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0068 - Wir holten sie vom Schiff

0068 - Wir holten sie vom Schiff

Titel: 0068 - Wir holten sie vom Schiff
Autoren: Wir holten sie vom Schiff
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bis zum Kinn. Hatte kupferbraune Haare. War eine verdammt hübsche Puppe.«
    »Wo ist sie jetzt?«
    Rander stierte mich ärgerlich an.
    »Der Teufel soll Sie holen, wenn Sie mich auf den Arm nehmen wollen, G-man. Ich habe keine Ahnung, wo sie sich herumtreibt. Eine Weile dachte ich, man hätte sie gekidnappt oder umgebracht. Aber dann hätte man ja ihre Leiche irgendwo finden müssen.«
    Ich sagte nichts dazu. Schweigend rauchte ich meine Zigarette zu Ende. Nach einer Weile versuchte Rander mir einzureden, dass bestimmt alles nur ein Irrtum gewesen wäre. Die ganze Schlägerei und die ganze Schießerei. Und mit dem Mord an O’Heaver hätten sie überhaupt nichts zu tun. Das würde sich sicher heraussteilen, und dann wäre ich der Blamierte.
    »Geben Sie sich keine Mühe, Rander«, sagte ich. »O’Heaver war vielleicht in charakterlicher Beziehung alles andere als ein ehrenwerter Mann. Aber Mensch ist Mensch und Mord ist Mord. Ihr habt ein Menschenleben ausgelöscht, als ob es irgendein lästiges Insekt wäre. Dafür werdet ihr bezahlen. Aus. Keine weitere Diskussion nötig.«
    Er wollte noch etwas sagen, aber in diesem Augenblick klingelte das Telefon. Ich hob ab und meldete mich. Die Auskunft im Erdgeschoss sagte mir, dass der Wagen von der City Police eingetroffen wäre. Ich dankte und versprach, sofort zu kommen.
    Ein paar Minuten später stiegen die beiden Gangster widerstrebend in den Wagen. Rander setzte sich vorn neben den Fahrer. Meather zu mir auf den Rücksitz. Eine Viertelstunde später standen sie im Office der vierten Mordkommission. Der stellvertretende Leiter der Kommission kam mir entgegen.
    »Der Chef ist unterwegs. Na, Cotton, was bringen Sie uns da für Galgenvögel?«
    Ich nahm mir gelassen eine Zigarette und sagte trocken: »Das sind zwei von den drei Männern, die heute Nacht bei O’Heaver waren. Der dritte sitzt in einer soliden Einzelzelle im FBI-Gebäude. Sie können ihn ebenfalls abholen lassen.«
    Sergeant Halder schnappte nach Luft. Es dauerte eine Weile, bis er sich von seiner Überraschung erholt hatte.
    »Was?«, stotterte er. »Die Mörder von O’Heaver?«
    »Ja«, nickte ich, »warum nicht? Sie hatten doch selbst gesagt, als ich bei euch auf kreuzte, dass ihr nun einpacken könntet, denn das FBI werde die Angelegenheit sicher im Handumdrehen erledigen. Na, ich fühlte mich herausgefordert. Holen Sie sich den dritten Mann. Wie Sie sie gegeneinander ausspielen, damit sie ein Geständnis ablegen, das ist Ihre Sache, verehrter Kollege. Cheerio!«
    Ich ging zur Tür. Dabei grinste ich, weil sie es ja nicht sehen konnten. Die Kollegen von der Stadtpolizei, die sich außer Halder noch im Zimmer aufhielten, starrten mir mit großen Augen nach, das fühlte ich. Dass es einfach ein unwahrscheinliches Glück war, dass wir den Humper zufällig vorher kennengelernt hatten, brauchte ich ihnen ja nicht auf die Nase zu binden.
    »Das ist unglaublich«, murmelte Halder hinter mir.
    Ich musste schlucken, sonst hätte ich laut gelacht. An der Tür drehte ich mich noch einmal um und spielte meinen letzten Trumpf aus.
    »Sie erzählten mir etwas von der Leiche eines Mädchens, die im Hafen gefunden wurde, Halder.«
    »Yeah«, stotterte Halder aufgeregt. »Wissen Sie etwa auch, wer das Mädchen umgebracht hat?«
    Ich schüttelte den Kopf. »No. Noch nicht. Aber ich weiß, wer sie war.«
    »Was?«, schrie Halder vor Entzücken. »Wir suchen seit Tagen ihre Identität herauszukriegen, und Sie erfahren im Handumdrehen, wer sie war?«
    »Ja, gewissermaßen. Sie hieß Mary Lancer und wohnte in der 98. Straße West. Der da…«, ich deutete auf Rander, »scheint mit ihr befreundet gewesen zu sein. Dies nur nebenbei, hochverehrte Kollegen. Lebt wohl, ich habe noch ein paar Kleinigkeiten zu erledigen.«
    Ich machte auf dem Absatz kehrt und ging hinaus. Zwei wütende Gangster und fünf völlig verwirrte Kollegen von der Kriminalabteilung der Stadtpolizei sahen mir nach, als wäre ich das achte Weltwunder.
    ***
    Ich fuhr in die 98. Straße West. Das Haus mit der Nummer 1264 lag im letzten Glanz der Abendsonne, die zwar noch lange am Himmel bleiben, aber hinter den hohen Umrissen der Wolkenkratzer verschwinden würde.
    Ein paar Kinder spielten vor dem Haus an der ausgetretenen Treppe. Sie bettelten mich an. Ich warf eine Handvoll kleiner Münzen unter sie, um die sie sich schreiend balgten.
    Im Erdgeschoss klopfte ich an der ersten Wohnungstür, an der ich vorbeikam.
    Eine verhärmte Frau öffnete.
    »Ja?«,
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