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009 - Der Engel von Inveraray

009 - Der Engel von Inveraray

Titel: 009 - Der Engel von Inveraray
Autoren: Karyn Monk
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tief in seinem Inneren ein guter Mensch war. Deshalb hatte sie ihm geholfen, aus dem Gefängnis zu fliehen, und dann große Gefahren auf sich genommen, um ihn vor den Behörden und seinen Entführern zu retten. Aus diesem Grund hatte sie ihm auch erlaubt, ein Teil ihrer wohl behüteten Familie zu werden. Doch es war nicht der Grund, warum sie sich ihm hingegeben und mit ihm die wunderbare, unbekümmerte Leidenschaft geteilt hatte, die er zuvor mit keiner anderen Frau erlebt hatte. Und es war auch nicht der Grund, warum sie nun im Leid versunken dasaß und seine Hand an ihre Brust presste. Der Grund dafür war viel erstaunlicher und wunderbarer.
    Sie liebte ihn.
    Helle Freude durchzuckte Haydon und vertrieb die dunklen Schatten der Vergangenheit.
    „Ich liebe dich, Genevieve", sagte er rau und beugte sich so dicht zu ihr, dass sie seinen Atem auf ihren Lippen spürte. „Mehr als das Leben selbst. Ich habe dich geliebt, seit ich dich in der Trostlosigkeit des Kerkers zum ersten Mal sah, und seither ist meine Liebe zu dir mit jedem Tag stärker geworden. Und wenn du mir die Chance dazu gibst, werde ich den Rest meines Lebens damit verbringen, dich mit dieser Liebe zu umgeben."
    Genevieve starrte ihn schweigend an. Sie konnte nicht fassen, was er ihr gerade mitteilte.
    „Ich werde auch jedes unserer Kinder von ganzem Herzen lieben und beschützen", gelobte Haydon, denn sie sollte verstehen, dass er niemals wieder ein Kind im Stich lassen würde. „Und ich werde alle anderen Kinder, die du in unser Leben bringst, mit offenen Armen empfangen, ganz gleich, ob sie aus dem Gefängnis oder von der Straße kommen oder die Frucht unserer Liebe sind."
    „Aber ... du bist ein Marquess", widersprach sie schluchzend, seine Hand noch immer fest an ihr Herz pressend.
    „Ich hatte gehofft, du würdest es mir nicht übel nehmen."
    „Du könntest jede Frau heiraten", stellte Genevieve klar.
    „Es schmeichelt mir, dass du so denkst. Darf ich das so verstehen, dass deine Antwort "Ja' lautet?"
    Sie schüttelte traurig den Kopf. „Du kannst mich nicht heiraten wollen, Haydon", erwiderte sie mit schmerzlicher Gewissheit. „Du glaubst nur, dass du es willst, weil du schon so lange von zu Hause fort bist. Meine Kinder und ich gehören nicht in die Gesellschaft, in der du lebst, das ist dir gewiss klar. Sie würden niemals von deinen Freunden und deiner Familie akzeptiert werden, ebenso wenig, wie sie hier von jenen akzeptiert wurden, die mich einst als Gast und Ebenbürtige in ihren Häusern empfangen haben." Obgleich es ihr schier das Herz brach, ließ sie seine Hand langsam los. „Ich könnte es nicht ertragen, dass man dich wegen mir und meinen Kindern verspottet, Haydon, ebenso wenig wie ich es ertragen würde, dass meine Kinder von engstirnigen Menschen verachtet werden, die geblendet sind vom Glanz ihrer eigenen Titel und ihres Vermögens."
    „Dann lege ich den verfluchten Titel eben ab", schwor er hitzig. „Ich werde meine Ländereien und mein Haus in Inverness verkaufen, damit unsere Kinder nie dorthin gehen müssen und irgendwelchem leeren Geschwätz ausgesetzt sind. Wir können hier leben oder irgendwo anders hinziehen und von neuem anfangen. Es ist mir völlig gleich, Genevieve", versicherte er ihr entschieden. „Mich schert weder der Titel noch der Besitz, noch was die Leute über mich oder die Wahl meiner Ehefrau denken. Für mich zählt nur, dass wir als Familie zusammen sind. Heirate mich, Genevieve!" schloss er mit rauer, flehender Stimme. „Heirate mich, und ich werde dich den Rest meines Lebens lieben." Er strich ihr eine seidige Haarsträhne aus dem Gesicht. „Bitte!"
    Genevieve biss sich auf ihre bebende Unterlippe und betrachtete Haydon in ehrfürchtiger Scheu. Das Kaminfeuer flackerte und warf Schatten auf sein markantes Gesicht. Aus seinen Augen blitzte die felsenfeste Entschlossenheit eines Mannes, der es gewohnt war, seinen Willen durchzusetzen. Doch es lag auch Furcht in seinem Blick, während er angespannt auf ihre Antwort wartete.
    Und plötzlich wusste Genevieve, dass sie ihn niemals gehen lassen konnte.
    Mit einem leisen Aufschrei schlang sie die Arme um ihn, presste ihre Lippen auf seinen Mund und küsste ihn leidenschaftlich, während sie auf die Knie sank und sich an ihn schmiegte.

    „Ja", hauchte sie und fühlte, wie eine Woge der Freude sie durchflutete, ihre Ängste fortspülte und ihr neue Kraft verlieh. Und da sie nicht wollte, dass er ihretwegen auf seinen Titel verzichtete und seinem
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