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0084 - Das Buch der grausamen Träume

0084 - Das Buch der grausamen Träume

Titel: 0084 - Das Buch der grausamen Träume
Autoren: Jason Dark
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Infarkt bringen konnte. Es war ein unförmiges, grünes, schlierenartiges Wesen, das bei jeder Bewegung Schleim absonderte und nur aus Algen und Wasser zu bestehen schien. Mit einiger Phantasie konnte man einen Körper erkennen und auch ein Gesicht, denn dort leuchteten zwei fahlweiße Augen in der grünlichen Masse. Haare hatte das Monster nicht, dafür aber zwei lange Arme, die an die eines Affen erinnerten. Es schob sich näher, schlenkerte seine Arme dabei hin und her. Bei jedem Schritt platschte es, und ob Genn wollte oder nicht, er mußte das Monster anschauen.
    Wie oft hatte er in den alten Sagen und Legenden über die Existenz von Wassergeistern gelesen. Sie waren immer so beschrieben worden, wie dieses Monster aussah. Es verströmte einen Geruch, der Leo Genn an altes, verfaultes Wasser erinnerte. Hinzu kam noch ein beißender Körpergestank, der sich schwer auf die Atemwege des Mannes legte. Immer weiter näherte sich das Monster.
    Leo Genn erinnerte sich plötzlich an seine Luger. Er griff unter seine Jacke, um die Waffe hervorzuholen. Das Wassermonster wartete ab, bis er die Pistole umklammert hielt, dann schleuderte es sein rechtes Bein vor. Es war stammdick, und hinter dem Tritt lag eine ungeheure Wucht. Die Waffe flog aus den Fingern des Mannes, rutschte über den primitiven Boden und blieb irgendwo liegen.
    Leo Genn rechnete mit dem Schlimmsten. Er glaubte, sterben zu müssen, doch das Monster tötete ihn nicht. Langsam fing sich Leo Genn wieder. Durch seine Beschwörungen hatte er bereits in zahlreiche Bereiche der Magie hineingerochen, so daß der Schock nicht besonders groß war. Genn rappelte sich auf. Denn nun interessierte ihn nicht mehr das Monster, sondern das, was er bei seinem Eintritt gesehen hatte. Und das war schaurig genug.
    An der der Tür gegenüberliegenden Seite des Raumes saß ein Skelett. Es hockte vor einer Fläche, die man mit einiger Phantasie als Tisch bezeichnen konnte. Aber bei dem, was Leo Genn sah, verschwammen Begriffe wie Länge, Breite oder Höhe. Das Skelett vor ihm trug einen weißen, kapuzenähnlichen Umhang, hatte seine Arme angewinkelt und vor sich ein Buch auf dem Tisch liegen. Das Buch überhaupt. Das Buch der grausamen Träume.
    Es konnte überhaupt kein anderes sein. Aufgeschlagen lag es da, und das Papier schimmerte trotz des roten Lichts gelblich. Der Stuhl, auf dem der Hüter des Buches saß, war sehr breit, und die kunstvoll gedrechselte Lehne stach Leo Genn besonders ins Auge. Das wurmstichige und durchlöcherte Holz ließ das wahre Alter des Stuhls ahnen. Leo Genn war fasziniert.
    Hier also fand er das Buch. Nun hatte er das Ziel seiner Träume endlich erreicht.
    Hinter dem Skelett verschmolzen die Entfernungen. Leo Genn glaubte, in ein rötlich glosendes All zu schauen, in dem es keine Entfernungen und auch keine Zeiten gab. Irdische Begriffe schienen überholt. Was existierte, war der Geist. Der Geist des Bösen.
    Leo Genn atmete tief ein. Er hatte sich wieder gefangen und wagte es, einen Schritt näher zu treten. Das Skelett rührte sich nicht. Es blieb sitzen und starrte ihn nur an. Der nächste Schritt.
    Leo Genn hatte das Monster an der Tür vergessen. Er wollte nur noch das Buch besitzen, in dem alle Geheimnisse der Schwarzen Magie enträtselt wurden. Wenn er es gelesen und verstanden hatte, würde ihm niemand mehr etwas vormachen können, dann konnte er mit den Geistern der Finsternis spielen.
    Doch zuvor mußten noch einige Hindernisse aus dem Weg geschafft werden. Eins davon hieß John Sinclair.
    Genns Plan hörte sich paradox an, war aber in Wirklichkeit haargenau ausgetüftelt.
    Ihm war bekannt, daß er ohne Schwierigkeiten nicht an das Buch herankam. Allein konnte er es nicht schaffen, diese Schwierigkeiten zu überwinden. Dabei sollte ihm John Sinclair helfen. Dieser Geisterjäger würde den unsichtbaren Ring durchbrechen, den das Buch umgab.
    Wenn er es dann geschafft hatte, wollte Leo Genn zuschlagen und John Sinclair töten. So sah sein Plan aus.
    Aber wo steckte Gerald McKenzie? Ihm gehörte doch die Hütte, und er sollte der Hüter des Buches sein. Leo Genn blieb stehen und schüttelte verwirrt den Kopf. Das sollte verstehen, wer wollte. Er nicht. War McKenzie etwa bewußt geflohen? Ahnte er, was auf ihn zukam? Genn gab sich einen innerlichen Ruck und ging den letzten Schritt vor.
    Nun stand er dicht vor dem Tisch. Das Skelett rührte sich noch immer nicht. Die leeren Augenhöhlen starrten den Besucher an. Wie ein Richter saß der
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