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0068 - Todeswalzer

0068 - Todeswalzer

Titel: 0068 - Todeswalzer
Autoren: Friedrich Tenkrat
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wußte nicht, wo er sich befand und was geschehen war. Er lag auf dem Rücken und starrte direkt in das Licht des Lüsters. In seiner linken Schläfe setzte ein pochender Schmerz ein.
    Mit verzerrtem Gesicht tastete Tim Tylor mit beiden Händen nach seinem Kopf. Er ächzte leise und versuchte sich aufzusetzen.
    Lucille!
    Der Name war plötzlich in seinem Gehirn und löste in ihm einen schweren Schock aus. Plötzlich konnte er sich wieder an jede Einzelheit erinnern.
    Lucille. Das Skelett. Der Knochenmann hatte das Mädchen gewürgt. Er, Tim, hatte sich auf das Scheusal gestürzt und…
    Wo war Lucille?
    Mit einem jähen Ruck setzte sich Tim Tylor auf. Ihm war, als würde sich eine Eishand um sein Herz schließen.
    Großer Gott, dort lag Lucille. Lag mit verrenkten Gliedern auf dem Boden, rührte sich nicht, atmete nicht mehr.
    »Lucille!« stieß Tim verzweifelt hervor.
    Er kroch auf allen vieren zu dem toten Mädchen. Zitternd starrte er sie an. Er war fassungslos. Lucille! Seine Lucille lebte nicht mehr, war ermordet worden von einem Knochenwesen, das es gar nicht geben durfte.
    Tränen traten Tim in die Augen.
    Zaghaft nahm er Lucille in seine Arme. Verzweifelt schüttelte er den Kopf. Seine Tränen fielen auf ihr bleiches Gesicht.
    Er konnte das alles nicht verstehen. Es war so ungeheuerlich für ihn, daß er glaubte, in einen Alptraum geraten zu sein.
    Aber das tote Mädchen in seinen Armen war Realität. Eine Wirklichkeit, mit der er nicht fertig werden konnte.
    Er war in seinem ganzen Leben noch nie so ratlos gewesen. Er wußte nicht, was er tun sollte. Lucille konnte er nicht mehr helfen.
    Gab es sonst noch etwas, das er tun konnte? Erschüttert bettete er Lucille Donats Kopf neben sich. Dann stand er auf.
    Ihm war übel. Das kam von der furchtbaren Aufregung. Ihm war schwindelig. Das kam vom Niederschlag. Immer noch hämmerte es schmerzhaft in seiner Schläfe.
    Er wankte ins Bad und übergab sich. Während er die Spülung betätigte, schoß ihm durch den Kopf, daß der Knochenmann sich immer noch in Lucilles Wohnung aufhalten konnte.
    Eiskalt wurde ihm bei dieser Idee.
    Er verließ das Bad und warf in sämtliche Räume einen hastigen Blick. Von dem grauenvollen Spuk keine Spur mehr.
    Aber Tim Tylor atmete nicht auf, denn im Wohnzimmer lag seine tote Freundin, die niemand mehr lebendig machen konnte. Diese schwere Last drohte ihn fast zu erdrücken.
    Wieso? fragte er sich. Wieso ist das passiert? Warum mußte Lucille auf diese schreckliche Weise, warum mußte sie sterben? Woher kam die Knochenbestie? Wer hatte sie geschickt?
    Im Wohnzimmer lehnte sich Tim Tylor an die Wand. Er befürchtete, noch einmal ohnmächtig zu werden. Wie erschlagen kam er sich vor.
    Sein Blick mied die Leiche. Zu sehr schmerzte ihn ihr Anblick. Er schaute starr auf das Telefon, ohne zu denken.
    Seine Gedanken waren irgendwo. Als sie nach einer Weile zurückkehrten, wußte er, daß er nun die Polizei anrufen mußte.
    Bevor er jedoch telefonierte, nahm er sich einen dreifachen Scotch. Er leerte das Glas in einem Zug und wartete auf die Wirkung des Alkohols.
    Sie war minimal. Aber sie half ihm doch einigermaßen, den schlimmen Schock zu überwinden. Er bedauerte, mit Lucille in der Diskothek gestritten zu haben. Zwei Menschen, die sich lieben, sollten niemals streiten. Das Leben ist so kurz.
    Manchmal zu kurz…
    Mit zitternder Hand ergriff Tim den Hörer. Er schloß die Augen und sammelte sich. Deutlich merkte er, wie er innerlich bebte.
    Langsam öffnete er die Augen wieder.
    Und dann wählte er die Nummer von Scotland Yard.
    ***
    »Wie oft muß ich es Ihnen noch sagen: Ich habe Lucille Donat nicht getötet!« brüllte Tim Tylor tags darauf im Büro von Inspektor Hywood Harris.
    Harris war ein im Dienst ergrauter Beamter. Clever. Verbissen. Hartnäckig. Wenn er einen Täter verhörte, konnte er diesen zur Verzweiflung und damit zum Zusammenbruch und zum Geständnis bringen.
    Für ihn war es lediglich eine Frage der Zeit, die zu verhörenden Personen dazu zu bringen, die Wahrheit zu sagen.
    Der eine redete früher, der andere später. Aber geredet hatten sie bei Hywood Harris bisher alle. Sein Dickschädel war in der Unterwelt gefürchtet.
    »Warum leugnen Sie?« sagte Inspektor Harris ungerührt. Er hatte gutmütige Augen und weiche Züge. Im Gegensatz dazu war sein Kern hart wie Granit.
    Tim Tylor starrte ihn wütend an. »Sie können doch nicht von mir verlangen, daß ich einen Mord auf mich nehme, den ich nicht verübt habe. Nur, um
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