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0082 - Die Horror-Nacht

0082 - Die Horror-Nacht

Titel: 0082 - Die Horror-Nacht
Autoren: Friedrich Tenkrat
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immer die Tafel für uns gedeckt hat… Wir dürfen ihn nicht vor den Kopf stoßen.«
    »Ich setze keinen Fuß über diese Schwelle!« beharrte Lydia Groß. Sie blickte Pallenberg und Krämer fordernd an. »Kehrt ihr mit mir um, oder…«
    »Schau, Lydia…«
    »Dann eben nicht!« zischte das Mädchen, drehte sich abrupt um und lief zur Zugbrücke zurück.
    Sie hastete am Schloßgraben entlang und fürchtete sich nun, da sie allein war, noch viel mehr. Im nahen Wald rauschte es geisterhaft.
    Jedes Geräusch, das Lydia vernahm, peitschte sie schneller vorwärts. Sie stolperte über einen aus dem Boden ragenden Stein, ruderte mit den Armen, verlor das Gleichgewicht und fiel.
    Hart schlug sie auf dem Pfad auf.
    Sie schrammte sich die Haut auf den Knien auf. Der Schmerz brannte wie Feuer. Lydia kämpfte sich hastig wieder auf die Beine und lief humpelnd weiter. Sie konnte sich dabei des Eindrucks nicht erwehren, daß ihr jemand folgte.
    Ab und zu vermeinte sie das Knirschen eines Schrittes, das Knacken eines Zweiges zu hören. Ihr Pulsschlag beschleunigte.
    Lydia lief, so schnell sie konnte. Immer wieder warf sie einen gehetzten Blick zurück. Ab und zu glaubte sie, eine vage Bewegung zwischen Büschen und Bäumen erkennen zu können.
    Es konnte sich aber auch um eine Einbildung handeln. Trotz der schmerzenden Knie rannte das Mädchen schnell wie der Wind.
    Endlich sah sie zwischen grünen Blättern das Weiß des Rovers schimmern. In gewisser Weise verkörperte der Wagen für Lydia einen Hort der Sicherheit.
    Atemlos erreichte sie das Fahrzeug. Harry Pallenberg hatte den Wagen nicht abgeschlossen. Der Zündschlüssel steckte im Schloß.
    Lydia riß die Tür auf und ließ sich ächzend in den Rover fallen. Sie verriegelte blitzschnell alle Türen.
    Hastig wischte sie sich den Schweiß von der Stirn. Ihre zitternde Hand tastete nach dem Zündschlüssel.
    Sie hatte nicht vor, ohne Harry und Claus-Dieter abzufahren. Sie wollte lediglich den Motor starten, um das Gefühl zu haben, jederzeit davonrasen zu können, falls es nötig sein sollte.
    Nervös drehte das Mädchen den Schlüssel. Der Anlasser mahlte. Aber der Motor sprang nicht an.
    »Komm!« keuchte Lydia flehend. »Bitte, bitte, komm!«
    Immer und immer wieder startete sie. Der Anlasser orgelte allmählich langsamer. Die Batterie wurde schwächer.
    Lydia wußte, daß es vernünftig gewesen wäre, der Batterie eine Pause zu gönnen und unter der Motorhaube mal nach dem Rechten zu sehen.
    Es konnte sich ein Kabel gelockert haben.
    Aber für Lydia kam es nicht in Frage, den Wagen zu verlassen. In ihrer Aufregung startete sie so lange, bis die Batterie ihren Geist aufgab.
    Als der Starter keinen Muckser mehr machte, schlug das Mädchen verzweifelt auf das Lenkrad. »Verdammt! Verdammt! Verdammt!« schrie sie.
    Plötzlich hörte sie Schritte.
    Ihr wurde angst und bange. Sie rutschte im Fahrersitz tief nach unten, hätte sich am liebsten im Fußraum verkrochen.
    Doch diesmal war ihre Furcht unbegründet. Harry Pallenberg und Claus-Dieter Krämer traten aus dem Unterholz.
    Lydia Groß versuchte sich zu beruhigen. Ihre Handflächen waren feucht. Sie spürte, wie ihre gestreßten Nerven flippten.
    Sie öffnete die Wagentür und stieg aus. »Jetzt haben wir die Bescherung«, sagte das Mädchen vorwurfsvoll. »Der Rover springt nicht an.«
    »Das gibt’s doch nicht«, sagte Pallenberg. »Der Wagen ist ein Neunundsiebziger-Modell.«
    Claus-Dieter Krämer kroch in das Fahrzeug und öffnete die Verriegelung der Motorhaube. Dann blickten sie zu dritt in den Motorraum, und keiner von ihnen konnte den Grund entdecken, weswegen der Rover-Motor nicht ansprang.
    Pallenberg machte den Vorschlag, in das Schloß zu gehen und den Verwalter zu suchen. Der Mann würde ihnen sicherlich helfen.
    Lydia war sofort dagegen.
    »Was möchtest du denn tun?« fragte Harry Pallenberg. »Willst du etwa zu Fuß nach Swanage zurückgehen?«
    »Dabei kämst du garantiert in die Dunkelheit«, sagte Claus-Dieter Krämer. »Der Verwalter kann uns vielleicht ein Fahrzeug leihen. Vielleicht schleppt er uns auch ab. Oder er versteht sogar mehr von Autos als wir.«
    »Was wirklich kein Kunststück wäre«, sagte Pallenberg. »Wir haben davon nämlich keinen blassen Schimmer.«
    Obwohl es Lydia nach wie vor widerstrebte, das Schloß zu betreten, mußte sie sich doch eingestehen, daß Harrys Idee nicht schlecht war.
    In der Dunkelheit durch den unheimlichen Wald zu laufen war ja auch nicht gerade das reinste
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