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0068 - Wir holten sie vom Schiff

0068 - Wir holten sie vom Schiff

Titel: 0068 - Wir holten sie vom Schiff
Autoren: Wir holten sie vom Schiff
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üblichen Routinefahrt durch die südlichen Hafenbecken. Um sechs Uhr dreiundzwanzig fuhr es in einem Abstand von annähernd zwanzig Yards an der Mole des Pier 132 entlang. Am Ruder stand Sergeant Smithson, Kommandant war Lieutenant Reer. Um sechs Uhr vierundzwanzig sichtete Lieutenant Reer etwa einhundertzwanzig Yards südöstlich vom äußersten Ende des Piers 132 einen im Wasser treibenden Körper, der auch im Fernglas nicht eindeutig zu bestimmen war. Das Boot nahm Kurs auf den gesichteten Körper. Um sechs Uhr sechsundzwanzig hatte man den Körper mit Enterhaken vorsichtig längsseits gezogen. Man erkannte, dass es eine Leiche war, die sehr lange im Wasser gelegen haben musste, weil die Verwesung weit vorgeschritten war. Unter Einhaltung der Vorsichtsmaßregeln für die Bergung von Leichen wurde der Körper an Bord gehievt und Kurs auf den Liegeplatz des Bootes aufgenommen, wo es um sechs Uhr neununddreißig eintraf. Der Telefonanruf, der die Mordkommission alarmierte, erfolgte zwei Minuten später, um sechs Uhr achtundvierzig war die vierte Mordkommission bereits bei Revier Twenty-One der Hafenpolizei.«
    »Danke«, sagte Cennegan und winkte einem anderen Beamten, der sich erhob und seinen Beitrag beisteuerte.
    »Der Leichnam«, sagte er, »wurde von uns sorgfältig untersucht. Wir fanden völlig zerstörte Gewebefetzen, deren Materialbeschaffenheit erst vor wenigen Minuten im Labor ermittelt werden konnte. Die Stoffreste, die wir an der Leiche vorfanden, sind von dreierlei Art: Einmal waren Fetzen von einem Stoff aus Kunstseide vorhanden. Diese Kunstseide war von weißer Farbe und dürfte eine Bluse gewesen sein. Ebenfalls sehr angefressen vom Salzwasser waren die Baumwollfetzen, die wir sicherstellten. Dabei handelte es sich um eine Baumwollart, die vorwiegend für die Herstellung von Röcken verwendet wird. Die Farbe lag zwischen stahlgrau und graublau. Besser erhalten blieben Reste von Nylonunterwäsche, die von weißer Farbe war und nach der Meinung unserer Fachleute im Labor zur üblichen weiblichen Unterwäsche gehört, wie sie in jedem Warenhaus gekauft werden kann. Nach Meinung der Fachleute waren die drei verschiedenen Stoffarten mindestens sechs Monate lang der zerstörenden Wirkung des Salzwassers ausgesetzt.«
    Der Mann setzte sich und deutete damit an, dass sein Aufgabengebiet damit erschöpft sei. Cennegan nickte und forderte durch eine Kopfbewegung den Strömungsspezialisten des Hafenamtes zum Vortrag auf, den man als Gast zur Mitarbeit herangezogen hatte.
    »Die Strömung an der bezeichneten Stelle des Hafens wurde von mir genau untersucht. Nach genauen Berechnungen ergibt sich folgendes Bild…«
    Er stand auf und ging zu einer Wandtafel, die an einer Seite des kleinen Sitzungsaales aufgestellt war. Mit wenigen Strichen warf er einen Grundriss des betreffenden Hafengebietes auf die Tafel und erläuterte ihn.
    »Hier ist die innere Mole. Hier sehen Sie, das weit vorspringende Pier 132, das eine Gesamtlänge von sechsundneunzig Yards bei einer Breite von vierzig Yards hat. Die Oberfläche des Piers liegt im Schnitt acht Yards über der Wasseroberfläche, bei Flut niedriger, bei Ebbe höher. Ich habe bei meinen Untersuchungen zwei Voraussetzungen gemacht: einmal die Tatsache, dass die Leiche beschwert gewesen sein muss, weil sie sonst früher aufgetaucht wäre, zum anderen die Vermutung, dass es Flut war, als der Körper ins Wasser geworfen wurde. Zumindest muss es die Zeit zwischen Ebbe und Flut gewesen sein, keinesfalls direkt Ebbe.«
    »Warum?«, unterbrach Cennegan, der interessiert zuhörte.
    »Selbst ein beschwerter Gegenstand wäre bei Ebbe und bei der Tiefe unseres Hafenbeckens viel weiter zur offenen See hinausgetragen worden, als dies bei dem aufgetauchten Leichnam der Fall gewesen sein kann.«
    »Aha. Gut. Bitte, fahren Sie fort, Mr. Spreil.«
    Der Hafenbeamte nickte und zeichnete mit ein paar gebogenen Pfeilen die Strömung in diesem Teil des Hafens ein.
    »Der Fundort der Leiche war einhundertundzwanzig Yards südöstlich der äußersten Spitze des Piers 132. Die Strömungsgeschwindigkeit des Wassers ist ja nach dem Stand von Ebbe und Flut unterschiedlich, aber selbst wenn man alle verschiedenen Geschwindigkeiten der Strömung in Betracht zieht, ergibt sich doch ein recht enger Kreis, den ich jetzt einzeichne und schraffiere.«
    Er führte seine Tätigkeit aus und erklärte dabei: »Die Leiche kann niemals von der inneren Hafenmauer her ins Wasser geworfen worden sein, sondern nur
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