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0069 - Der unheimliche Bogenschütze

0069 - Der unheimliche Bogenschütze

Titel: 0069 - Der unheimliche Bogenschütze
Autoren: Jason Dark
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sah im Schein seltsam rot aus. Die Augen besaßen einen schon glasigen Glanz. Du Pré war betrunken, daran gab es keinen Zweifel.
    Die Maschinenpistole hatte der Killer mitgenommen. Er hielt sie in der rechten Hand.
    »Nun geh schon!« zischte du Pré.
    Scarface nickte und öffnete die Tür. Er schaute nach links und rechts.
    Leer lag der Gang vor ihm.
    Es war außerdem still, doch das Narbengesicht spürte, daß diese Ruhe trügerisch war. Er ließ seinen Blick nach rechts wandern. Schräg gegenüber hatte Sinclair sein Zimmer. Scarface wäre am liebsten hineingestürmt und hätte mit einer Salve alles geklärt. Doch er beherrschte seine Rachegefühle.
    Wo die Frauen wohnten, wußte er.
    Ein kaltes Lächeln kerbte seine Lippen, als er den Gang durchquerte und vor der Tür der Conollys stehenblieb…
    »Ich kann mir nicht helfen, aber die Sache gefällt mir nicht«, sagte Sheila.
    »Was gefällt Ihnen nicht?« Madelaine Custer richtete sich verwirrt in ihrem Sessel auf. Sie war eingeschlafen, trotz der Strapazen, die hinter ihr lagen.
    »Bill, ich meine, mein Mann müßte längst zurück sein.«
    »Ach, der wird schon kommen. Wie lange ist er denn weg?«
    Sheila schaute auf die Uhr. »Etwas über zwanzig Minuten.«
    Madelaine Custer erschrak. »So lange schon?« Sie wurde noch kalkiger im Gesicht. »Wie lange habe ich geschlafen?«
    »Nicht viel kürzer.«
    »O Gott.« Madelaine stand auf. Sie ging zum Fenster und schaute nach draußen.
    Es war zu dunkel. Madelaine konnte nichts erkennen, obwohl sie ihr Gesicht direkt an die Scheibe preßte. Den kleinen Johnny hatte Sheila auf das halbrunde Sofa gelegt. Der Junge schlief bereits wieder.
    Madelaine Custer drehte sich um.
    Sheila war ebenfalls aufgestanden. Nervös nagte sie an ihrer Lippe. »Ob ich mal nachsehe?«
    Hastig schüttelte die junge Witwe den Kopf. »Nein, bitte, lassen Sie mich nicht allein.«
    »War auch nur ein flüchtiger Gedanke.« Sheila schaute an sich herunter. »Ich glaube, ich werde mir mal etwas anderes überziehen«, sagte sie.
    Madelaine nickte. »Ich auch.«
    Die beiden Frauen verschwanden im Schlafzimmer. Sheila schlüpfte aus ihrem festlichen Kleid und zog sich einen bequemen Hosenanzug aus Cord über.
    Madelaine Custer begnügte sich mit einem grauen Faltenrock und einem roten Pullover. Sie sah direkt brav darin aus.
    Rasch ging Sheila wieder zurück in den Wohnraum.
    Johnny schlief weiterhin. Sheila war beruhigt.
    Madelaine Custer kam und bot Bills Frau eine Zigarette an. Sheila rauchte höchst selten, aber jetzt nahm sie eine. Madelaine gab ihr Feuer. Die kleine Flamme zitterte.
    Es schien, als habe sich ein elektrisches Spannungsfeld über das Zimmer gelegt. Zudem stand eine unausgesprochene Frage im Raum. Hatte Bill Conolly es geschafft, oder war er dem Bogenschützen über den Weg gelaufen?
    Niemand wagte die Frage auszusprechen, und so verrann die Zeit.
    »Ich bewundere Ihren Mut«, sagte Madelaine Custer plötzlich. »Ich wäre schon verrückt geworden.«
    Sheila lächelte gekünstelt. »Keine Sorge, es kostet mich auch Beherrschung, ruhig zu bleiben.«
    »Das glaube ich Ihnen. Sie wollten nicht verkaufen?«
    »Nein. Ich finde, die Technik hat sich auf Kosten unserer Umwelt schon zu weit ausgebreitet. Wenn wir weiterhin nachgeben, wird es bald keine Natur mehr geben, und wir ersticken in unserem eigenen Dreck. So sieht es doch aus. Es geht nicht nur um die Straße. Wenn ich es zulasse, daß ein Teil des Waldes abgeholzt wird, nehme ich den Tieren ein Stück Lebensraum. Und das ist schlimm. Ich kann so etwas vor meinem Gewissen nicht verantworten.«
    »So gesehen haben Sie recht. Allerdings hat sich mein Mann nie so recht darum gekümmert. Für ihn zählte nur das Geld.«
    »Hatte er davon denn nicht genug?«
    »Was soll ich sagen? Natürlich hatte er, aber er wollte immer mehr besitzen. Er hatte den Ehrgeiz, der reichste Mann Englands zu werden. Wollte alle überrunden. Die Quittung hat er bekommen.«
    »Manche Menschen sind eben unbelehrbar«, sagte Sheila Conolly.
    »Mehr als das, glauben Sie mir. Und ich habe mir fest vorgenommen, ein anderes Leben anzufangen. Sicher, ich werde erben, und mit diesem Geld werde ich meine eigenen Wünsche und Träume verwirklichen können. Ich glaube, daß gibt mir mehr Lebensmut.«
    »Ich wünsche es Ihnen«, erwiderte Sheila Conolly lächelnd und drückte ihre Zigarette aus.
    Plötzlich zuckte Madelaine Custer zusammen.
    »Was ist?« fragte Sheila.
    »Ich habe vor der Tür ein Geräusch gehört.
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