber die Rechnung sollte nicht aufgehen.
    Klatschnaß hing mir mein Haar in die Stirn. Den Mantel konnte man als solchen gar nicht mehr bezeichnen. Er war nur noch ein schmutziger Lappen.
    Wo es zum Meer ging, das hatte ich mir ungefähr ausgerechnet. Diese Richtung schlug ich auch ein.
    Mit Marcus an der Hand tigerte ich los. Vorsichtig setzte ich Schritt vor Schritt, denn auf diesem Plateau mußte man immer mit höllischen Überraschungen rechnen.
    Genau zehn Schritte kam ich weit, dann mußte ich stehenbleiben. Viel sehen konnten wir nicht, aber ich hörte das Rauschen der Brandung, wie sie tief unter uns gegen die scharfen Felsen donnerte. Sie übertönte selbst das wilde Heulen des Sturms, und mir wurde klar, welch ein Glück wir gehabt hatten.
    Ein paar Yard weiter, und wir wären mitsamt der Kutsche in der kochenden See verschwunden.
    Zwangsläufig dachte ich an den Frankenstein-Verschnitt. War dieses Monster endgültig verloren, oder hatte Asmodina im letzten Augenblick noch mit ihrer Magie eingegriffen?
    Eine Frage, auf die ich keine Antwort wußte. Ich hoffte jedoch, daß die Peitsche und die See das Monster vernichtet hatten. Auch von der Kutsche war nichts mehr zu sehen. Vielleicht
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