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0073 - Der Satansfjord

0073 - Der Satansfjord

Titel: 0073 - Der Satansfjord
Autoren: Richard Wunderer
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schlossen sich um die Enden des Geweihs.
    Der Ruck war so gewaltig, daß Jane gellend aufschrie. Es war mehr, als ein Mensch ertragen und leisten konnte, und trotzdem schaffte sie es. Die Todesangst und der eiserne Überlebenswille verliehen ihr ungeahnte Kräfte.
    Obwohl sie glaubte, es würde ihr die Finger und die Hände abreißen, hielt sie sich fest. Sie wußte, wenn sie losließ, war sie tot! Dann zerstampfte sie der zweite Untote mit seinen Hufen!
    In wildem Galopp jagte die Bestie weiter und riß den Kopf hoch, um Jane abzuschütteln.
    Jetzt erklangen auch schrille Schreie der übrigen Gefangenen. Der Kampf auf Leben und Tod riß sie aus ihrer Lethargie, doch keiner konnte oder wollte Jane zu Hilfe kommen.
    Jane hatte kein Gefühl mehr in den Händen. Sie schienen nicht mehr ihr zu gehören. Langsam lockerte sich ihr Griff.
    In höchster Lebensgefahr kam ihr ein Zufall zu Hilfe. Das Rentier lief einen weiten Bogen. Als es dicht am Ufer dahin raste, ließ Jane los und stieß sich mit beiden Beinen ab.
    Sie flog durch die Luft, prallte hart auf und überschlug sich. Klatschend schlug das Wasser über ihr zusammen, als sie in den Fjord hinaus katapultiert wurde.
    Die eisigen Fluten belebten ihren ausgelaugten Körper. Prustend und keuchend kämpfte sie sich an die Oberfläche und sah sich hilfesuchend um. Wenn die Rentiere wollten, konnten sie ihr Opfer auch im Wasser verfolgen. Und eine Insel oder einen Felsen, auf dem sie sich in Sicherheit bringen konnte, gab es nicht.
    Doch Jane hatte Glück im Unglück. Die Wut der Untoten hatte sich ausgetobt. Sie gesellten sich zu der übrigen Herde und mischten sich unter ihre Leidensgefährten, so daß sie nicht mehr von den Dämonen zu unterscheiden waren.
    Als Jane Collins sich ans Ufer schob, streckten sich ihr helfende Hände entgegen. Ein Mann mit einem von der Anstrengung ungesund aufgedunsenen Gesicht legte ihr sogar sein Sakko um die Schultern. Sie nickte dankbar, da sie genau wußte, wie elend sich diese Leute fühlten. Es war ein gutes Zeichen, daß sie ihr trotzdem halfen.
    »Wir müssen hier weg«, flüsterte eine kleine, blasse Frau, der die Haare ins Gesicht hingen und die bereits mehr tot als lebendig wirkte. »Um Himmels willen, wir müssen hier weg! Ich werde noch wahnsinnig!«
    Jane hätte selbst dringend Zuspruch gebraucht. Trotzdem raffte sie sich auf und nickte den Leuten beruhigend zu. »Oberinspektor Sinclair von Scotland Yard ist ganz in der Nähe und wird alles zu unserer Rettung tun!« rief sie. »Vertrauen Sie auf ihn! Er läßt uns bestimmt nicht im Stich!«
    Damit sagte sie die reine Wahrheit. Sie zweifelte jedoch bereits ernstlich daran, ob ich es diesmal schaffen würde, den höllischen Mächten die Stirn zu bieten und in den Fjord einzudringen.
    Verzweifelt starrte sie zu den Bergzügen hinauf, hinter denen sie die Marinebasis vermutete. Dunkelheit deckte alles mit ihrem unheimlichen Mantel zu, und es war Jane Collins nur zu gut bekannt, daß in der Nacht die Mächte des Bösen doppelt und dreifach wirksam waren.
    Im Gegensatz zu ihren optimistischen Worten, die für ihre Leidensgefährten bestimmt waren, gab sie bereits innerlich die Hoffnung auf.
    Oder sollte es doch gelingen…?
    ***
    »Rentier-Joe?« Ich blickte Gulbranson überrascht an. »Sind Sie ganz sicher?«
    Er nickte heftig. »Das Marineoberkommando hat ein Dutzend Hubschrauber geschickt, Mr. Sinclair. Seit einer Stunde halten sie das ganze Gebiet unter Kontrolle. Mehrere Piloten haben einen Mann beobachtet, der aus der Richtung des Satansfjords kam. Er war wie ein Hirte gekleidet. Die Beschreibung lautet übereinstimmend, daß er eine braune, bodenlange Kutte mit einer großen Kapuze und einen Knüppel trug. So wurde Rentier-Joe immer geschildert!«
    »Und wo ist der Kerl jetzt?« fragte ich in atemloser Spannung. Längst war mir klar geworden, daß wir diesen Mann erwischen und unschädlich machen mußten, wenn wir die Rentier-Dämonen vernichten wollten.
    Gulbranson machte ein verlegenes Gesicht. »Durch eine Panne kam die Meldung erst vor einer Minute zu uns. Der Mann hat inzwischen die Kutte ausgezogen und ist in einen Wagen gestiegen. Er muß jeden Moment eine unserer Sperren erreichen. Was sollen wir machen?«
    »Stoppen Sie den Wagen!« ordnete ich an. »Kontrollieren Sie den Fahrer aber nur oberflächlich. Dann lassen Sie ihn weiterfahren und kümmern sich nicht mehr um ihn!«
    Gulbranson starrte mich verblüfft an, drehte sich jedoch um und lief zur Funkstation
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