Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0080 - Augen des Grauens

0080 - Augen des Grauens

Titel: 0080 - Augen des Grauens
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Sie trug ihren beigen Staubmantel, hatte das Haar hochgesteckt und hielt in ihrer rechten Hand einen Koffer aus Schweinsleder.
    Der Koffer war es, der den Reporter so verwunderte und auch erschreckte.
    Trotzdem lächelte er. »Was soll das denn, Sheila. Willst du noch weg!«
    »Ja.«
    »Und wohin? Denk daran, es ist bald Mitternacht.«
    »Die Zeit spielt keine Rolle«, erwiderte Sheila Conolly hart. »Ich werde dich verlassen, Bill!«
    Bill nickte, doch plötzlich riß er den Kopf hoch und schoß aus seinem Schaukelstuhl. Erst jetzt war ihm der Sinn dieser Worte aufgegangen.
    »Was willst du?« keuchte er.
    »Dich verlassen, mein Lieber. Ich gehe weg. Fort von hier.«
    »Das ist doch ein Witz!«
    »Nein, ist es nicht. Mir ist es sehr ernst mit meinem Entschluß. Und keiner wird mich daran hindern. Auch du nicht, Bill.«
    Der Reporter schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Das darf nicht wahr sein. Du kannst doch nicht einfach deine Sachen packen und so mir nichts dir nichts verschwinden.« Bill schlug sich gegen die Stirn. »Tut mir leid, Sheila, aber ich verstehe das nicht. Das geht in meinen Kopf nicht rein.«
    »Du brauchst es auch nicht zu begreifen«, entgegnete Sheila Conolly kühl.
    »Habe ich was falsch gemacht?« fragte Bill.
    »Nein.«
    »Also, gibt es dann noch einen Grund für dich, von hier wegzugehen?«
    »Ja.«
    »Und welchen, bitte sehr?«
    Sheila hob die Augenbrauen. Sonst regte sich kein Muskel in ihrem schönen Gesicht. »Den Grund weiß ich, du brauchst ihn nicht zu kennen.«
    Bill Conolly war wie vor den Kopf geschlagen. Er fühlte sich plötzlich unsagbar hilflos. Da saß er am Kaminfeuer, und plötzlich kam seine Frau, mit der er bisher eine tadellose Ehe geführt hatte und machte ihm klar, daß sie ihn verlassen wollte. Bill hätte es schockartig getroffen.
    »Denkst du auch an Johnny?« fragte er leise. »Du hast einen Sohn, Sheila, und trägst auch die Verantwortung für ihn. Von mir und der Firma gar nicht zu reden. Hast du auch daran gedacht?«
    »Habe ich.«
    »Was ist dabei herausgekommen?«
    »Es interessiert mich nicht.«
    Bill lachte auf. Es klang schon hysterisch. »Es interessier dich nicht. Nein, es interessiert die Mutter nicht, was aus ihrem Sohn wird. Sie will weg!« Bill schrie ihr die Antwort ins Gesicht.
    Sheila erwiderte kalt. »Sei nicht so laut, sonst wird der Kleine noch wach.«
    Bill Conolly holte tief Luft. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt, schüttelte den Kopf und lief wie ein gereizter Stier im Zimmer umher. Er begriff seine Frau nicht mehr.
    Sheila sah ihre Zeit für gekommen. Sie drehte sich um und schritt zur Tür.
    Auf halbem Weg merkte Bill, wo sie hinwollte. Er schnitt ihr den Weg ab.
    »Du bleibst hier!« sagte er.
    »Nein!« Sheila verhielt ihren Schritt. »Du kannst mich nicht halten, Bill!«
    Der Reporter legte beide Hände auf ihre Schultern, doch Sheila verzog das Gesicht und streifte mit einer Körperdrehung die Hände ihres Mannes ab.
    »Rühr mich nicht an!«
    Bill Conolly stand wie erschlagen vor ihr. Das Blut war aus seinem Gesicht gewichen. Er war kalkweiß, Mit tonloser Stimme sagte er: »Du bist also fest entschlossen zu gehen. Darf ich fragen, wohin dich dein Weg führt?«
    »Es braucht dich nicht zu interessieren. Laß mich jetzt bitte durch.«
    Bill schaute Sheila an. Sein Blick tastete jeden Flecken ihres Gesichtes ab. War das überhaupt noch seine Frau, die vor ihm stand? Äußerlich ja, aber wie hatte sie sich verändert? Aus einem Menschen war eine Puppe geworden, eine Marionette, die überhaupt keinen eigenen Willen mehr besaß.
    Kein Muskel zuckte in Sheilas Gesicht, Sie hielt dem Blick stand, senkte nicht die Augenlider, sondern bohrte ihren Blick in Bills Gesicht.
    Starr schaute sie ihn an.
    Leblos und starr…
    Das fiel Bill Conolly auf. Der Ausdruck in ihren Augen fehlte völlig. Sie zeigten keine Freude, keine Trauer, keinen Übermut und auch kein Leben an.
    Sie waren tot.
    Wie zwei Steine…
    »Läßt du mich nun durch oder nicht?« fragte Sheila mit spröder Stimme.
    Bill trat zur Seite und deutete in Richtung Tür. »Bitte sehr«, antwortete er flüsternd.
    Sheila ging vorbei.
    In Bills Kehle saß ein Kloß, der von Sekunde zu Sekunde immer größer wurde.
    Sheila Conolly schritt auf die Haustür zu. Sie war abgeschlossen, doch der Schlüssel steckte von innen, und die Frau drehte ihn herum.
    »Darling!« sagte Bill und mußte schlucken. Es kostete ihn ungeheure Mühe, die Beherrschung zu wahren.
    Sheila drehte sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher