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0088 - Die weißen Teufel von New York

0088 - Die weißen Teufel von New York

Titel: 0088 - Die weißen Teufel von New York
Autoren: Die weißen Teufel von New York
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vielleicht eine Chance, wenigstens zur Hälfte wieder herauszukommen. So, jetzt wißt ihr Bescheid…«
    Er drehte sich um und ging zum Lautsprecherwagen. Spritzen wurden gereicht. Schon konzentrierten sich die ersten Löschzüge auf die unmittelbare Umgebung des Fensters, aus dem der Arm herausgeragt hatte. Er war nicht mehr zu sehen.
    Zwei Spritzen strichen flach über das Dach hinweg, das über dem Fenster lag. Direkt durfte man es nicht bestreichen, um den Dachstuhl nicht unter der Wucht des starken Strahles zum Einstürzen zu bringen.
    Eine andere Wehr fegte die Türreste vom Hauptportal mit einem einzigen Strahl ins Innere des Gebäudes.
    Ein paar Leute von den neun Feuerwehrmännern griffen nach den gereichten Schlauchrollen. Einer nahm jeweils die Spritze, zwei andere die Rolle. Dann trabten wir los.
    Die Feuerwehrleute gingen systematisch vor. Mit ihren Beilen schlugen sie jeden angekohlten Balken zusammen, der uns im Wege lag. Wir anderen rissen mit unseren Äxten die Reste beiseite und bahnten uns den Weg.
    Von Schmerzen war längst keine Rede mehr. Wie kann jemand, dessen Gehirn ausgeglüht ist, noch Schmerzen empfinden. Alle Qual lag jenseits menschlicher Begriffe. Alles schmerzte und nichts schmerzte. Jede Körperzelle schrie gefoltert und war doch fühllos wie ein Eisblock.
    Wir blieben dicht beieinander. Vor zehn Minuten hatte ein einzelner noch eine Chance, durch diese Hölle zu kommen. Jetzt ging es nicht mehr. Jetzt mußte die Gemeinschaft ihre Kräfte zeigen. Unsere Äxte flogen. Funkenregen ergossen sich über uns, wenn brennende Balken beiseitegeschlagen wurden.
    Auf dem Absatz der dritten Etage erhielten wir. Zwei Mann hoben ihre Arme, nahmen Schwung und warfen. Die Schlauchrolle flog in ein unergründliches Flammenmeer. Ein Feuerwehrmann nahm einen mitgeschleppten Helm und warf ihn in hohem Bogen durch das flammenumlohte Etagenfenster hinab in den Hof. Offenbar war dies ein Signal. Denn gleich darauf fülllte sich der Schlauch prall und rund. Zischen ertönte von irgendwo hinter der Feuerwand, die den Flur der dritten Etage verschlang. In den prall gefüllten Schlauch kam geheimnisvolles, gespentisches Leben. Da niemand die Spritze an seinem Ende hielt, warf sie vermutlich der eigene Druck hin und her und sie vollführte einen irren Reigen.
    Weiße Dampfwolken quollen aus dem Feuer. Wir betrachteten gebannt ein unbeschreibliches Schauspiel. Das älteste Schauspiel der Welt: der Kampf des Wassers mit dem Feuer. Den urewigen Streit einer Naturmacht mit der anderen. Den Streit der glühenden Lava mit dem empörten Meer. Den Streit vom Blitz entzündeter Wälder mit der prasselnden Wucht klatschender Wolkenbrüche.
    Ein paar unserer Feuerwehrleute hatten inzwischen die beiden anderen Schläuche auf eine kunstvolle Weise entrollt. Und schon füllten auch sie sich zu prallen, armdicken Rohren. Zu zweit bändigten sie den ungeheuren Druck einer Spritze. Und jetzt triumphierten wir, als wäre es unsere Kraft, die das Feuer bezwang. Meter für Meter arbeiteten wir uns die Treppe in die vierte Etage hinan. Brüllend protestierte das Feuer gegen die Wassermassen, die sich unaufhörlich aus den beiden letzten Schläuchen ergossen.
    Dann hatten wir irgendwann die vierte Etage erreicht. Verkohlte Balken und brennende Dielenbretter zischten, krachten, dröhnten und rauschten, wenn der Wasserstrahl sie traf.
    Von der Decke ragte ein schwelender Balken herab. Ich hob meine Axt und wollte ihn beiseite schlagen. Ein Feuerwehrmann schlug mir mit der geballten Faust meine Axt beiseite. Als ich ihn ansah, schüttelte er nur den Kopf und deutete auf die Decke.
    Wollte er sagen, daß auch der gestürzte Balken noch Decke trug? Vielleicht. Vielleicht meinte er etwas anderes. Jedenfalls sollte der Balken bleiben wo er war. Der Mann mußte es wissen. Ich schob den Stiel meiner Axt zurück in den Hosenbund.
    Der Fußboden war an manchen Stellen durchgebrannt. Dort fauchten Dampfwolken aus der dritten Etage herauf. Siedend heiß fuhren sie über unsere Glieder. Ich glaube nicht, daß wir es überhaupt bemerkt haben.
    Fragen Sie nicht, wie lange es dauerte, bis wir die Klasse erreicht hatten. Ich weiß es nicht. Keiner konnte es wissen. Jeder Millimeter war Herausforderung, jede Sekunde unmenschlicher Kampf. Da bleibt nichts übrig zum Zählen von Zeit oder Raum.
    Irgendwann war vor uns seitlich eine Öffnung. Wir unterschieden Köpfe und verschwommene Gestalten. Täuschten Wir uns, oder stieg wirklich ein einziger,
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