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009 - Der Engel von Inveraray

009 - Der Engel von Inveraray

Titel: 009 - Der Engel von Inveraray
Autoren: Karyn Monk
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hinsichtlich der Behandlung, der er in Ihrer Obhut ausgesetzt war." Sie warf dem Wärter einen anklagenden Blick zu.
    „Andererseits sehe ich keinen Grund, warum Ihre Magd ihn nicht besuchen sollte", räumte Governor Thomson ein.
    „Sehr gut." Zufrieden darüber, alles in ihrer Macht Stehende für Haydon getan zu haben, wandte sie ihre Aufmerksamkeit erneut Jack zu.
    „Erlaube mir, mich vorzustellen, Jack. Mein Name ist Genevieve MacPhail, und ich würde mich gern mit dir unterhalten ..."
    „Ich habe nie irgendetwas gestohlen", stieß er hervor.
    „Es ist mir gleich, ob du es getan hast oder nicht."
    Überraschung flackerte in seinem Blick auf, doch er verbarg sie rasch hinter einer Maske mürrischer Gleichgültigkeit. „Was wollen Sie dann von mir?"
    „Ich lebe in einem Haus in Inveraray mit einigen anderen Kindern, die wie du recht harte Zeiten durchgemacht haben ..."
    „Ich bin kein Kind", unterbrach er sie schroff.
    „Verzeih! Natürlich bist du kein Kind mehr. Du musst sicher, sagen wir, vierzehn sein?"
    Er straffte die Schultern, erfreut darüber, dass sie ihn für älter hielt, als er war.
    „Kommt ungefähr hin."
    Sie nickte, als sei sie zutiefst beeindruckt. „Nun, ich habe mich gefragt, Jack, ob es dir wohl gefallen würde, für die Dauer deiner Strafe bei mir zu wohnen, statt hier im Gefängnis zu bleiben und danach in eine Besserungsanstalt eingewiesen zu werden?"
    Jack kniff die Augen zusammen. „Sie meinen als Dienstbote?" Sein Tonfall drückte offene Verachtung aus.
    „Nein", entgegnete sie, unbeeindruckt von seinem abweisenden Gebaren. „Doch du müsstest dich an der Hausarbeit beteiligen, so wie alle anderen auch."
    Er blickte sie misstrauisch an. „Was sind das für Hausarbeiten?"
    „Von dir würde erwartet, dass du beim Kochen hilfst, beim Putzen und Waschen und bei all den anderen Dingen,
    die im Haushalt zu erledigen sind. Und du müsstest einen Teil des Tages damit verbringen, lesen, schreiben und rechnen zu lernen. Du kannst nicht lesen, stimmt's?"
    „Ich komme zurecht", versicherte er knapp.
    „Das bezweifle ich nicht. Meine Hoffnung ist jedoch, Jack, dass du dich nach deinem Aufenthalt bei mir noch viel besser im Leben zurechtfindest als zuvor."
    Er dachte einen Augenblick lang schweigend nach. „Könnte ich ein- und ausgehen, wann es mir passt?"
    „Leider nein. Solltest du dich entschließen, mich zu begleiten, hätte ich die Verantwortung für dich. Das bedeutet, dass ich immer wissen müsste, wo du bist.
    Ich fürchte, ich müsste darauf bestehen, dass du dich daran hältst", fügte sie hinzu, als sich ein Schatten über seine fein geschnittenen Züge legte. „Und dein Tagesablauf wäre geregelt, so dass du nicht einfach verschwinden könntest, um zu tun, wonach dir gerade der Sinn steht. Doch ich kann dir versichern, dass es dir bei mir wesentlich besser gehen würde als in der Besserungsanstalt, die dich erwartet.
    Du bekämst gutes Essen und Zuwendung. Die anderen, die bei mir leben, fühlen sich jedenfalls recht wohl."

    „Einverstanden."
    Er antwortet eine Spur zu hastig, um es aufrichtig zu meinen, dachte Haydon. Der Junge war offenbar zu dem Schluss gelangt, dass es bei weitem angenehmer sei, Miss Genevieve MacPhail zu begleiten, statt von dem Wärter verprügelt zu werden und weiter im Gefängnis zu sitzen. Sobald sie ihn mit warmer Kleidung und einer ordentlichen Mahlzeit versorgt hätte, würde er stehlen, was ihm in die Finger kam, und spätestens am nächsten Tag das Weite suchen. Haydon wünschte, er könnte unter vier Augen mit dem Jungen sprechen und ihm begreiflich machen, welch ungeheure Chance ihm geboten wurde.
    „Können Sie auch ihn hier herausholen?" Jack wies mit dem Kopf auf seinen Zellengenossen.
    Haydon blickte ihn erstaunt an.
    „Ich ... ich fürchte, nein", stotterte Genevieve, verblüfft über die Frage.
    Ein Schatten des Bedauerns legte sich über ihre dunklen Augen, was Haydon wunderte angesichts dessen, was sie soeben über ihn erfahren hatte. Eine Verurteilung wegen Mordes war gewiss keine Empfehlung, um die Zuneigung einer wohl erzogenen jungen Frau wie Miss MacPhail zu gewinnen.
    „Hervorragend", sagte Governor Thomson, erfreut darüber, dass die beiden sich einig geworden waren. „Dann wollen wir uns in mein Büro begeben, um die Einzelheiten dieser Vereinbarung zu besprechen." Er kratzte sich erwartungsvoll den Bart.
    Das ist es also, dachte Haydon, um Jacks Freilassung zu erwirken, zeigt sich diese Miss MacPhail dem
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