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0068 - Wir holten sie vom Schiff

0068 - Wir holten sie vom Schiff

Titel: 0068 - Wir holten sie vom Schiff
Autoren: Wir holten sie vom Schiff
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und schlich gebückt über das Vorderschiff. An den Aufbauten hörte ich Stimmen.
    Ich richtete mich auf und sah vorsichtig durch ein Bullauge, dessen Glasverschluss offenstand. Ich sah vier junge Mädchen, die in einer Art Großkabine saßen und in ein eifriges Gespräch vertieft waren, das meistens von Film, Karriere und Ruhm handelte.
    In zog den Kopf wieder ein und sah mich suchend um, denn ich war schließlich nicht nur aus Neugierde an Deck des Schiffes gekommen.
    Vielleicht werden Sie glauben, mein Handeln wäre umständlicher gewesen, als es notwendig war. Aber ich musste mit der Möglichkeit rechnen, dass die Leute hinterher einfach alles abstreiten würden. Man musste sie auf frischer Tat ertappen, auf einer so eindeutigen Tat, wo es keine Ausreden mehr gab.
    Ich blickte mich um. Die Mannschaft des Schiffes schien auf der Steuerbordseite beschäftigt zu sein, die zum Ufer hin lag, während ich mich auf der Seeseite backbords befand.
    Ein paar Schritte weiter führte eine Tür zu einer steilen Treppe, die nach unten ging. Ich lauschte, und da ich nichts hören konnte, stieg ich sie hinab. Unten gelangte ich in einen Gang, an dessen Ende eine zweite, abwärts führende Treppe zu erkennen war.
    Ich brauchte insgesamt höchstens zwei bis drei Minuten, bis ich den Kielraum erreicht hatte. Es roch muffig hier unten und war stockfinster. Mit einer Taschenlampe suchte ich mir meinen Weg zwischen allerlei Gerümpel. Ich versteckte mich hinter einem Stapel von großen Kisten, die änscheinend Konserven enthielten, jedenfalls waren die Aufschriften entsprechend.
    Ich sah auf meine Uhr. Es war bereits nach sieben. Noch immer lag das Schiff ruhig an der Mole. Eine Schiffsabfahrt geht selten auf die Minute pünktlich vor sich.
    Aber um sieben Uhr dreizehn spürte ich das erste schwache Zittern der Maschine leise durch das ganze Schiff vibrieren. Ich hatte die Taschenlampe wieder ausgeschaltet und wartete. Der letzte Akt des Dramas konnte beginnen…
    Er begann auch. Aber anders als ich erwartet hatte. Plötzlich hörte ich Stimmen und Schritte über mir. Die Luke, die herab in den Kielraum führte, wurde aufgerissen, Taschenlampen leuchteten.
    Ich hielt den Atem an. Hatte man mein heimliches An-Bordgehen entdeckt? Vielleicht war der dünne Strick, mit dem ich das Boot an der Ankerkette festgemacht hatte, beim Hochziehen des Ankers doch nicht gerissen, wie ich angenommen hatte? Ich konnte mir vorstellen, was für überraschte Gesichter die Matrosen gemacht haben mussten, als plötzlich mit dem Anker ein kleines Ruderboot über der Reling erschien.
    Ich zog leise meine Pistole und entsicherte sie. Mit angehaltenem Atem beobachtete ich die beiden Männer, die im Schein ihrer Taschenlampen mühsam die steile Stiege herunterkletterten. Sie trugen irgendetwas, aber ich konnte nicht erkennen, was es war.
    »Lass ihn einfach hier liegen«, sagte einer der beiden.
    »Der Alte hat gesagt, wir sollen ihn hinter die Konservenkisten legen«, widersprach der andere.
    Ich zog den Kopf ein. Hinter die Konservenkisten, das fehlte gerade noch. Mein ganzer Plan konnte gefährdet werden, wenn sie mich jetzt entdeckten.
    »Hier kann man sich den Hals brechen«, knurrte der erste. »Ich sehe nicht ein, warum wir mit dem schweren Kerl über tausenderlei Zeug klettern sollen. Es ist doch völlig gleichgültig, ob er nun hier oder da liegt. Morgen Nacht fressen ihn sowieso die Haie.«
    »Meinetwegen«, gab der zweite zu. »Lassen wir ihn hier liegen.«
    Es polterte, weil sie etwas Schweres fallen ließen. Dann machten sie sich wortlos auf den Rückweg. Kaum hatten sie die Luke hinter sich geschlossen, da stand ich auf und knipste meine Taschenlampe an.
    Suchend glitt der Lichtkegel über das Gerümpel. Keine fünf Schritte von mir entfernt, halb von einem lecken Bootsrumpf verdeckt, sah ich den Körper eines Mannes liegen, der an Händen und Füßen gefesselt war.
    Ich ging hin und leuchtete ihn ab. Auf seinem Hinterkopf hatte er eine schwere Beule, und augenscheinlich war er bewusstlos. Ich kannte ihn nicht, jedenfalls konnte ich mich nicht erinnern, ihn schon jemals irgendwo gesehen zu haben.
    ***
    Das Zittern und Stampfen der Maschinen wurde stärker, und es kam mir so vor, als ob das Schiff Fahrt aufgenommen hätte. Ich sah auf die Uhr. Okay, noch sieben Minuten hatte ich Zeit.
    Ich kniete nieder und klappte mein Taschenmesser auf. Mit ein paar kräftigen Schnitten hatte ich die dünnen Lederriemen, die man für die Fesselung verwendet
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