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0082a - Amoklauf in der Todeszelle

0082a - Amoklauf in der Todeszelle

Titel: 0082a - Amoklauf in der Todeszelle
Autoren: Amoklauf in der Todeszelle
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notwendigen Positionen anzusetzen, brauchte man mindestens eine halbe Stunde. So lange mußten wir warten. Danach konnte man allmählich den Kreis enger ziehen. Namentlich aber mußten so schnell wie möglich alle Dörfer und Städte innerhalb dieses Kreises gewarnt werden. Morgory durfte keine Möglichkeit erhalten, sich in einem Hause zu verbarrikadieren.
    Mr. High würde das sicher veranlassen. Er verstand sich darauf, eine Sache zu organisieren. Besser als irgendwer sonst.
    Stimmengewirr kam die ansteigende Straße herauf. Die Stimmen von Männern. Wenig später sah ich sie in den Lichtschein der Fenster treten. Alle waren bewaffnet. Einige hatten Jagdgewehre, Schrotflinten oder auch nur Kleinkaliberbüchsen bei sich. Andere trugen schwere Knüppel, Brechstangen und ähnliches Zeug. Eine Unzahl von Taschenlampen blitzte.
    Einer von ihnen kam auf mich zu. Da ich direkt unterhalb eines Fensters stand, war ich für sie gut zu sehen. Sie umringten mich, während ihr Sprecher näher trat.
    »Sir«, sagte er entschlossen. »Ich heiße Tom Crochiak. Ich bin der Bürgermeister. Ich habe vor einer halben Stunde mit dem Kollegen in Appleton gesprochen und ihm die fürchterliche Geschichte erzählt. Jetzt saßen wir unten in der Kneipe und beratschlagten, da wurde ich ans Telefon gerufen. Es war mein Kollege aus Appleton. Er hatte erfahren, daß vor ungefähr zwanzig Minuten ein Mann in einem Jeep den Waldweg herunterkam, der nach Appleton hineinführt. Als der Mann ein paar Burschen von Appleton sah, die sich getroffen hatten und miteinander schwatzten, wendete er sehr hastig seinen Jeep und fuhr in den Wald zurück. Sir, wir sind sicher, daß das der Mörder war.«
    »Allerdings«, nickte ich. »Das ist anzunehmen. Und was soll die Ausrüstung Ihrer Armee bedeuten?«
    »Sir«, fing er wieder an. »Wir werden jetzt den Wald nach Appleton durchkämmen. Die Männer von Appleton kommen uns entgegen. Wir werden diesen Halunken Schon kriegen.«
    Ich dachte eine Sekunde nach. Dann sagte ich:
    »Ich nehme an, daß Sie und Ihre Männer so vernünftig sind, sich nicht mit Lynchgedanken zu beschäftigen?« Betretenes Schweigen. Ich nahm meinen Dienstrevolver aus der Schulterhalfter.
    »Ich weiß nicht«, sagte ich wie nebenbei, »ob Ihnen bekannt ist, daß ich ein G-man bin. Ein Mann vom FBI. Jedenfalls wissen Sie es jetzt. Und Sie werden sich gewiß nicht der Illusion hingeben, daß ein G-man bei einem Lynchverfahren ruhig Zusehen würde, nicht wahr? Ich gebe Ihnen mein Wort, daß ich die Männer, die diesen Mörder lynchen, ebenfalls als Mörder festnehmen und vor Gericht bringen lassen werde wegen Mordes, Verschwörung gegen die Verfassung der USA und Landfriedensbruches. Was der Staatsanwalt sonst noch daraus macht, weiß ich nicht.«
    Das Schweigen hielt an. Ein paar Männer senkten die Köpfe. Einige murrten trotzig. Ein paar knurrten deutlich ihren Widerspruch. Einer rief sogar:
    »Solche Bestien gehören an den nächsten Baum!«
    »Sie sind ein Narr«, sagte ich ruhig. »Wenn wir mit solchen Zuständen anfangen wollten, wird es nicht lange dauern, und es werden wieder Frauen und Mädchen als Hexen verbrannt werden, weil sie irgendeinem mal auf die Füße getreten haben. Die Zeiten der Indianerkriege sind vorbei, es wird höchste Zeit, daß Sie sich daran gewöhnen.«
    »Was wollen Sie denn sonst mit diesem Kerl machen?« rief der Mann aufgebracht.
    Ich trat vor, bis ich genau vor ihm stand. Das Licht aus dem Fenster fiel günstig. Ich konnte ihm in die unruhigen Augen blicken.
    »Der Mann mag sonstwas getan haben, was über jede normale Vorstellungskraft hinausgeht«, sagte ich ruhig, langsam und schwer. »Er wird vor ein Gericht gestellt werden, wird einen Verteidiger haben und wird sich in aller Ruhe aussprechen dürfen. Und jeder, der an dieser Tatsache etwas verändern will, muß sich mit mir und meinem Revolver auseinandersetzen. Ich habe einen Eid auf die Verfassung geschworen, nicht einen Eid für verrückte Fanatiker.«
    Ich drehte mich wieder um und nahm mir den Bürgermeister wieder Vor.
    »Ich bin damit einverstanden, daß wir den Wald durchkämmen«, sagte ich. »Aber ich möchte, daß Sie und Ihre Männer sich über folgendes klar sind: Dieser Mann ist etwa so gefährlich wie ein hungriger Tiger, der bereits schmerzhaft verletzt wurde. Er hat ein Gewehr bei sich und vielleicht noch andere Waffen. Es soll sich niemand der Illusion hingeben, daß er vielleicht schießen wird oder nur auf Arme oder Beine zielen
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