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009 - Der Folterknecht

009 - Der Folterknecht

Titel: 009 - Der Folterknecht
Autoren: Dämonenkiller
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der Bann des Teufels zu liegen.
    Von einem jungen Burschen, der der Sohn eines Hufschmieds war, hatte ich erfahren, daß die Magd mit der abgehackten Hand bei den ausschweifenden Festen dabeigewesen war, doch dies nur unter Zwang, wie die Inquisition herausfand. Die Hexenprobe war bei ihr negativ verlaufen. Als man sie ins Wasser warf, war sie untergegangen.
    Seit der Hexenprobe war sie aber nicht mehr ganz richtig im Kopf. Deshalb glaubte ihr anfangs auch niemand, als sie in der Stadt verkündete, daß ihr der Teufel erschienen sei und sie allerlei mit ihm angestellt habe. Sie behauptete, daß statt Milch rotes Blut aus dem Euter spritzen würde, wenn sie mit der Linken eine Kuh melke. Man ließ sie reden. Aber nach einiger Zeit, als sie nicht aufhörte, solche Geschichten zu erzählen, wurde sie doch angeklagt und von der Inquisition für schuldig befunden. Man schlug ihr die Linke ab, mit der sie angeblich die Kühe verhexen konnte. Doch da sie auch nach der Urteilsvollstreckung noch behauptete, daß der Teufel in ihrem Leib wohne, wurde sie nicht auf freien Fuß gesetzt. Sie wartete im Verlies auf ihre Verbrennung.
    »Sie ist unschuldig«, versicherte der Sohn des Hufschmieds. »Was sie sagt, kann man doch nicht gegen sie verwenden. Ihr Geist ist verwirrt. Und um jene, die dem Wahnsinn verfallen sind, machen die Dämonen einen großen Bogen.«
    »Woher willst du das wissen?« fragte ich ihn.
    »Weil ich mit eigenen Augen gesehen habe, wie der Teufel vor meinem Vater Reißaus genommen hat«, antwortete er. »Denn auch mein Vater ist nicht ganz richtig im Kopf. Er war nicht immer verrückt, erst in den letzten Jahren hat er nach und nach den Verstand verloren.«
    »Und warum bist du hier?« wollte ich wissen.
    »Ich habe dem Herrn Pfarrer meine Beobachtung gebeichtet«, antwortete der Sohn des Hufschmieds. »Daraufhin meinte er, daß ich mich der Inquisition stellen müßte, weil es möglich wäre, daß sich der Teufel mir zugewandt haben könnte. Als ich mich nicht freiwillig stellte, brach der Herr Pfarrer das Beichtgeheimnis und meldete mich den Hexenfängern. Darum bin ich hier, Herr.«
    »Du wirst schon schuldig sein, wenn du deinen Beichtvater so böse verleumdest«, hörte ich eine sanfte Stimme hinter mir.
    Der Bursche, dem die Rüge galt, raunte mir zu: »Das ist der Vikar von Geching.«
    Ich erstarrte, denn der Vikar von Geching war mir kein Unbekannter. Es war bei meinem letzten Besuch in Konstanz gewesen, als mir mein Diener Eustache zutrug, daß der Vikar aus einem nahen Dorf gegen die Inquisition als gotteswidrige Einrichtung gewettert hätte. Daraufhin begab ich mich zu ihm, um zu beichten. Ich sagte ihm, daß ich von Dämonen in Versuchung geführt worden wäre und an einem Hexensabbat teilgenommen hätte, nun aber wieder auf den rechten Weg zurückfinden wollte. Er versicherte mir, daß mir das sicher gelingen würde, wenn ich nur stark glauben würde. Nach einigen Tagen ließ ich ihn dann der Inquisition vorführen. Er weigerte sich, das Beichtgeheimnis zu brechen und über den »Sünder« zu berichten, der sich ihm anvertraut hatte. Deshalb war er hier.
    Unsere Blicke begegneten sich, doch ich fand in seinem Gesicht keine Anzeichen dafür, daß er mich erkannte. Vielleicht erinnerte er sich nicht mehr, oder aber er erkannte mich nur nicht, weil es im Verlies so düster war. Lediglich durch drei vergitterte Öffnungen in der Decke fiel Tageslicht herein.
    »Es ist unrecht, von deinem Pfarrer zu behaupten, daß er das Beichtgeheimnis gebrochen hat«, wiederholte der Vikar. »Gehe in dich und bete!«
    Mich fröstelte plötzlich, weil ich begriff, daß die Standhaftigkeit des Vikars nicht gegen ihn, sondern eher für seine Unschuld sprach; und ich begriff auch, daß ich Schuld auf mich geladen hatte, als ich ihn vor das Tribunal der Ketzerrichter gebracht hatte. Und in diesem Augenblick begann ich zum ersten Mal zu ahnen, daß ich außer dem Vikar noch viele andere Unschuldige auf dem Gewissen hatte.
    Wie sollte ich das je wieder gutmachen? Vielleicht war es eine gerechte Strafe, daß ich mich nun selbst vor der Inquisition zu verantworten hatte.
    Die Tage vergingen, ohne daß man mich zum Verhör holte. Ich erlebte im Kerker viel Leid, hörte aus den Tiefen des Verlieses die Schreie der Gefolterten und sah, wie sie zugerichtet worden waren, wenn man sie zurückbrachte. Ich konnte nur noch Mitleid mit diesen Menschen empfinden. Je länger ich mit ihnen zusammen war, desto klarer erkannte ich, daß
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