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0080 - Augen des Grauens

0080 - Augen des Grauens

Titel: 0080 - Augen des Grauens
Autoren: Jason Dark
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macht, ließ er sein Seil von der Schulter rutschen und rollte es auf.
    Als er das andere Ende in der Hand hielt, drehte er es um das Geländer der Brücke, machte einen Dreifachknoten und prüfte durch.
    Er nickte zufrieden.
    Der Knoten würde halten Zurren die Festigkeit.
    Er nickte zufrieden.
    Der Knoten würde halten…
    Dann bückte er sich und nahm die Schlinge. Das Seil war durch die Feuchtigkeit klamm geworden. Das störte ihn nicht.
    Clark Benson streifte sich die Schlinge über den Kopf. Sie paßte genau, er hatte es schon zu Hause ausprobiert.
    Das klamme Seil scheuerte am Hals, die Fasern waren aufgerauht, und die Haut begann sehr schnell zu Jucken, Clark Benson prüfte noch einmal den Sitz des Knotens und stieg dann auf das handbreite Geländer der Brücke.
    Es war schwierig, die Balance zu halten, doch der Selbstmordkandidat pendelte sein Gleichgewicht gut mit den Armen aus.
    Ein letztes Mal schaute er über den Fluß. Doch der breite Strom verschwamm sehr schnell vor seinen Augen und machte einem Gesicht Platz, dessen Anblick bei Benson Selbstmordgedanken auslöste.
    Das Gesicht war uralt, aber es hatte so etwas Zwingendes an sich, strahlte solch eine Autorität aus, daß Clark Benson gar nicht anders konnte, als zu gehorchen.
    Vor allen Dingen waren es die Augen, die ihm den stummen Befehl gaben.
    ›Spring!‹ forderten sie.
    »Ja!« hauchte Clark Benson. »Ja, ich werde springen! Ich komme, ich folge dem Ruf!«
    Der Mann knickte leicht in den Knien ein und stieß sich dann kraftvoll ab.
    Den Bruchteil einer Sekunde schwebte er in der Waagerechten, dann folgte er den Gesetzen der Erdanziehung und fiel nach unten.
    Das auf der Brücke liegende Seil rollte sich auf, rutschte über das Geländer, erzeugte dabei ein sirrendes Geräusch und straffte sich.
    Clark Benson spürte noch den ungeheuren Ruck – und dann nichts mehr.
    Wenig später schwang sein lebloser Körper, etwa zwei Yards über dem Wasser der Themse…
    Und doch gab es Boote, die auch noch nachts unterwegs waren.
    Zu ihnen gehörte das Polizeiboot ›Flying Dutchman‹. Es war ein kleines Patrouillenboot mit nur zwei Mann Besatzung. Die Wasserpolizisten hatten vor allen Dingen die Aufgabe, in Ufernähe Schiffe zu kontrollieren, die ihnen verdächtig vorkamen. Obwohl der Kahn nur eine geringe Größe besaß, war er doch mit zahlreichen technischen Raffinessen ausgerüstet. Dazu gehörte Radar, eine Maschinenpistole als Bewaffnung, mehrere winzige Kojen, Telefon und Funk. Eingebaut in die Kajüte war eine kleine Sanitätsstation.
    Das Patrouillengebiet umfaßte die Strecke zwischen der Vauxhall und Tower Bridge. Sie fuhren die Runde mehrmals in der Nacht. Zuerst von der Vauxhall Bridge am rechten Ufer hoch, um dann am Tower zu drehen und die gleiche Strecke nur seitenverkehrt zurückzufahren.
    Immer das gleiche.
    Aber der Dienst wurde nie eintönig. Zuviel ereignete sich in diesem Gebiet. Die Polizisten waren schon Dieben, Schmugglern und Dealern auf die Spur gekommen, und manches Mal hatte es einen heißen Kampf gegeben.
    Doch diese Nacht versprach ruhig zu werden.
    An den feuchten Uferstreifen hatte sich der Nebel verdichtet und war dabei, langsam aber sicher den Fluß zu überqueren. Lautlos glitten die trägen Schwaden über das gurgelnde Wasser.
    Längst hatten die beiden Polizisten ihre Nachtsichtgeräte in Betrieb. Larry Holder hielt sein Glas gegen die Augen gepreßt, während sein Kollege Burt Portobello das Steuer umfaßte.
    »Diese Nacht kommt mir ungeheuer lang vor«, murrte der jüngere Larry Holder.
    Portobello lachte. Er war ein alter Fuchs und schon über zwanzig Jahre im Polizeidienst. »Die Nacht ist nicht länger als alle anderen auch«, erwiderte er, und ein Lächeln zuckte um seine Mundwinkel. »Sie kommt dir nur so vor, weil du dich morgen verloben willst.«
    Larry wurde noch rot, und sein älterer Kollege schlug ihm auf die Schulter.
    »Laß gut sein, Larry, ich war auch mal jung. Da habe ich ebenso gedacht wie du. Aber jetzt?«
    »Meine zukünftige Frau wird sich nie an den Nachtdienst gewöhnen«, sagte Larry.
    Burt Portobello winkte ab. »Wenn ihr verheiratet seid, denkt sie anders darüber. Außerdem braucht ihr die Zulage. Für mich ist das Geld nicht mehr so wichtig, doch wenn man jung ist, braucht man die Moneten eben. Das war früher so, und das wird auch nie anders sein. Durchbeißen, mein Junge. Auch durch die Ehe.« Portobello strich über seinen Kugelbauch. »Mir haben die Jahre mit meiner Claudia ganz gut
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