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0082 - Die Horror-Nacht

0082 - Die Horror-Nacht

Titel: 0082 - Die Horror-Nacht
Autoren: Friedrich Tenkrat
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Eine Sekunde später wirbelte er verstört herum und rannte davon.
    Er hetzte durch den finsteren Geheimgang, schien sich im Schloß so gut auszukennen wie Graf Morloff selbst.
    Doch so billig sollte mir der Vampir nicht davonkommen. Ich folgte ihm augenblicklich. Tokar erreichte eine Tür, riß sie auf, warf sie hinter sich zu.
    Aber er kam nicht mehr dazu, sie zu verriegeln, denn ich war schon heran. Er stürmte weiter. Ich blieb dem Blutsauger auf den Fersen.
    Wir durchhasteten mehrere Räume. Tokar lief um sein unseliges Leben, denn er wußte, was ich mit ihm machen würde, wenn ich ihn erwischte.
    Er stolperte über Stufen hinunter. Ich holte auf. Als ich bis auf zwei Yards an den Untoten herangekommen war, warf ich mich nach vorn.
    Ich umschlang seine Beine mit beiden Armen. Er wurde jäh gestoppt und schlug lang hin. Knurrend rollte er auf dem Boden herum.
    Ich schnellte hoch.
    Auch Rob Tokar wollte aufspringen, doch ich war schneller als er. Mein geweihter Silberdolch raste auf seine Brust zu.
    Die Klinge versenkte sich darin.
    Rob Tokar gurgelte, taumelte und brach zusammen. Ich nahm den Dolch wieder an mich, während aus dem widerlichen Blutsauger innerhalb weniger Sekunden wieder ein Mensch wurde.
    Nun war der Hellseher ebenso erlöst wie Claus-Dieter Krämer. Ich hatte seiner Seele zu ewigem Frieden verholfen.
    Ich eilte weiter. Um den Toten würde ich mich später kümmern. Im Augenblick war es wichtig, die Lebenden zu retten.
    Eine weitere Tür. Stufen. Ich schlich sie hinunter und stand wenig später vor Graf Morloffs Sarkophag. Hier verbrachte er die Zeit des Lichts.
    Ich wußte, wie ich ihm eine Rückkehr in diesen Sarkophag unmöglich machen konnte. Blitzschnell nahm ich das geweihte Silberkreuz ab, das ich an einer Kette um den Hals trug, und legte es in den steinernen Totenbehälter.
    Es war dem Vampir unmöglich, das Kruzifix anzufassen.
    Folglich konnte er es auch nicht entfernen. Also konnte er sich auch nicht in den Sarkophag legen.
    Er würde sich eine andere »Bleibe« für den Tag suchen müssen.
    Plötzlich ein Schrei, der mir durch Mark und Bein ging. Ein Mädchen hatte ihn in höchster Verzweiflung ausgestoßen.
    Lydia…
    ***
    Abermals schrie Lydia Groß. Sie war so sehr durcheinander, daß sie es selbst gar nicht mitbekam. Ihre großen Augen waren entsetzt auf den Vampir gerichtet. Er grinste diabolisch.
    Lydia hatte das Gefühl, der Schlag müsse sie treffen. Sie hatte noch nie soviel Angst gehabt wie in diesem Augenblick.
    Graf Morloff setzte sich in Bewegung. Er ging geschmeidig wie ein Panther. Seine rot geäderten Augen schienen zu glühen.
    Er schlug das Mädchen in seinen Bann. Lydia spürte, wie der Blutsauger allmählich Gewalt über ihren Geist bekam.
    Er ließ sie wissen, daß sie keine Angst vor dem Todeskuß zu haben brauche. Er pflanzte ihr in den Kopf, daß es erstrebenswert sei, so zu werden wie er.
    Lydia versuchte sich dem hypnotischen Einfluß des Grafen zu entziehen. Aber er zwang sie, ihn weiter anzusehen.
    Mit kaum hörbaren Schritten näherte sich das Schattenwesen seinem Opfer. Lydia glaubte, den Verstand verloren zu haben.
    Sie wähnte sich in einem schrecklichen Alptraum und wünschte sich inständig, so bald wie möglich zu erwachen.
    Der Blutgraf hob die Hände.
    Lydia Groß schüttelte verzweifelt den Kopf. »Nein!« stöhnte sie.
    Es gab niemanden mehr, der ihr beistehen konnte. Was aus Claus-Dieter geworden war, wußte Lydia nicht. Harry war abgestürzt und lag reglos im Burghof.
    Sie war allein. Und sie war dem grausamen Vampir rettungslos ausgeliefert. Graf Morloff wollte, daß sie sich zu ihm begab. Sie weigerte sich, doch er befahl es ihr mit der Kraft seiner schrecklichen Augen.
    Lydia konnte sich dagegen nicht mehr länger wehren. Sie mußte gehorchen. Langsam näherte sie sich der Bestie.
    Ihr Herz trommelte gegen die Rippen. Ihr war klar, daß sie nur noch wenige Augenblicke zu leben hatte.
    Dann würde es vorbei mit ihr sein, und sie würde sich Nacht für Nacht aus ihrem Grab erheben, um sich genauso auf die Suche nach Opfern zu begeben, wie Graf Morloff es tat.
    Zitternd blieb sie vor dem Schattenwesen stehen.
    Morloff öffnete seinen schwarzen Umhang. Er breitete seine Arme aus und erwartete von Lydia, daß sie noch näher kam.
    Das entsetzte Mädchen machte den entscheidenden Schritt. Sie konnte nicht anders. Graf Morloff hatte ihren Geist schon fest im Griff.
    Ein zufriedenes Lächeln huschte über seine totenblassen Züge. Dieses Opfer
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