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0080 - Augen des Grauens

0080 - Augen des Grauens

Titel: 0080 - Augen des Grauens
Autoren: Jason Dark
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Höhepunkt ihrer Karriere erreicht.
    Sie war der Star vom Metronom, einem Nachtclub, der auf Seriosität Wert legte. Seriosität insofern, daß man hier kein Rauschgift verhökerte oder sich die Spitzen der Unterwelt trafen. Im Metronom ging alles gesittet zu.
    Bis auf die kleinen Einlagen.
    Um Punkt Mitternacht zog Stella ihre Schau ab.
    Fünf Minuten vor der Tageswende kündete man ihren Auftritt schon an. Da verstummte plötzlich die Musik, da wurde das Licht dunkler, da hörte das Klingen der Gläser auf und die Unterhaltungen versiegten.
    Stammgäste wußten, was kam und setzten sich bequemer hin.
    Ein Lichtkegel wanderte durch das Lokal, streifte kurz die mit grünem Samt ausgekleideten Nischen, bekam dann eine andere Einstellung und glitt im spitzen Winkel auf die Tanzfläche zu, wo nicht Stella Strangeford stand, sondern Clay Rialto, der Manager.
    Er lachte so strahlend, daß seine weißen Zähne blitzten. »Ladies and Gentlemen«, rief er den Gästen zu, »bitte seien Sie nicht enttäuscht, daß Sie mich anstelle der Sängerin sehen, aber keine Angst, Stella wird noch erscheinen. Auf die Sekunde genau.«
    Applaus wurde laut, und der Ansager verbeugte sich.
    Ich klatschte auch. Allerdings etwas müde. Seit zwei Stunden hockte ich bereits in dem Nachtlokal, jedoch nicht aus reinem Privatvergnügen, sondern dienstlich.
    Stella Strangeford hatte mich herbestellt.
    Worum ging es?
    Genau wußte ich es nicht, aber Stella, sie hatte nicht mich erreicht, sondern nur meine Sekretärin Glenda Perkins, sprach von einer Gefahr, die zahlreichen Menschen drohte. Sie berichtete von mordenden Augen und einem Syndikat.
    Mein Chef, Sir Powell, hatte von dem Anruf erfahren und mich losgeschickt, was mir wiederum gar nicht paßte, denn ich wollte durchschlafen. Dafür hatte ich dann die ersten drei Stunden am anderen Tag frei.
    Nach dem Auftritt hatte die Stripperin Zeit für mich. So hielt ich erstens Wache und mich zweitens an einem Whisky-Soda fest. Das Glas war inzwischen leer. Unaufgefordert stellte mir die leicht geschürzte Bedienung einen zweiten Whisky vor die Nase.
    Er ging ebenfalls auf Spesen.
    Clay Rialto zupfte an seinem himmelblauen Smoking herum. Sein lockiges Haar glänzte, und die Gesichtszüge zeigten eine Solariumbräune, die selbst im Scheinwerferlicht kaum verschwand.
    Der gute Clay wußte eben, was er seinem Ruf schuldig war.
    Ich nippte an meinem Getränk.
    Die Worte des Conferenciers plätscherten an mir vorbei. Mit halbem Ohr bekam ich mit, wie er Stella Strangeford in höchsten Tönen lobte und sämtliche Vorzüge ihrer Stimme sowie ihres Körpers ausmalte.
    Am Nebentisch saßen zwei ältere Herren und leckten sich die Lippen. Ihre Animierdamen hatten sie ganz vergessen. Die Männer kamen aus Germany und hatten in London geschäftlich zu tun gehabt. Soviel bekam ich aus den Gesprächen mit.
    »Und nun will ich Sie nicht länger auf die Folter spannen!« rief Clay Rialto. »Ich sage nur Stella Strangeford!«
    Er streckte den rechten Arm aus und hüpfte dabei aus dem Lichtkegel.
    Dafür kam sie.
    Die Band intonierte einen Tusch, und Stellas großer Auftritt begann.
    Ich schaute auf meine Uhr. Genau Mitternacht. Die Gäste begannen zu klatschen, erste Blumen segelten auf die Bühne, und Stella nahm die Huldigungen lächelnd entgegen. Den ihr entgegenbrandenden Beifall war sie gewohnt und stoppte ihn dann mit einer Handbewegung.
    Es wurde still.
    Stella hob das Mikrofon an die Lippen.
    Ich saß ziemlich vorn und konnte sie genau sehen.
    Sie sah wirklich gut aus. Das blonde hochgesteckte Haar kontrastierte ausgezeichnet mit dem engen, pechschwarzen Kleid, das ihren Körper wie eine zweite Haut umspannte. Das Kleid war durchgehend mit funkelnden Knöpfen geschlossen und an beiden Seiten hoch geschlitzt. Wenn sie sich bewegte und die Schlitze auseinanderklafften, sah ich außer sehr schlanken, gut gewachsenen Beinen auch hauchdünne Netzstrümpfe und raffinierte Strapse.
    Ihr Gesicht erinnerte mich irgendwie an die Schauspielerin Brigitte Bardot, und es war vor allen Dingen der üppige Mund, der darin auffiel.
    Der Beifall verrauschte, ich lehnte mich bequem zurück, und die Sängerin bedankte sich mit wohl einstudierten Worten für den ihr entgegengebrachten Applaus.
    »Der Song handelt von einer unermeßlichen Liebe und von einem grausamen Mord«, erzählte sie mit dumpfer Stimme, während in ihren Augen der Spott funkelte. »Hören Sie genau zu, meine Herren, damit Sie wissen, was Ihnen unter Umständen
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