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0087 - Die Schläfer der ISC

Titel: 0087 - Die Schläfer der ISC
Autoren: Unbekannt
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erwarten. Er fühlte sich von seiner Frau unverstanden. Die Mitwelt schien ihm kalt und grausam. Zwei Wochen, nachdem Dunbee den Antrag gestellt hatte, erhielt er eine Einladung der ISC, mit der er aufgefordert wurde, zwecks einer Voruntersuchung nach Wyoming zu kommen.
    So verschwand Maurice Dunbee aus Dubose, still und unauffällig, wie er gelebt hatte.
     
    *
     
    Sein Name war M'Artois. Durch seine dunklen, gewellten Haare zogen sich silberne Fäden. Wenn er lachte, bildeten sich in seinen Augenwinkeln unzählige Fältchen. Seine Stimme hatte einen sonoren Klang. Er hatte eine lässige Art, den Daumen seiner rechten Hand in den Hosenbund zu haken. Er trug eine weiße, raffiniert gearbeitete Jacke mit einem bunten Hemd darunter.
    „Wir wissen, warum Sie zu uns kommen", sagte er zu Dunbee. „In Ihrem Brief schreiben Sie, daß Sie sich für dreihundert Jahre in Tiefschlaf versetzen lassen wollen. Das ist die höchste Zeitspanne überhaupt. Unsere Schlafzeiten beginnen mit einer Dauer von fünfzig Jahren. Sind Sie in der Lage, die Summe von 3000 Solar aufzubringen?"
    Obwohl der Betrag relativ niedrig war, stellte er einen Großteil von Dunbees Ersparnissen dar. Er hatte nicht ohne Gewissensbisse eine entsprechende Summe von seinem Konto abgehoben. Die Reise nach Wyoming hatte nicht dazu beigetragen, Dunbees Sicherheit zu vergrößern. Er kam sich Jeanne gegenüber wie ein Verräter vor. Vielleicht war sie froh, daß er aus ihrem Leben getreten war? Er hatte in seinem Abschiedsbrief um Verständnis für seinen Entschluß gebeten.
    „Ich habe das Geld bei mir", sagte er.
    M'Artois, der in einem lächerlichen Gebilde aus Plastik hockte, das jeden Moment unter der Last seines Körpers zusammenzubrechen drohte, nickte.
    „Ich bin Psychologe, Mr. Dunbee", sagte er. „Das Gespräch, das ich mit Ihnen führe, gehört zu meiner Aufgabe. Die Gesellschaft will Sie mit ihren Fragen und Vorsichtsmaßnahmen nicht schikanieren. Wir sind jedoch gezwungen, uns nach jeder Seite abzusichern."
    Etwas ungeduldig erwiderte Dunbee: „Ich bin bereit."
    M'Artois zeigte ein verständnisvolles Lächeln.
    „Sie haben mir Ihre Situation ausführlich geschildert", bemerkte er. „Sie halten sich für einen labilen Menschen, der am Leben gescheitert ist. Schwierigkeiten im Beruf und in der Ehe haben Sie nervlich und körperlich zermürbt. Ihre Arbeit wurde von Ihrer Firma nicht anerkannt, und Ihre Frau zeigte nicht viel Geduld mit Ihnen. Kinder haben Sie nicht. Positives konnten Sie kaum berichten." Sein Ton wurde eindringlicher. „Trotzdem, Mr. Dunbee, ich glaube, daß Sie es noch einmal versuchen sollten."
    „Ich habe es immer und immer wieder in meine schwachen Hände nehmen wollen, dieses Leben", murmelte Dunbee. „Ich bin am Ende."
    Der ISC-Mitarbeiter überlegte einen Moment.
    „Vielleicht sind Sie zu sensibel, vermutete er. „Wollen Sie nicht beginnen, die schönen Seiten Ihres Daseins zu erkennen? Ihr Lebensstandard war nicht schlecht. Einigen Sie sich mit Ihrer Frau, entdecken Sie gemeinsame Interessen und machen Sie zusammen eine Reise."
    „Die Reise hierher war meine letzte", versicherte Dunbee.
    Bekümmert sagte M'Artois: „Also gut! Ihr Entschluß scheint unumstößlich zu sein. Ich werde Sie zu Dr. Waterhome bringen, der die medizinischen Untersuchungen leitet. Es wird Ihnen klar sein, daß wir Sie nur aufnehmen können, wenn Sie organisch gesund sind."
    Zusammen mit Dunbee verließ er den Büroraum. Sie gelangten durch ein größeres Zimmer in den langen Hauptgang des Verwaltungsgebäudes der ISC in Cheyenne. Einige Angestellte und ein Roboter mit einem Stapel Akten begegneten ihnen. Dunbee versuchte, aus dem Fenster zu sehen. Es war ein trüber Tag. Die Scheiben waren von Regen und Nebel beschlagen.
    Ohne erkennbaren Zusammenhang fragte M'Artois plötzlich: „Sind Sie amputiert, Mr. Dunbee?" Dunbee blieb stehen. „Nein, wieso?" M'Artois Lächeln, das für Sekunden verschwunden war, kehrte zurück.
    „Es gehört zu den Regeln der Gesellschaft, daß sie keine Amputierten annimmt. Ich hatte vergessen. Sie gleich darüber zu informieren", erklärte der Psychologe.
    Dunbee fragte sich, warum man einen Menschen, dem irgendein Körperteil fehlte, nicht ebensogut einschläfern konnte wie einen normal gebildeten. Er scheute sich jedoch, seine Verwirrung vor M'Artois auszusprechen.
    „Es hat irgend etwas mit der Funktion der Organe zu tun", sagte da der Seelenarzt. „Dr. Waterhome kann es Ihnen besser erklären, wenn Sie
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