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0087 - Treibstoff 558

0087 - Treibstoff 558

Titel: 0087 - Treibstoff 558
Autoren: Karl Theodor Horschelt
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mir Pfeffer in die Augen geblasen, mich niedergeschlagen, und weshalb sind Sie geflohen?«
    »Ich habe Ihnen schon einmal gesagt, dass ich einen Rechtsanwalt haben will«, erwiderte sie.
    »Ja, das haben Sie mir am Donnerstag gesagt. Sie sollten ihn damals auch haben, heute will ich allerdings erst mit Ihnen reden. - Sie arbeiten mit Hopalong Gray zusammen. Hopalong Gray hat Gordon van Buren und Clarissa Damell ermordet. Er hat für die Landesverteidigung wichtige Pläne gestohlen. Wir wissen das alles, wir wissen 58 von Ihrer Verbindung, und Ausflüchte helfen ihnen kein bisschen. Das einzige was Ihnen helfen kann, ist, den Mund aufzumachen.«
    Ann Dryer war unsicher geworden. »Aber ich kenne keinen Gray…«
    »Das ist möglich, aber Sie kennen ihn dann jedenfalls unter einem anderen Namen. Sie haben am Grand Central Terminal die rote College-Mappe Clarissa Damells gestohlen. Wollen Sie das leugnen?«
    Ann Dryer schlug plötzlich die Hände vors Gesicht und begann zu weinen. Allerdings machte das auf mich keinen Eindruck. Ich zündete mir eine Zigarette an und wartete.
    Endlich ließ sie die Hände sinken. »Ich mache Ihnen einen Vorschlag, G-man. Ich sage Ihnen alles, was ich weiß und sie lassen mich laufen…«
    Ich lächelte spöttisch. »Sie tun besser daran, mit solchen Dingen erst gar nicht zu rechnen. Ich kann lediglich dafür sorgen, dass Ihre Strafe etwas milder ausfällt. Voraussetzung ist, dass Sie nicht selbst einen Mord begangen haben.«
    Sie sah mich mit flackernden Augen an und schüttelte den Kopf. »Nein, damit habe ich nichts zu tun. Aber ich will reden…«
    »Gut, ich höre.«
    »Ich war vor einem halben Jahr in einer sehr üblen Situation«, sagte sie leise und stockend. »Kein Engagement, kein Geld, ich lag im Krankenhaus und hatte Selbstmordgedanken. - Ich war völlig am Ende. Damals erhielt ich dann des Öfteren von einem Unbekannten Geschenke, und nach meiner Entlassung bekam ich einen Brief, in dem ich in das Haus 109 North Moore Street bestellt wurde. Das ist drunten am Hudson, in der Nähe des Hafens.«
    »Ich weiß - erzählen Sie weiter.«
    »Ich ging hin. Was blieb mir schon anderes übrig? In einem verdunkelten Zimmer traf ich dort einen Mann, der sich John Morgan nannte. Er bot mir an, für meinen Lebensunterhalt aufzukommen, ich müsse jedoch dafür einiges tun. Ich war zu allem bereit. Mir stand das Wasser bis zum Halse. Nun, er sagte mir zuerst nichts Näheres, und ich durfte wieder nach Hause gehen. Ganze zwei Monate hörte ich überhaupt nichts von ihm, obwohl ich regelmäßig am Ersten Geld überwiesen bekam. Einmal erhielt ich es in einem Briefumschlag, einmal durch Postanweisung. Später habe ich es dann auch in meiner Einkaufstasche gefunden, als ich von einem Einkauf in einem Drugstore zurückkam. E ines Tages erhielt ich dann einen mit der Maschine geschriebenen Brief, dass ich mich an einen bestimmten Mann heranzumachen hätte. Ich tat, was man von mir verlangte. Leider ging das nie lange gut. Die Männer zogen sich bald wieder von mir zurück. Warum - weiß ich nicht.«
    »Ich brauche nachher eine möglichst genaue Liste dieser Leute«, sagte ich. »Ich denke, Sie können sich noch an alle erinnern.«
    Ann Dryer nickte.
    »Morgan rief mich in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag an. Ich solle zur Gepäckaufbewahrung im Grand Central Terminal gehen, mir unter einem Vorwand Zutritt verschaffen und dann nach einer roten Mappe suchen. Er hat sie mir genau beschrieben. - Sie wissen wahrscheinlich schon, wie es mir gelungen ist, die Mappe an mich zu bringen…« Sie sah mich fragend an.
    Ich nickte. »Über diesen Punkt sehen wir schon lange klar. Mich interessiert aber, wem Sie die Mappe gaben.«
    »Eigentlich niemandem, Mister G-man. Ich hatte den Auftrag, vom Bahnhof aus zu Fuß nach Hause zu gehen und die Mappe unter dem Arm zu tragen. An der U-Bahn-Station Vanderbilt trat plötzlich ein Mann aus der Nacht und zog mir die Aktenmappe unterm Arm weg. ›Ich bekomme das Ding, Schwester‹, das war alles, was er sagte. Erkennen konnte ich ihn nicht, weil es zu dunkel war.«
    »Und wie ging dann alles weiter?«
    Sie ließ müde die Schultern sinken. »Seit dieser Zeit habe ich nichts mehr von Morgan gehört.«
    »Ist Ihnen irgendetwas an Morgan aufgefallen?«
    Ann Dryer zögerte einen Moment. »Ja«, sagte sie nachdenklich, »er spricht mit einem sonderbaren Akzent.«
    Ich bot ihr eine Zigarette an und setzte das Verhör fort.
    »Und in welcher Verbindung stand Clarissa
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