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0087 - Treibstoff 558

0087 - Treibstoff 558

Titel: 0087 - Treibstoff 558
Autoren: Karl Theodor Horschelt
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»Clarissa Damell? Nie gehört den Namen.«
    Ich war überzeugt, dass er mich belog.
    »Können Sie mir dann sagen, wie Ihre Visitenkarte in Miss Damells Handtasche kommt?«, sagte ich scharf.
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen, da müssen Sie die junge Dame schon selbst fragen.«
    »Woher wissen Sie, dass es sich um eine junge Dame handelt?«, erwiderte ich.
    Er zuckte mit den Schultern. »War nur ein falscher Zungenschlag von mir, aber weil Sie Miss sagten, dachte ich mir…«
    »Besitzen Sie eine Dienstwaffe, Lieutenant?«
    Er wurde ironisch. »Fragen Sie mal eine Hausfrau, ob sie einen Kochlöffel besitzt.«
    »Was für eine Pistole ist es?«
    »Eine 11,45er Thompson«, sagte er widerwillig.
    Ich kam wieder auf meine erste Frage zurück. »Ich möchte eine Erklärung von Ihnen, wie Ihre Visitenkarte in Miss Damells Handtasche kommt.«
    Benelli starrte mich aus zusammengekniffenen Augen an. »Fragen Sie die Dame doch bitte selbst«, fauchte er.
    Ich zündete mir eine Zigarette an und sagte: »Ich fürchte, eine Tote wird mir nicht antworten.«
    Benelli wurde totenbleich, seine Lider flackerten. Dann riss er sich zusammen, hob die Schultern und meinte:
    »Das ist sehr bedauerlich, aber es kann mich nicht näher berühren, da ich die Dame nicht kenne. Es könnte doch immerhin sein, dass ich irgendwann irgendjemandem meine Visitenkarte gegeben habe, und der Betreffende hat sie aus mir imbekannten Gründen weitergegeben. Mehr kann ich jedenfalls nicht dazu sagen.«
    Colonel Seagrave wollte sprechen. Ich warf ihm einen schnellen Bück zu, schüttelte unmerklich den Kopf und wandte mich wieder an Benelli. »Damit ist die Angelegenheit hinreichend geklärt Lieutenant. Sie können gehen.«
    Benelli erhob sich und sah fragend seinen Kommandeur an. Seagrave nickte ihm zu, und er ging mit langsamen Schritten nach draußen.
    Ich wandte mich an Lister. »Lassen Sie Tag und Nacht Benelli beobachten, und untersuchen Sie seine Unterkunft, ohne dass er es merkt. Und noch etwas: Stellen Sie seine Pistole für ballistische Versuche sicher…«
    Ich erhob mich. »Kommen Sie, Colonel, wir wollen zu van Buren fahren.«
    ***
    Es war gegen 22.30 Uhr, als wir in der 59th Street ausstiegen. Van Burens Wohnung befand sich in der neunten Etage eines Hochhauses und bestand aus zwei Zimmern und den üblichen Nebenräumen. Das Arbeitszimmer des toten Chemikers war überraschend groß und hell. Allerdings herrschte ein schreckliches Durcheinander. Papierfetzen, aufgeschlagene Akten, herausgerissene Zeichnungen und Berechnungen lagen verstreut umher.
    Und mitten dazwischen die Leiche eines Mannes von etwa 55 bis 60 Jahren. Sie lag mit gespreizten Beinen und Armen auf dem Rücken und die Augen starrten anklagend ins Leere.
    Ein kleines Wandsafe war offensichtlich auf gebrochen worden und war jetzt völlig leer. Die Mordkommission hatte ihre Tätigkeit bereits beendet, und nur noch Lieutenant Gardener und Phil Decker waren anwesend.
    »Schöne Bescherung«, sagte Gardener und schob seine Hände in die Hosentaschen. »Van Buren ist gestern Abend nach 18 Uhr ermordet worden.«
    »Wieso wissen Sie das?«
    »Er erhielt um 18 Uhr Besuch einer rothaarigen Dame. Die Nachbarin hat gesehen, wie van Buren sie hereinließ.«
    »Eine rothaarige Dame? Das könnte Clarissa Damell gewesen sein. Hat man sie fortgehen sehen?«
    Gardener schüttelte den Kopf.
    »Wie steht es mit den Spuren?«, fragte ich.
    »Es ist noch nichts ausgewertet worden, aber es sieht nicht danach aus, als ob sie einen wesentlichen Hinweis bringen würden.« Er bückte sich und nahm Gardener die Zeichnung aus der Hand. »Wollen Sie bitte im Nebenraum warten. Ich muss sämtliche Unterlagen durchsehen, und dann können wir weiter sehen. Über das Mordmotiv werde ich Ihnen wohl Auskunft geben können…«
    »Das Motiv dürfte sowieso klar sein, Colonel«, sagte ich. »Van Buren hat eine wichtige Arbeit zu Ende gebracht, und man hat ihn ermordet, um das Ergebnis dieser Arbeit an sich zu bringen.«
    Seagrave nickte. »Genau das… Aber wie gesagt, wenn Sie draußen warten wollen…«
    Wir kamen seinem Wunsch nach und gingen ins Nebenzimmer.
    Clarissa hat für einen Spion gearbeitet, dachte ich. Um an die Arbeitsergebnisse von Rock Harbor zu kommen, hat sie die Verbindung zu Benelli und van Buren gesucht und gefunden. - Das schien alles so simpel und klar zu sein, aber da war ein Punkt, der mir zu denken gab: Warum hatte Clarissa mir den Hinweis auf van Buren gegeben?
    Der zeitliche Aufwand der
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