Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0087 - Treibstoff 558

0087 - Treibstoff 558

Titel: 0087 - Treibstoff 558
Autoren: Karl Theodor Horschelt
Vom Netzwerk:
zurück.
    Als erstes las ich das Fernschreiben aus Washington, dass die üblichen Daten über Juan Capabianca enthielt, eine genaue Personenbeschreibung, eine Schilderung seiner Gewohnheiten und Schwächen. Dann sah ich mir das durch Bildfunk übermittelte Foto an.
    Capabianca hatte ein grobes, nicht sehr intelligentes Gesicht. Er trug eine wahre Löwenmähne schwarzer Haare, und im Übrigen war er ein Kubaner wie viel andere.
    Im Fernschreiben der Zentrale hieß es:
    »… Capabianca ist am 05.05.1910 in Havanna, Kuba, geboren, sieht aber jünger aus. Er tritt bescheiden und zurückhaltend auf, kleidet sich gut und nicht auffallend und hat eine besondere Vorliebe für chinesische Küche. Bei seinen Diebstählen beschränkt er sich auf die Marken Packard und Cadillac. Dem Vernehmen nach ist er bewaffnet, jedoch hat er bisher sich weder Körperverletzungen noch Totschlag zuschulden kommen lassen.«
    Es schien, dass er doch nicht so unintelligent war, wie er nach dem Bilde aussah.
    Außer dem Foto und dem Fernschreiben fand ich noch eine Aktennotiz, der City Police New York, in der es hieß, in der letzten Zeit hätten sich die Diebstähle von Packard- und Cadillac-Wagen auffällig gehäuft. Nach der Meldung waren von den Parkplätzen des Waldorf -Astoria und anderer großer Hotels allein zehn Wagen verschwunden.
    Ich ließ in unserer Fotoabteilung einige Vergrößerungen des Funkbildes machen und setzte mich dann in meinen Jaguar. Ich hatte eine ganz bestimmte Vorstellung, was ich anstellen müsse, um dem dunkelhäutigen Autoliebhaber auf die Spur zu kommen.
    Zwanzig Minuten später stellte ich meinen Wagen auf einen Parkplatz in der Lafayette Street ab, denn ich hatte keine Lust, ihn später mit zerschnittenen Reifen und eingeschlagenem Kühler wiederzufinden. Dann tigerte ich nach Chinatown hinein.
    Mit dem Foto bewaffnet suchte ich alle chinesischen Restaurants auf und legte den Besitzern oder Empfangschefs meinen FBI-Ausweis auf den Tisch. Bei den meisten brauchte ich gar nichts weiter Zusagen. In Verbindung mit dem FBI-Ausweis regt ein Verbrecherfoto die Denkfähigkeit solcher Leute in ungeahnter Weise an.
    Im zehnten oder elften Lokal, das einem gewissen Fu-Cheng gehörte und so vornehm war, dass es sich einen eigenen Portier hielt, rechnete ich wieder mit einem Kopfschütteln, wurde aber angenehm enttäuscht, denn der Chinese sagte sofort:
    »Ja, Sir, dieser Gentleman war erst gestern bei uns zum Essen.«
    Er sagte es nicht so glatt und flüssig wie es hier steht, denn, wie Sie wissen, haben Chinesen Mühe das R auszusprechen.
    »Sie sind ganz sicher?«, fragte ich.
    »Yes, Sir, ganz sicher.«
    »Hat er allein gegessen oder befand er sich in Begleitung?«
    Der Chinese warf mir einen rätselvollen Blick zu, ehe er zögernd flüsterte: »Der Herr war allein, aber der Besitzer schien ihn zu kennen.« Er blickte sich ängstlich um. »Sagen Sie aber um Gottes willen nicht, dass Sie dieses von mir wissen.« Er musste nicht gerade sehr gut auf seinen Chef zu sprechen sein, denn sonst hätte ich diese wertvolle Information wohl nie bekommen.
    »Sie dürfen sich auf mich verlassen«, versicherte ich und steckte ihm eine Dollarnote zu.
    Ich betrat die mit fernöstlicher Kultur eingerichtete Gaststätte und wischte mir erst einmal den Schweiß von der Stirn. Ich suchte mir einen ruhigen Platz und bestellte bei dem einzigen Kellner, der um diese Tageszeit Dienst tat, einen weißen Saki.
    »Kalt oder warm, Sir?«, fragte er.
    Ich entschied mich für kalt, da mir heißer Reiswein nicht schmeckte. Während er zur Anrichte ging, schlenderte ich zu einer Telefonbox, rief unsere Zentrale an und ließ mich mit dem alten Neville verbinden. Ich bat ihn, mir schnellstens zwei unserer Leute in Fu-Chengs Lokal zu schicken und fragte ihn dann noch, ob er außerdem hier für eine längere Telefonstörung sorgen könne.
    »In spätestens zwanzig Minuten sind die beiden bei dir«, erwiderte Neville, »und bis dahin schlägt auch der Blitz in die Leitung. - Viel Glück, Jerry.«
    »Danke«, sagte ich und hängte ein.
    Der Aufenthalt in dem mit einer Klimaanlage versehenen Lokal war bei der draußen herrschenden Hitze ein Labsal- und der Saki große Klasse.
    Noch vor Ablauf der von Neville genannten zwanzig Minuten betraten meine Kollegen Bill Scash und Tom Smith das Lokal und setzten sich zu mir an den Tisch. Ich sagte beiden, was anlag, bestellte bei dem Kellner für uns alle Saki und bat, den Besitzer des Lokals an den Tisch zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher