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0081 - Ich galt als Verräter

0081 - Ich galt als Verräter

Titel: 0081 - Ich galt als Verräter
Autoren: Ich galt als Verräter
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und rief den Arzt. Ich sagte ihm, wo er seinen Wagen zu stoppen hätte.
    »Okay, Cotton!« rief er. »Ich bin gleich da.«
    Ich rief den Verwundetenwagen.
    »Der Doc wird an der Ecke der 111. Straße auf euch stoßen!«
    »Gott sei Dank!«
    »Wie geht es Bill?«
    »Er ist bewußtlos, sehr blaß und hat viel Blut verloren.«
    »Okay, ich schicke euch Blutkonserven!«
    Ich blickte hoch. An der Wand hing ein großes Verzeichnis aller Rettungsstationen und Krankenhäuser. Ich wählte den Anschluß des New York City Hospital, weil es am nächsten lag. Blutkonserven sämtlicher Blutgruppen sollten fertiggemacht und am Hauptportal bereitgehalten werden. Man versprach es, als ich kurz erklärt batte, worum es ging. Mein Blick flog hoch auf den riesigen Stadtplan, wo der augenblickliche Standort sämtlicher FBI-Wagen zu sehen war. Ich piekte den nächsten heraus und rief: »Hallo, Wagen 21! Hallo, Wagen 21! Bitte melden!«
    »Wagen 21.«
    »Funkleitstelle. Sie fahren sofort mit höchster Geschwindigkeit zum New York City Hospital! Am Hauptportal wird man Ihnen ein Päckchen mit Blutkonserven übergeben. Im Höchsttempo zur Ecke Fifth Avenue und 111. Straße Ost! Es geht um das Leben eines Kameraden!«
    »Wir fahren schon in Richtung auf das Hospital!«
    Ich hörte das Aufheulen der Polizeisirenen durch den Hörer.
    So ging es eine halbe Stunde lang. Das war vormittags gegen elf Uhr. Um vier Uhr nachmittags erfuhr ich, daß Bill Wilder im Krankenhaus seinen Verletzungen erlegen war. Mutlos ließ ich den Kopf hängen. Was hatte alle Anstrengung für einen Sinn, wenn man doch zu spät kam?
    »Cotton, zum Donnerwetter, was ist denn mit Ihnen los?« fauchte mich der Einsatzleiter an und deutete auf das rote Lämpchen, das rhythmisch aufglühte. Ich fuhr aus meinen Gedanken hoch und griff nach dem Hörer.
    »FBI, Funkleitstelle.«
    »Wagen 47. Wir verfolgen einen schwarzen Mercury, Kennzeichen NY 3-A-472; Baujahr 66. Drei Mann Besatzung. Die Insassen haben soeben ein Kind entführt. Wie sollen wir uns verhalten?« Mir brach der Schweiß aus. Himmel! So hatte ich mir den Dienst in einer Funkleitstelle bei Gott nicht vorgestellt. Ich sollte auf einmal entscheiden, wie sich ein Wagen in einer Situation verhalten sollte, die ich nicht einmal ungefähr kannte.
    »Na los, Cotton!« rief der Einsatzleiter: »Treffen Sie Ihre Entscheidungen!« Donnerwetter! dachte ich. Macht mich doch nicht verrückt!
    Eine Stunde später meldeten unsere Wagen, daß die drei Gangster mit dem Kind gestellt worden waren. Unsere Beamten erhielten striktes Verbot, ihre Feuerwaffen zu gebrauchen, damit das Kind nicht gefährdet wurde. Jetzt mußten sie ohne Schußwaffen gegen drei schießwütige Kidnapper vorgehen. Es gab vier zum Glück nicht lebensgefährlich verwundete Kameraden, ein weinendes, aber unversehrtes Kind und drei unverletzt verhaftete Kidnapper.
    Das waren die beiden aufregendsten Erlebnisse meines Tages in der Funkleitstelle. Als ich um halb sechs abends abgelöst wurde, lieferte ich mit gemischten Gefühlen bei Mr. High meinen Dienstausweis wieder ab. Dann suchte ich den nächsten Zeitungsstand auf und kaufte ein paar Abendblätter.
    Ich war wie erschlagen, als ich sie durchgeblättert hatte. Nichts, aber auch gar nichts von dem, was ich erwartet hatte, stand in den Zeitungen. Hatte ich wirklich unrecht?
    Müde, voller Zweifel und abgespannt fuhr ich nach Hause.
    ***
    Das ganze Wochenende verging ohne besondere Ereignisse. Der Montag ebenfalls. Von Phil bekam ich nichts zu sehen. Tagsüber saß ich in der Funkleitstelle, während er schlief oder in seinem Office saß, nachts trieb er sich in der 98. Straße Ost herum, während ich schlief oder ziellos durch die Straßen ging.
    Am Dienstagmorgen, ich hatte abends wieder meinen Dienstausweis abgeben müssen, betrat ich Mr. Highs Büro, um mir den Ausweis für den Tag wiederzuholen. Er schien auf mich gewartet zu haben, denn er sagte: »Da sind Sie ja!«
    Ich sah ihn fragend an. In den letzten Tagen hatte zwischen uns eine peinlich fremde Stimmung geherrscht.
    »Setzen Sie sich, Jerry!«
    Mr. High zog die mittlere Schublade seines Schreibtisches auf.
    Ich ließ mich in einen der Stühle vor seinem Schreibtisch fallen.
    »Kennen Sie dieses Feuerzeug?« fragte er.
    Er hielt mir mein Feuerzeug entgegen. Es hatte keinen Zweck, irgend etwas abzustreiten, denn erstens kannte der Chef mein Feuerzeug seit Jahren, zweitens war es ein Geburtstagsgeschenk von Phil und trug meinen eingravierten
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