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0068 - Wir holten sie vom Schiff

0068 - Wir holten sie vom Schiff

Titel: 0068 - Wir holten sie vom Schiff
Autoren: Wir holten sie vom Schiff
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seinen Dienstausweis aus der Jacketttasche, klappte ihn auf und murmelte: »Lieutenant Cennegan, Kriminalabteilung der Stadtpolizei.«
    Der Juwelier fasste das als Vorstellung auf und verbeugte sich leicht.
    »Joe Olean«, sagte er. »No, Lieutenant, damit kann ich Ihnen leider auch nicht dienen. Waren dieser Preisklasse gehören nicht zu meinem Gebiet. Aber wenn Sie Genaueres darüber wissen wollen, kann ich Ihnen eine Adresse geben, wo Sie höchstwahrscheinlich alles erfahren können.«
    Cennegan horchte auf.
    »Ja«, nickte er. »Das würde mich sehr interessieren.«
    Olean machte eine einladende Bewegung zu seiner Ladentür hin. Cennegan trat ein. Ein melodisches Miniatur-Glockenspiel ersetzte die Ladenklingel. Der Juwelier ging hinter den gläsernen Verkaufstisch und notierte etwas. Als er Cennegan den Zettel aushändigte, sagte er erklärend: »Abraham Silverwater, wohnt in der 86. Straße. Er hat einen Trödlerladen, aber seine Spezialität ist der An- und Verkauf von Schmuck aus zweiter Hand. Ich glaube, es gibt nichts, was der alte Silverwater über Gold- und Silberwaren nicht weiß. Ich brauche selbst oft seinen Rat wie viele meiner Kollegen auch, wenn uns etwas zum Kauf angeboten wird, dessen Herkunft uns zweifelhaft erscheint. Wenn Silverwater erklärt, die angebotenen Sachen könnten heiß sein, dann sind sie es meistens auch. Wenden Sie sich an diesen Mann, sagen Sie, dass ich Sie geschickt hätte, Lieutenant, dann werden Sie sicher weiterkommen.«
    Cennegan grinste. Er tippte mit dem Zeigefinger an die Krempe seines Strohhutes und sagte lächelnd: »Wenn Sie mal einen guten Freund bei der Polizei brauchen, Mister Olean, rufen Sie mich an.«
    Olean lächelte verbindlich zurück. »Vielen Dank, Lieutenant. Ich werde es mir merken.«
    Cennegan verließ fröhlich pfeifend den Laden. Wenn dieser Silverwater so auf Draht ist, dachte er dabei, dann kriege ich vielleicht die Herstellerfirma raus. Das ist immerhin ein Anfang.
    ***
    Er fuhr in die 86. Straße und stellte den Wagen dort auf den nächsten Parkplatz, den er auftreiben konnte. Beim Parkwächter fragte er nach Abraham Silverwater. Er erhielt sofort Auskunft.
    Der Mann’hatte sein Geschäft im Erdgeschoss eines fünfstöckigen Mietshauses, das sich hartnäckig zwischen modernen Hochhäusern hielt. Es wirkte wie ein schmutziger Zwerg zwischen frisch gewaschenen Riesen.
    Der Laden roch muffig nach alten Kleidern, verstaubten Möbeln und billigem Pfeifentabak. Aus einem hinteren Raum kam sofort nach Cennegans Eintritt ein uralter Greis mit langer, schlohweißer Löwenmähne zum Vorschein, in dessen fast zahnlosem Mund eine große, gebogene Pfeife hing, aus der kleine Rauchspiralen aufstiegen.
    Cennegan tippte wieder an die Krempe seines Hutes.
    »Hallo, alter Herr«, grinste er freundlich »Sie sind sicher Mister Silverwater, was?«
    Der Alte musterte ihn gründlich und ohne Scheu.
    »Stimmt«, sagte er, »ich bin Abraham Silverwater. Was steht dem Herrn zu Diensten?«
    »Joe Olean gab mir Ihre Adresse«, sagte Cennegan. »Er sagte mir, dass Sie mir bestimmt helfen könnten.«
    »Nur Gott kann immer und jedem helfen, mein Sohn«, erklärte der Alte ohne alles Pathos. »Unsere Kräfte sind beschränkt.«
    Cennegan zuckte die Achseln. Was sollte er darauf sagen? Er zog statt dessen wieder sein Päckchen heraus und legte es auseinandergefaltet auf einen alten, wurmstichigen Tisch. Wortlos deutete er auf das Armband.
    Silverwater warf nur einen kurzen Blick darauf.
    »Höchstens fünf Dollar«, sagte er. »Mehr könnte ich Ihnen nicht dafür geben.«
    Cennegan lachte.
    »Ich will das Ding nicht verkaufen. Ich möchte wissen, wer dieses Armband hergestellt hat.«
    Silverwater stutzte. Er betrachtete Cennegan noch einmal gründlich, dann fragte er: »Warum wollen Sie das wissen? Sind Sie bei der Polizei?«
    Cennegan spürte, dass er diesem Alten ruhig die Wahrheit sagen konnte. Er erklärte ihm kurz den Zusammenhang.
    »Und dieses Armband ist die einzige Möglichkeit für die Polizei, herauszufinden, wer das Mädchen war?«
    »So ziemlich. Wenn wir nicht rauskriegen können, wer sie war, haben wir auch keine Hoffnung, jemals ihren Mörder zu kriegen.«
    »Auge um Auge, Zahn um Zahn, Blut um Blut heißt es in der Schrift«, sagte der Greis. »Ich werde Ihnen helfen. Warten Sie hier! Es kann lange dauern.«
    Er nahm das Armband und verschwand wieder in dem hinteren Raum.
    Cennegan sah sich im Laden um. Er musterte die herumstehenden alten Möbel, bewunderte
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