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0068 - Wir holten sie vom Schiff

0068 - Wir holten sie vom Schiff

Titel: 0068 - Wir holten sie vom Schiff
Autoren: Wir holten sie vom Schiff
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anzugrinsen. Ich erwiderte nichts, sondern schob sie beiseite. Der Flur war noch genauso düster wie bei unserem ersten Besuch. Ich kramte meine Taschenlampe aus der Hosentasche und knipste sie an.
    Vier Türen führten vom Flur ab. Ich ging auf Zehnspitzen an ihnen entlang, während die Alte sich unverständliches Zeug in den Bart brabbelte. Hinter der zweiten Tür hörte ich das hastige Schlagen von Schubladen und Schranktüren. Ich verzichtete auf Förmlichkeiten. Mit einem Ruck riss ich die Tür auf.
    Es war ein recht hübsches Zimmer. Zwei massige Figuren flegelten sich breit in zwei Sesseln. Ein sehr hübsches Mädchen von ungefähr zweiundzwanzig Jahren war anscheinend in größter Eile dabei, ihre Koffer zu packen.
    Ich blieb in der offenen Tür stehen und sagte: »Hallo, ihr beiden! Schöne Überraschung am späten Nachmittag, was?«
    Die beiden Galgenvögel starrten mich völlig verständnislos an. Endlich bequemte sich einer von ihnen, den Mund aufzumachen.
    »Was willst du hier, Bruder?«, fragte er, nicht einmal unfreundlich.
    »Nichts weiter«, sagte ich, ruhig und gelassen, aber mit gedehnter Stimme.
    »Gar nichts weiter. Nur wissen, warum man hier so plötzlich Koffer packt.«
    Die beiden zogen die Augenbrauen zusammen. Die freundliche Miene im Gesicht des einen war auf einmal wie weggeblasen. Sie standen auf und schoben sich drohend auf mich zu.
    »Hör mal, Bruder«, sagte der erste wieder, und seine Stimme hatte genau den richtigen Klang, um ängstliche Gemüter noch ängstlicher zu machen. »Dein Typ ist hier nicht gefragt. Also guck nicht so dämlich, verzieh dich!«
    Ich gähnte.
    »Danke. Ich bleibe gern noch ein bisschen. Aber regt euch deswegen nicht auf. Ich bin eben ein bisschen neugierig.«
    Bis jetzt hatte mich das Mädchen überhaupt nicht beachtet, aber nun wandte sie sich mir zu und sagte: »Sie haben sich sicher in der Tür geirrt, nicht wahr? Dies ist mein Zimmer, und ich wüsste nicht, dass wir uns schon irgendwo einmal gesehen hätten.«
    »Keine Rederei!«, schnaufte der eine der beiden Männer.
    Sie schoben sich auf mich zu. Ich beobachtete sie aus den Augenwinkeln. Im ganzen Zimmer waren Gepäck- und Kleidungsstücke verstreut. Es sah sehr nach Verreisen aus.
    Die beiden Kerle waren kurz vor mir angekommen. Einer von ihnen machte eine Geste, die mir klarmachen sollte, dass ich das Zimmer umgehend wie ein geölter Blitz zu verlassen hätte.
    Ich grinste nur. Als sie beide gleichzeitig ausholten, sagte ich ganz ruhig: »Dies ist nach meinen Informationen das vierte Mädchen, das sich in diesem Zimmer anschickt zu verschwinden. Interessant.«
    Die beiden stockten. Ihre erhobenen Fäuste blieben in der Luft hängen, und ihre Augen wurden auf einmal groß.
    Ich lächelte die beiden spöttisch an.
    »Bestellt eurem Boss, dass ich am Geschäft beteiligt werden möchte. Sonst könnte er verdammt viel Pech haben in der nächsten Zeit. Sagt ihm, dass ich mich morgen Mittag mit ihm deswegen in Verbindung setzen werde. Klar, ihr beiden Gummifiguren? Vergesst es nicht!«
    ***
    Ich fuhr zurück zum Hauptquartier. Es war wenige Minuten vor halb sieben, als ich dort ankam. Ich ließ mir zwei Kollegen vom Bereitschaftsdienst überstellen und gab ihnen einen Zettel, als sie mein Office betraten: »Beschattet diesen Mann. Er darf es nicht merken, aber er darf auch nicht entwischen können. Okay?«
    Sie nickten und gingen. Ich hob den Hörer ab und ließ mich mit der New Yorker Sektion der Interpol verbinden. Das Gespräch dauerte ungefähr fünf Minuten, dann rief ich noch beim Hafenamt an. Die gewünschte Auskunft erhielt ich sofort, als ich dem Clerk dort erklärt hatte, wer ich sei.
    Es war zwanzig Minuten vor sieben, als ich mich in meinen Jaguar setzte und in den Hafen brauste. Dabei spielte ich gelegentlich mit meiner Polizeisirene, weil ich es eilig hatte.
    Von jetzt ab geschah alles unter dem Druck der Zeit. Ich mietete mir ein kleines Ruderboot und setzte mich hinein. Mit kräftigen Zügen trieb ich das Boot aufs Wasser hinaus. Von der Seeseite her ruderte ich an die Santa Bella heran. Ich machte das Boot auf der dem Ufer abgewandten Seite an der straff gespannten Ankerkette fest. An den armdicken Gliedern der Ankerkette kletterte ich hinauf. Vorsichtig lugte ich über die Reling. Auf dem Vorderschiff war niemand. Nur mittschiffs standen ein paar Koffer an Deck.
    Die Koffer des Mädchens, das bei Mrs. Vanderland gewohnt und von mir beim Packen beobachtet worden war. Ich kletterte an Deck
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