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0073 - Die Insel der Zyklopen

0073 - Die Insel der Zyklopen

Titel: 0073 - Die Insel der Zyklopen
Autoren: Michael Hrdinka
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wieder an die Oberfläche zu kommen.
    Zamorra holte tief Luft, seine ausgepumpten Lungen füllten sich.
    Dann tauchte er. Mit rhythmischen, kräftigen Arm- und Beinbewegungen glitt er durch die Stille des unendlichen, blaugrünen Elementes.
    Er brauchte nur noch einmal aufzutauchen, um Luft zu holen, dann hatte er Milden, der unaufhaltsam zum Meeresgrund niedersank, erreicht. Dicke Luftblasen stiegen von Mund und Nase des Studenten auf, seine Bewegungen waren nur noch schwach.
    Zamorra griff ihm hilfreich unter die Arme, versuchte ihn nach oben zu zerren. Der Professor hörte das Blut in den Ohren wie einen Wasserfall rauschen, spürte das zehrende Stechen in seinen Lungenflügeln, das die Luftknappheit bereits ankündigte.
    Es fiel ihm mit einem Mal sehr schwer, den Mund geschlossen zu halten. Eine dunkle, undurchdringliche Mauer versuchte sich vor seinen Augen aufzubauen.
    Er biß die Zähne zusammen, blickte nach oben, der silbrig schimmernden Erlösung in Form der Wasseroberfläche entgegen.
    Gleich habe ich es geschafft! Nur noch ein paar Sekunden! Ich muß durchhalten.
    Der Junge in seinen Armen machte das Aufsteigen schwer und langwierig. Millimeter um Millimeter glitten sie hoch. Zamorra dachte keinen Augenblick daran, Jeff loszulassen.
    Wir müssen es schaffen! Nur dieser eine Gedanke hatte sich in seinem Gehirn festgekrallt, ließ ihn durchhalten.
    Als er spürte, wie er mit dem Kopf aus dem Wasser tauchte, riß er einfach den Mund auf, sog begierig die kostbare Luft ein.
    Keuchend zog er weiter, bis auch Milden über Wasser war.
    Mit jedem Atemzug wich das Stechen in seinen Lungen.
    Milden schlug die Augen auf. Seine Lippen versuchten irgend etwas zu formulieren, was Zamorra beim besten Willen nicht verstehen konnte.
    Gott sei Dank, er lebt, dachte er und wußte, daß dies die schönste Belohnung für die vorangegangenen Strapazen war.
    Hastig blickte er sich um. Rakis, der Zentaur, stand noch immer wie vom Schlag getroffen da, schien die Nüstern in den Wind zu halten, als könne er damit eine drohende Gefahr wittern.
    Am Strand tummelten sich Gestalten, die Zamorra einige Sekunden später als Bill, Nicole, Golas und Nicolas identifizierte, die ihm aufgeregt zuwinkten. Bill und Golas sprangen ins Wasser, um ihm entgegenzuschwimmen.
    »Geschafft!« dachte er erleichtert.
    ***
    Zamorra, Jeff und die beiden anderen Männer hatten den Strand noch nicht betreten, als der Grund für die merkwürdige Verhaltensweise des blutgierigen Fabelwesens sichtbar wurde.
    Polyphemus!
    Gewaltig watete der einäugige Gigant dicht hinter Rakis durch die Fluten, bahnte sich den Weg durch das Wasser, wie die Schiffsschraube eines Dampfers, wirbelte hohe Wellen auf, die tosend auf die Küste zufegten.
    Der Pferdemensch ergriff die Flucht, warf sich ins Meer, schwamm auf den Strand zu. Polyphemus blieb ihm dicht auf den Fersen.
    »Na, wie geht’s?« Bill Fleming beugte sich zu Jeff Milden nieder, nachdem sie ihn in den weichen Sand gebettet hatten.
    »Helfen Sie mir, der Zentaur…« hauchte er. Bill mußte sein Ohr fast auf die bleichen blutleeren Lippen des Jungen legen, um die gemurmelten Worte zu verstehen. Dann schloß Milden die Augen.
    »Ein Wunder, daß er nicht bewußtlos ist!« meinte Zamorra, als er sah, wie Jeff die Erschöpfung übermannte.
    »Möchte nur wissen, wie wir hergekommen sind?« wunderte sich Nicole, die noch immer nicht begreifen konnte, daß sie sich nicht mehr auf der Zyklopeninsel befand.
    »Irgendwie muß uns der Riese hierher transferiert haben, weiß der Teufel wie. Vielleicht hat uns Polyphemus entmaterialisiert, durch den Raum schweben lassen und hier wieder materialisiert«, mutmaßte Zamorra hastig, der im Moment selbst keine bessere Erklärung geben konnte.
    Der greise Fischer starrte mit ungläubigen Augen aufs Meer. Er begriff nun endgültig nicht mehr, was vor sich ging.
    »Hoffentlich schafft es Polyphemus!« stammelte Anastasius Golas, der mit zunehmender Unruhe beobachtete, daß sich die Monster immer mehr dem Strand näherten.
    »Kommt! Wir müssen weg! Rasch, beeilt euch!« mahnte Zamorra.
    Er sah blitzschnell ein, daß die Jagd auf dem Land weitergehen würde.
    »Wohin?« Nicole blickte sich verwirrt um.
    »Zu Golas’ Haus! Macht schnell!« brüllte Zamorra, denn die Menschengruppe konnte sich von dem schrecklichen Schauspiel, das sich ihnen bot, nicht losreißen.
    Polyphemus hatte Rakis jetzt eingeholt. Seine gewaltigen Fäuste trommelten auf den Pferdemenschen ein, der sich durch
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