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0068 - Wir holten sie vom Schiff

0068 - Wir holten sie vom Schiff

Titel: 0068 - Wir holten sie vom Schiff
Autoren: Wir holten sie vom Schiff
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nicht dauernd so einen Blödsinn!«, knurrte der Gangster. »Auf der Straße steht ein blauer Nash. Ihr steigt auf der rechten Vorderseite ein, sobald ich es euch sage. Macht euch nicht zu breit, damit der Fahrer am Steuer noch Platz hat. Klar?«
    »Klar wie Londoner Nebel«, nickte Phil. »Auf ,Los’ geht’s los! Okay?«
    »Halt’s Maul!«, brummte der Kerl in fantasieloser Wiederholung. »Stell dich gegen die linke Wand hier im Hausflur! Los!«
    Aha, dachte ich. Den Trick kennst du. Den hast du selbst oft genug angewendet, wenn du jemand durchsuchen wolltest. Wenn man derart schräg gegen eine Wand gelehnt steht und das ganze Körpergewicht zur Hälfte auf den Handflächen an der Wand ruht, kann man die Hände nicht zu irgendwelchen Angriffen wegziehen, ohne nicht sofort mit dem Kopf gegen die Mauer zu knallen.
    Es kam genauso, wie ich es mir gedacht hatte. Der eine Gangster klopfte Phil nach Waffen ab, während mir der zweite immer noch schön seine Kanone in die Seite drückte, als wenn er mir ein Loch nicht reinschießen, sondern mit dem Lauf reinbohren wollte. Als man Phils Dienstpistole gefunden, vorsichtig aus dem Schulterhalfter herausgezogen und in der Hosentasche des Gangsters versteckt hatte, war ich mit der gleichen Prozedur an der Reihe. Auch ich wurde entwaffnet.
    »So, jetzt geht ihr langsam auf die Straße!«, kommandierte der Wortführer der beiden Gangster.
    Wir taten ihm den Gefallen. Als wir die Treppe vor der Haustür hinabstiegen, grinste uns der Halbwüchsige an, den wir beim Betreten des Hauses so freundlich gefunden hatten. Eine Flut von Schimpfwörtern erging sich über uns und der hämische Satz: »Na? Haben sie euch endlich den großen Rachen gestopft?«
    Wir kümmerten uns überhaupt nicht um den Bengel, sondern gingen auf den hellblauen Nash zu, der am Straßenrand, knapp zwanzig Schritte von meinem Jaguar entfernt, chromblinkend in der Sonne stand.
    »Los, einsteigen!«, kommandierte einer der beiden Kerle hinter uns.
    Sie hatten den Wagen nicht abgeschlossen. Ich schob mich als erster auf den Vordersitz, ziemlich dicht an das Steuer heran. Phil kam nach mir in den Wagen. Kaum saßen wir, da kletterte einer der beiden Burschen auf die Rücksitze, während sich der andere auf die linke Seite der vorderen Sitzbank hinter das Steuer setzte.
    Aus den Augenwinkeln betrachtete ich den Kerl am Steuer. Es war der typische Berufsganove, mit einem brutalen, energischen Gesichtsausdruck, schwarzem, langem Haar und nicht sonderlich intelligentem Aussehen. Im Rückspiegel konnte ich den anderen sehen. Er hatte die linke Schulter selbst im Sitzen etwas hochgezogen, als ob er einen Höcker hatte, was ich aber nicht erkennen konnte.
    ***
    Sie fuhren eine Weile kreuz und quer durch die City, dann bogen sie in eine Toreinfahrt ein, fuhren auf den Hof und hielten an. Offenbar kannten sie hier die Gegend. Es musste irgendwo in der Nähe der 114. oder 116. Straße sein. Genau hatte ich es durch die vielen Abbiegungen, die sie gefahren waren, nicht erkennen können.
    »Los, aussteigen!«, sagte der Kerl am Steuer, nachdem sein Kumpan schon hinausgeklettert war.
    Wir taten es. Als ich die Wagentür zuschlug, kam auch der Schwarzhaarige am Steuer zum Vorschein. Die beiden hatten jetzt wieder ihre Kanonen in der Hand.
    Ich sah mich um. Wir befanden uns auf einem Hof, dessen Seiten von den Mauern einer Schuhfabrik abgeschlossen waren, die völlig verlassen war. Einige Fensterscheiben hatten große Löcher, die mit Spinnweben zugewachsen waren. An der vierten Hofseite zog sich eine ungefähr drei Yards hohe Mauer hin, die von einem breiten Holztor unterbrochen war.
    Der Schwarze schloss das Tor. Inzwischen bewachte uns der mit der schiefen Schulter. Erst jetzt konnte ich erkennen, dass er am linken Ohr bis zum Hals herabreichend eine blassrote Narbe hatte, die von irgendeiner Schlägerei herrühren mochte.
    Nachdem der Schwarze zurückgekommen war, mussten wir uns vor einer Wand aufstellen. Die beiden Gangster blieben uns dicht auf dem Pelz.
    »Was wolltet ihr in dem Haus in der 98. Straße?«, fragte der Schwarze.
    Ich zuckte die Achseln. Wir hatten der schnapssüchtigen Vermieterin Theater vorgespielt, warum sollten wir es vor den beiden Burschen anders machen?
    »Wir suchten eine Bekannte aus unserer Heimat.«
    »Welche Bekannte?«
    »Ein Mädchen. Berty Johnson heißt sie. Wir kennen sie von Lewistown her.«
    »Warum sucht ihr sie?«
    »Ihre Tante macht sich Sorgen um das Mädel, weil es nicht schreibt.
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