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0081 - Ich galt als Verräter

0081 - Ich galt als Verräter

Titel: 0081 - Ich galt als Verräter
Autoren: Ich galt als Verräter
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manchmal mit meinem Fußball die Fensterscheiben zertrümmert. Ich kann Ihnen von den meisten Familien sagen, wann sie in diese Straße gezogen sind oder wie lange sie schon vor meiner Geburt hier gelebt haben. Wissen Sie, so ein Straßenzug, das ist gewissermaßen eine Kleinstadt für sich.«
    Phil stimmte zu und erkundigte sich nach den Familien, die bisher als Geschädigte in die Sache verwickelt worden waren. Er tat es nur, um Baker von seiner eigentlichen Frage abzulenken. Nachdem ihm der Lieutenant Auskunft über vier Familien gegeben hatte, fragte Phil: »Kennen Sie auch diesen komischen Alten, der den toten Roger Caldwell entdeckte? Na, wie hieß er doch gleich…?«
    »Ach, Sie meinen Beck Springers, was?« fiel Baker lebhaft ein. »Na, mit dem ist das so eine Sache…«
    »Wie meinen Sie das?« fragte Phil harmlos, während er in Wirklichkeit sehr gespannt war.
    »Wissen Sie, Springers ist eigentlich ein ziemlich habgieriger Mann. Er lebte von Gelegenheitsarbeiten, bis seine Tochter einen Wissenschaftler heiratete, der ihm jetzt monatlich hundert Dollar schickt, womit der Alte auskommt, weil er bis zum Verhungern geizig ist. Aber ich wette, daß er irgendwo in einem anderen Stadtteil ein hübsches Bankkonto hat. Früher hat er alles mögliche versucht, von dem er glaubte, daß man damit schnell reich werden könnte.«
    »Beispielsweise?« warf Phil ein.
    »Er hatte mal ein Lebensmittelgeschäft. Das ging pleite. Danach versuchte er es an der Börse, aber das wurde anscheinend auch nichts, denn er gab es wieder auf. Ich weiß nicht, was er noch alles probiert hat, aber es war jedenfalls eine ganze Menge. Ach so, ja, einen Drugstore hat er auch mal für eine kurze Zeit gehabt.«
    »Und seit seine Tochter verheiratet ist, versucht er nichts mehr?«
    »No. Er scheint endlich eingesehen zu haben, daß man zu einem Geschäft mehr als nur Geldgier braucht.«
    »Mit wem ist die Tochter verheiratet?«
    »Mit einem gewissen Hoopkins, einem Ingenieur und Spezialisten in der Elektrotechnik. Warum fragen Sie danach? Haben Sie denn irgendeinen Verdacht gegen den alten Springers?«
    Phil schüttelte den Kopf.
    »No, no«, log er. »Ich möchte nur genau wissen, mit was für Leuten ich es hier überhaupt zu tun habe. Vielen Dank, Lieutenant, das wär’s für heute.«
    Phil ging hinaus. Er hatte sich, bevor er das Distriktgebäude verließ, den Umschlag aus den Akten der Mordkommission aushändigen lassen, den wir in der Einfahrt zu Caldwells Hof gefunden hatten. Jetzt schob er zwei Zehndollarnoten in den Umschlag und schob ihn wieder in seine Brieftasche.
    Das Schriftgutachten über die Ausdeutung der handgeschriebenen beiden Wörter »Für Blackie« sagte, daß höchstwahrscheinlich nur ein weibliches Wesen als Schreiberin in Frage käme, daß dieses weibliche Wesen 16 bis 20 Jahre alt sein könne und nur eine mangelhafte Schulbildung hinter sich haben dürfte.
    Er hatte sich eine Liste aller Mädchen dieser Gegend anfertigen lassen, auf die die Altersangabe des Schriftsachverständigen zutraf. Es waren 37.
    Phil ordnete die 37 Namen nach den Hausnummern und fing an. Überall erzählte er die gleiche Geschichte, überall schwindelte er das gleiche Märchen vor.
    Als er bei Nummer 14 in seiner Liste angelangt war, öffnete ihm eine schmuddlige Frau von unbestimmbarem Alter die Wohnungstür.
    Phil nahm den Hut ab und sagte: »Entschuldigen Sie, daß ich eine ungewöhnliche Frage stellen muß: Haben Sie vielleicht eine Tochter namens, Mary?«
    »No. Unsere Tochter heißt Joan. Warum? Hat sie wieder was ausgefressen?«
    Phil hielt den Umschlag hin.
    »Ich fand diesen Brief hier auf der Straße. Es sind 20 Dollar drin, und ich möchte sie gern dem Eigentümer zukommen lassen. Aber es steht keine Adresse auf dem Umschlag. Die Handschrift scheint von einem jungen Mädchen zu stammen.«
    Die Frau sah gleichgültig auf den Umschlag, dann rief sie in die Finsternis des Wohnungsflurs hinein: »Joan! J-o-o-a-a-n! Komm mal her!«
    Ein 17jähriges Mädchen in einer Nietenhose und knappem Pullover erschien und musterte Phil mit unverhohlener Neugier. Phil erzählte schnell noch einmal seine Geschichte und hielt ihr den Umschlag hin.
    »Haben Sie das vielleicht geschrieben, Miß?«
    »Wie kommen Sie zu diesem Umschlag? Gefunden? Das ist ja lächerlich! Bob verliert seine Briefe nicht!«
    Phil lächelte. Die Schreiberin hatte er also.
    »Ich habe ihn tatsächlich gefunden, Miß. Hier, wie Sie sehen, es sind 20 Dollar drin. Wenn ich nur
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